Das Datensammeln des Impfweltmeisters: Israel sei gedankt!
Israel gleicht beim Impfen gegen Covid einem riesigen Testlabor. Das Land sammelt Daten zum Wohle der Welt. Dafür gebührt ihm Dank. Ein Kommentar.
Israel ist in aller Munde und aller Köpfe. Und das hat ausnahmsweise weder mit dem Nahostkonflikt noch mit Irans Atomprogramm oder dem Krieg in Syrien zu tun. Sondern vielmehr mit dem Schutz vor einem Virus. Es geht also um Gesundheit und Wohlergehen. Auf diesem Feld erscheint der jüdische Staat momentan als eine Art medizinische Supermacht.
Nirgendwo wird so konsequent und effizient gegen Corona geimpft wie in Israel. Schon heute haben mehr als viereinhalb Millionen Menschen, die Hälfte der Bevölkerung, das Vakzin von Biontech/Pfizer verabreicht bekommen. Ein Drittel der Bevölkerung hat sogar schon die zweite Dosis bekommen – Werte, von denen Deutschland nur träumen kann. Und wenn Impfmüdigkeit um sich greift, wird den Israelis der Piks mit einer Pizza plus Getränk schmackhaft gemacht.
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Dieser Erfolg bringt jede Menge Aufmerksamkeit und Bewunderung mit sich. Israel gilt seit Monaten nicht nur bei Juden als gelobtes Land, das ein wenig Freiheit und damit ein Stück Normalität in Pandemiezeiten verheißt. Und das völlig zu Recht. Genährt wurde und wird die Hoffnung auf ein Impfwunder von Studien und sehr vielen Daten. Kaum ein Tag vergeht, an dem israelische Forscher und Gesundheitsexperten nicht Neues – oft Erfreuliches – über die schützende Wirkung des Vakzins berichten können.
Viele Israelis empfinden das Weitergeben von Daten als Pflicht und Ehre
Das funktioniert so gut, weil Israel dieser Tage ein gigantisch großes Versuchslabor ist. Biontech/Pfizer liefert millionenfach Impfstoff und kann im Gegenzug auf die Ergebnisse vieler Untersuchungen und Tests zurückgreifen. Deren Ergebnisse können helfen, den Nutzen der Impfung besser einzuschätzen. Davon profitiert der Pharmakonzern auch geschäftlich. Aber ist das schlimm oder verwerflich? Die meisten Israelis scheinen damit kein Problem zu haben. Ebenso wenig wie mit dem Teilen ihrer Daten. Im Gegenteil.
Sie empfinden die Weitergabe der gesammelten Informationen in anonymisierten Form oft als Pflicht und Ehre. Missbrauch von Daten, der in Deutschland viele umtreibt und womöglich einen erfolgreichen Kampf gegen das mutierende Coronavirus zumindest erschwert? Diese Gefahr wiegt nach Ansicht der meisten Israelis nicht wirklich schwer, wenn es darum geht, die Gesundheit zu bewahren.
Sie sind regelrecht stolz darauf, damit anderen Menschen helfen zu können. Was nicht nur für das eigene Land gilt. Die meisten Israelis halten es für eine Selbstverständlichkeit, dass die ganze Welt aus dem gesammelten Wissen über den Impfstoff einen Vorteil zieht. Ein dankenswerter Akt globaler Solidarität.
Großzügigkeit gegenüber den Palästinensern? Warum nicht
So viel Freigiebigkeit zum Wohle aller dürfte das Weltbild der vielen Israel-Gegner etwas erschüttern. Wie kann es sein, dass dieser Staat, dem immer wieder böse Absichten unterstellt werden, Gutes tut? Mit einem wahlkämpfenden Regierungschef namens Benjamin Netanjahu an der Spitze, der ja auch nicht gerade gut beleumundet ist. In Lockdown-Zeiten gibt es eine Menge Zeit, über passende Antworten auf diese Fragen nachzusinnen.
Israel könnte es diesen Zweiflern sogar richtig schwer machen: Indem es dabei hilft, die Palästinenser in den besetzten Gebieten am eigenen Impfglück teilhaben zu lassen – ungeachtet aller politischen Differenzen. Denn dort ist die Corona-Not groß. Auch diese Großzügigkeit würde dem jüdischen Staat zur Ehre gereichen.