Unis bleiben männlich: Anteil der Professorinnen steigt nur langsam
An den Hochschulen in Deutschland haben Männer 80 Prozent der Professuren inne. Der Anteil der Frauen an den Professuren steigt nur langsam - im Schnitt um 0,76 Prozent pro Jahr.
Frauen sind in der deutschen Wissenschaft deutlich stärker vertreten als vor zwanzig Jahren. Doch ihr Anteil an den Professuren steigt nur sehr langsam, in den vergangenen zehn Jahren im Schnitt nur um 0,76 Prozent pro Jahr. Frauen haben erst 20,4 Prozent der Professuren inne (ohne Juniorprofessur 19,8 Prozent). Das geht aus dem aktuellen Bericht „Chancengleichheit in Wissenschaft und Forschung“ der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz (GWK) von Bund und Ländern über die Jahre 2012 und 2013 hervor (der gesamte Bericht hier).
Zwar haben Frauen gemessen an dem Anteil ihrer Bewerbungen auf eine Professur eine etwas höhere Chance auf einen Ruf als Männer, nämlich bei einem Anteil von 25,5 Prozent an den Bewerbungen einen Anteil von 30 Prozent an den Berufungen: So bekommt jede 18. Frau, die sich bewirbt, eine Professur, aber nur jeder 23. Mann. Doch da gleichwohl nur jeder dritte Ruf an eine Frau geht, ist Parität noch lange nicht in Sicht, stellt der Bericht fest.
Dabei sei der Pool für mögliche Berufungen von Frauen groß genug, um mehr Frauen zu berufen – jedenfalls über alle Fächer hinweg –, denn seit zehn Jahren seien 40 Prozent der Promovierten weiblich, mittlerweile sind es schon 45 Prozent. Frauen stießen aber immer noch an eine „gläserne Decke“: Das zu ändern, sei eine Frage der Chancengerechtigkeit. Außerdem gehe der Forschung durch die fehlende Teilhabe von Frauen Kompetenz verloren, heißt es in dem Bericht.
Kommen Frauen auf eine Professur, ist ihre Chance höher, befristet, in Teilzeit oder auf einer niedrigeren Besoldungsstufe beschäftigt zu sein. Im Vergleich zu ihrem Anteil an den Professuren sind Frauen überdurchschnittlich häufig befristet (28,8 Prozent) oder in Teilzeit (30,4 Prozent) beschäftigt. Auf den Professuren W3/C4, die besser vergütet und besser mit Personal ausgestattet sind, ist der Anteil von Frauen niedriger (16,5 Prozent) als ihr Anteil an den Professuren insgesamt. Überdurchschnittlich ist der Anteil von Professorinnen in den Sprach- und Kulturwissenschaften (35,5 Prozent). Der Studentinnen-Anteil in dieser Fächergruppe liegt aktuell bei 74 Prozent. Seit langem dominieren Studentinnen auch die Fächer Medizin/Gesundheitswissenschaften (mit einem Anteil von rund 69 Prozent) – aber nur unterdurchschnittliche 17 Prozent der Medizin-Professuren sind mit Frauen besetzt. Mit jeder Qualifikationsstufe schmilzt der Anteil von Frauen. Unter den Promovierten sind noch rund 58 Prozent weiblich, unter den Habilitierten 24,6 Prozent.
Schon beim Übergang vom Bachelor zum Master zeigt sich die Tendenz: Der Frauenanteil im Master ist im Schnitt niedriger als ihr Anteil an allen Bachelorabsolventinnen – im Jahr 2008 um acht Prozentpunkte. Im Jahr 2012 betrug die Differenz zwar nur drei Prozentpunkte, aber nur aus einem anderen beunruhigenden Grund: Der Anteil von Frauen, die einen Bachelorabschluss machen, ist leicht gesunken, heißt es in dem Bericht. Insgesamt hänge es aber weniger vom Geschlecht als von der sozialen Herkunft ab, ob jemand in den Master wechselt.
Der Bericht zeigt auch, dass es trotz ungezählter Anstrengungen der Wirtschaft und der Hochschulen nicht gelingt, deutlich mehr Frauen für das Studium naturwissenschaftlicher und technischer Fächer zu gewinnen. In den Ingenieurwissenschaften hat sich der Anteil der Studentinnen in den vergangenen zehn Jahren nur um 2,7 Prozentpunkte gesteigert. Insgesamt gibt es in dieser Fächergruppe sogar einen negativen Trend: Noch vor zwanzig und vor fünfzehn Jahren lag die Zahl von Frauen, die ein solches Studium aufnahm, über der Zahl der Frauen, die in dem betreffenden Jahr einen Abschluss in dieser Fächergruppe machte. Seit dem Jahr 2008 ist es umgekehrt: Der Anteil von Absolventinnen liegt über dem Anteil von Studienanfängerinnen.
Die GWK kommt zu dem Schluss, „dass es weiterhin besonderer Bemühungen in der forschungs- und wissenschaftsorientierten Frauenförderung bedarf“.
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