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Ur-Hightech: Werkzeuge gab es schon vor den ersten Menschen.
© MPK-WTAP

Die ersten Handwerker: Älteste Hämmer entdeckt

Vor 3,3 Millionen Jahren gab es in Kenia schon Steinwerkzeuge. Lange vor den ersten Menschen.

In Lomekwi, westlich des Turkana-Sees im Norden Kenias, hat ein Forscherteam die ältesten Steinwerkzeuge ausgegraben, die je entdeckt wurden. Mit 3,3 Millionen Jahren sind diese Steine rund 700 000 Jahre früher benutzt worden als solche des Olduvai-Typs, die maximal 2,6 Millionen Jahre alt sind und dem menschlichen Vorfahren Homo habilis, dem „Werkzeugmacher“, zugeordnet werden. Wer die jetzt ausgegrabenen Werkzeuge verwendet hat, ist offen, denn sie stammen aus einer Zeit vor der Entstehung der Gattung Homo. Damit ist die bisherige Auffassung infrage gestellt, erst die direkten Vorfahren heutiger Menschen hätten Steinwerkzeug benutzt und erfunden.

Homo Habilis war nicht der erste Handwerker

An der Ausgrabungsstelle fand das Team um Sonia Harmand von der New Yorker Stony-Brook-Universität 149 Steine, die unter anderem als Hammer und Amboss verwendet wurden. Ihre Form und Bearbeitung deutet darauf hin, dass sie benutzt wurden, um auf etwas einzuschlagen oder scharfkantige Splitter zu produzieren. Die Bewegungen von Arm und Hand, die dafür nötig waren, ähnelten eher denen von Nüsse knackenden Schimpansen und anderen Primaten als der Technik der Werkzeugmacher der Olduvai-Kultur, schreiben die Forscher im Fachblatt „Nature“. Zwar seien die Werkzeuge deutlich primitiver, aber die Nutzer der Lomekwi-Steine müssen einen festen Griff und gute Kontrolle über ihre Handbewegungen gehabt haben – ein Hinweis auf die kognitiven Fähigkeiten dieser Handwerker.

Schon länger vermuten Forscher, dass Steinwerkzeuge nicht erst von Arten der Gattung Homo, sondern bereits entfernteren Verwandten, Homininen, hergestellt wurden. Darauf deuten beispielsweise Schnitte und Kratzer an 3,4 Millionen Jahre alten Knochen hin, die im äthiopischen Dikka gefunden wurden. Die Lomekwi-Werkzeuge bestätigen diese Hypothese nun, die Lehrbücher müssten umgeschrieben werden, sagt der Geologe Chris Lepre von der Rutgers-Universität, der das Alter der Steine bestimmte.

Hat Kenyanthropus die Werkzeuge benutzt?

Als Schöpfer der Lomekwi-Werkzeuge komme Kenyanthropus platytops infrage, schreiben die Forscher. Von diesen Homininen, die vor 3,3 Millionen Jahren lebten, wurde 1999 einen Kilometer entfernt ein Schädel gefunden, ein Schädelknochen und ein Zahn sogar nur wenige hundert Meter von Lomekwi. Doch die Werkzeugmacher könnten auch andere Hominine gewesen sein, beispielsweise Exemplare wie „Lucy“, ein Australopithecus afarensis.

Welcher Hominin es auch war, er muss in einer bewaldeten Umwelt gelebt haben, wie Bodenanalysen der Forscher ergaben. Und damit fällt auch die gängige These, dass ein Klimawandel und die neuen Lebensbedingungen in der Savanne den Anstoß zum Werkzeuggebrauch gaben.

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