Digitalisierung: Auch die Lehre an Unis soll digitaler werden
Die Kultusminister fordern mehr Digitalisierung von den Hochschulen. Kommt nach dem Digitalpakt für die Schulen auch einer für die Unis?
Kaum ist der Digitalpakt für die Schulen in trockenen Tüchern, soll auch die Digitalisierung der Hochschulen vorangetrieben werden. Die Kultusministerkonferenz (KMK) hat jetzt entsprechende Empfehlungen verabschiedet. Die Hochschulen werden aufgefordert, die Digitalisierung in der Lehre als strategisches Ziel zu verankern und die „organisatorischen, personellen und finanziellen Voraussetzungen“ für den Ausbau digitaler Lehrangebote zu schaffen.
Die Hochschuldidaktik solle „forschungsbasierte und praxisorientierte Angebote für die digitale Gestaltung der Lehre“ entwickeln. Bei der Akkreditierung von Studiengängen soll künftig sichergestellt werden, dass digitale Kompetenz in den Curricula „angemessen verankert ist“.
Bund und Länder sollen "Rahmenbedingungen" schaffen
Die Länder und der Bund müssten nun die „notwendigen Rahmenbedingungen für eine zielorientierte Digitalisierung“ schaffen, teilte die KMK mit. Dies als Auftakt für einen etwaigen Hochschul-Digitalpakt zu sehen, sei aber „übertrieben“, hieß es am Freitag auf Nachfrage.
Einen solchen Digitalpakt fordert aber die Hochschulrektorenkonferenz (HRK). Finanziert werden müsste etwa die technische Ausstattung, um Vorlesungen mitschneiden und digital aufbereiten zu können, sagte HRK-Präsident Peter-André Alt in der vergangenen Woche nach der Sitzung des HRK-Senats in Berlin.
Ende Februar hatte bereits die Expertenkommission für Forschung und Innovation (EFI) Bund und Länder gemahnt, die Digitalisierung der Hochschulen vor allem in der Lehre zu beschleunigen. Sie sollten die Hochschulen mit einer Digitalisierungspauschale unterstützen: Pro Studentin und Student müssten Unis und Fachhochschulen „einen bestimmten Betrag zum Ausbau und Unterhalt ihrer digitalen Infrastruktur und Anwendungen sowie zum Ausbau ihrer digitalen Lehr- und Lernangebote erhalten“.
EFI-Gutachter: Kosten von 1,3 Milliarden für fünf Jahre
Die Höhe der Pauschale beziffert EFI-Gutachter Uwe Cantner, VWL-Professor an der Uni Jena, auf 92 Euro pro Kopf und Jahr. Bei 2,8 Millionen Studierenden hieße das: Die Hochschulen würden 260 Millionen Euro pro Jahr – und damit rund 1,3 Milliarden Euro für fünf Jahre – erhalten. Eine solche Pauschale könnte Grundlage für den Hochschul-Digitalpakt sein, sagte HRK-Chef Alt. Cantner nannte die Aussage der KMK, die "Rahmenbedingungen" für die Digitalisierung der Hochschulen zu stellen, am Freitag auf Anfrage "sehr hilfreich". Sie treffe den Punkt der Digitalisierungspauschale aber "höchstens im allerweitesten Sinne".
Dass es um digitale Formate in der Lehre an den Hochschulen in Deutschland vielfach noch schlecht bestellt ist, wird seit Jahren beklagt. So hatte das Hochschulforum Digitalisierung im vergangenen Jahr festgestellt, dass vielen Hochschulen die Entwicklung von Online-Vorlesungen personell, technisch und didaktisch zu aufwendig sind. Auch die Studierenden seien gegenüber Inverted-Classroom-Modellen, in denen Studieninhalte mit E-Learning-Angeboten vorbereitet werden, skeptisch.