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Nistplatz. In einer jungen Gebärmutter wachsen Embryonen besser an.
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Fortpflanzungsforschung: Alter der Gebärmutter erhöht Schwangerschaftsrisiken

Bislang dachten Forscher, vor allem das Alter der Eizellen sei entscheidend, ob gesunde Kinder geboren werden. Doch das ist nicht der einzige Grund.

Ältere Frauen haben ältere Gebärmütter. Was trivial klingt, könnte nach neuen Erkenntnissen ein Grund dafür sein, dass mit dem Alter der Mutter auch das Risiko für Schwangerschaftskomplikationen steigt. Bisher sahen Forscher die Ursache dafür eher bei den weiblichen Eizellen. Mit zunehmendem Alter der Frauen häufen sich in den Eizellen Erbgutdefekte, die zu einer Fehlgeburt im ersten Drittel der Schwangerschaft führen können.

Allerdings steigt mit dem Alter der Mutter auch das Risiko für Komplikationen, die später in der Schwangerschaft auftreten, etwa Frühgeburten oder Wachstumsstörungen. Die Frage war also, wodurch diese Probleme ausgelöst werden? Ein internationales Forscherteam um Myriam Hemberger vom Babraham-Institut im britischen Cambridge hat nun die alternde Gebärmutter als mögliche Ursache ausgemacht – zumindest bei Mäusen.

Mehr Fehlbildungen bei Embryonen alter Mäuse

Das Organ könnte demnach eine lange unterschätzte Rolle bei Schwangerschaftskomplikationen spielen, wie die Wissenschaftler im Fachblatt „Nature Communications“ schreiben. Sie untersuchten dafür Mäuse in verschiedenen Altersstufen. Ältere Mäuse im Alter von 42 bis 54 Wochen hatten ein deutlich höheres Risiko für Fehlbildungen beim Embryo als ihre acht bis zwölf Wochen alten Artgenossen. Außerdem fanden sich häufiger Defekte im Mutterkuchen (Plazenta) der älteren Tiere.

Die Plazenta dient der Versorgung des Embryos mit Nährstoffen, dem Gasaustausch zwischen Mutter und Kind sowie dem Abtransport von kindlichen Stoffwechselprodukten. Ohne eine intakte Plazenta ist eine normale Entwicklung des Kindes unmöglich. Die Verbindung zwischen einer Häufung fehlgebildeter Embryonen und nicht normal ausgebildeten Plazentas führte die Wissenschaftler zu der Annahme, dass ältere Tiere häufiger keine funktionsfähige Plazenta ausbilden. Das führt zu Problemen während der Schwangerschaft.

Junge Gebärmutter rettet die Schwangerschaft

Als die Forscher die Embryonen älterer Tiere in die Gebärmütter jüngerer Mäuse überführten, geschah Überraschendes: Die Fehlbildungen an Embryo und Plazenta wurden in vielen Fällen korrigiert und die Schwangerschaft nahm einen normalen Verlauf. Das deutet darauf hin, dass sich die Fähigkeit der Gebärmutter, die Frucht im Mutterleib zu versorgen, mit dem Alter verringern kann.

Passend zu dieser Theorie fanden die Wissenschaftler in den Gebärmüttern älterer Tiere Veränderungen, die Wachstum und Entwicklung des Embryos negativ beeinflussen. Bislang ist unklar, inwieweit die Ergebnisse auf den Menschen übertragbar sind. Sie könnten aber eine Initialzündung sein, damit Forscher nicht nur in Eizellen nach Ursachen für Schwangerschaftskomplikationen suchen.

Florian Schumann

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