Impfstoffe zeigen gute Wirkung: Ansteckungsrisiko sinkt nach Biontech-Impfung deutlich
Erste Studien geben Grund zur Hoffnung: Nach der zweiten Biontech-Impfung soll sich das Risiko einer Ansteckung um mehr als 80 Prozent reduzieren.
Es könnte ein entscheidender Wendepunkt in der Pandemie sein: Verhindern die verwendeten Impfstoffe nicht nur Erkrankungen, sondern schon die Ansteckung mit Sars-CoV-2, ließe sich das Virus über großflächige Impfkampagnen rasch stoppen. Erste Daten sind ermutigend. Der Impfstoff von Biontech und Pfizer verhindert einer Analyse britischer Daten zufolge auch schon Ansteckungen mit dem Coronavirus.
Das Risiko für eine Infektion sinke nach der ersten der beiden vorgesehenen Dosen wohl um rund 70 Prozent, nach der zweiten um etwa 85 Prozent, jeweils verglichen mit dem Risiko ungeimpfter Menschen, teilte die britische Gesundheitsbehörde Public Health England unter Berufung auf vorläufige, noch nicht von unabhängigen Experten geprüfte Daten mit.
„Das deutet darauf hin, dass das Vakzin auch dabei helfen könnte, die Übertragung des Virus zu unterbrechen, weil man das Virus nicht weitergeben kann, wenn man nicht infiziert ist“, hieß es in der Mitteilung. Die Werte gehen auf die „Siren“-Studie zurück, bei der für eine Gruppe von etwa 40.000 Mitarbeitern aus dem Gesundheitsbereich regelmäßig Fragebögen zu Symptomen, Abstriche und Blutserum-Proben analysiert werden.
Am Wochenende waren bereits Ergebnisse einer bislang unveröffentlichten Publikation von Biontech und Pfizer zusammen mit dem israelischen Gesundheitsministerium bekannt geworden, der zufolge der Impfstoff „hocheffektiv“ bei der Verhinderung von Infektionen mit Sars-CoV-2 ist. Der Anteil der Menschen mit vollem Impfschutz, der in einem bestimmten Zeitraum positiv auf Corona getestet wurde, war demnach wesentlich niedriger als der Anteil bei den Nichtgeimpften. Die Studienautoren schreiben von einer Effektivität von 89,4 Prozent.
Sie geben allerdings selbst zu bedenken, dass der Effekt durch ihre Herangehensweise überschätzt sein könnte. Auch Experten halten den Wert für vorerst wenig belastbar.
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Sie warnen: Die Funde hätten keine wissenschaftliche Aussagekraft. Anders, als manche Berichte nahelegen, handelt es sich bei der Veröffentlichung des israelischen Gesundheitsministeriums nicht um eine wissenschaftliche Studie, sondern nur um einen vorläufigen Bericht – der es allerdings in sich hat: Demnach ist eine Person zwei Wochen nach Erhalt der zweiten Dosis des Pfizer-Impfstoffs mit fast 96-prozentiger Effektivität vor einer Infektion geschützt.
Bestätigt sich künftig durch weitere Analysen, dass die derzeit eingesetzten Impfstoffe die Weitergabe des Virus deutlich reduzieren, ließe sich die Pandemie mit den laufenden Impfkampagnen effektiv ausbremsen - und das umso schneller, je zügiger große Teile der Bevölkerung geimpft werden.
Astrazeneca soll Risiko eines Klinikaufenthalts um 94 Prozent reduzieren
Belastbare Daten gibt es für die drei in der EU zugelassenen Impfstoffe bisher nur mit Blick darauf, wie gut sie vor einer Corona-Erkrankung schützen - also vor den mitunter heftigen Symptomen, die auf eine Infektion folgen. Der Wirkstoff von Biontech/Pfizer kommt dabei auf Wirksamkeitswerte von mehr als 90 Prozent.
Unklar war bislang, ob die Impfstoffe nur dafür sorgen, dass Infizierte seltener Symptome entwickeln, oder auch vor der Infektion als solcher schützen. Das ist ein wichtiger Unterschied, denn um die Pandemie schnellstmöglich einzudämmen, sollten sich so wenige Menschen wie möglich infizieren.
Eine weitere Studie mehrerer schottischer Universitäten und der Gesundheitsbehörde Public Health Schottland zeigt, dass schon die erste der zwei Impfungen mit dem Präparat von Astrazeneca das Risiko eines Klinikaufenthalts wegen Covid-19 wohl um 94 Prozent reduzieren.
Daten gehen auf einen Großteil der schottischen Bevölkerung zurück
Die Werte gelten für die vierte Woche nach Erhalt der ersten Dosis, verglichen wurde, wie viel Prozent weniger Klinikeinweisungen es bei erstmals Geimpften als bei noch nicht geimpften Menschen gab.
Für die noch nicht in einem Fachmagazin erschienene Untersuchung griffen die Wissenschaftler auf die Daten von 5,4 Millionen Menschen zurück, fast der gesamten schottischen Bevölkerung. Berücksichtigt wurde der Zeitraum vom 8. Dezember bis 15. Februar. In dieser Zeit wurden in Schottland 1,14 Millionen Impfdosen verabreicht. Mehr als jeder Fünfte in dem britischen Landesteil wurde geimpft.
"Diese Ergebnisse haben einen substanziellen Effekt bei der Reduzierung des Risikos von Krankenhauseinweisungen durch eine einzelne Impfdosis quer durch die schottische Bevölkerung gezeigt", sagt Jim McMenamin, der Leiter der für Corona zuständigen Abteilung bei Public Health Scotland, der Mitteilung zufolge.
In Großbritannien wird eine Impfstrategie verfolgt, bei der so viele Menschen wie möglich eine erste Impfung erhalten sollen. Die zweite Dosis wird erst nach bis zu zwölf Wochen verabreicht. Insgesamt wurden im Vereinigten Königreich bereits rund 17,5 Millionen Menschen mit einer ersten Dosis geimpft.
Auch dem US-Impfstoff Moderna wird einer amerikanischen Studie zufolge, die am 30. Dezember im New England Journal of Medicine erschien, eine sehr hohe Wirksamkeit zugesprochen: Bei dem Testlauf mit 30.420 Personen ab einem Alter von 18 Jahren wurde eine Effizienz des Impfstoffs nach abgeschlossener Impfreihe mit 94 Prozent errechnet. (tsp/dpa)