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So sehen Sieger aus. Die Zwillinge Cameron und Tyler Winklevoss aus den USA sind weltweit die ersten Bitcoin-Milliardäre.
© imago/ZUMA Press

Digitalwährung Bitcoin: Zwischen Boom und Bedenken

Während die einen sich noch fragen, ob sie Bitcoins kaufen sollen, sind andere mit der Digitalwährung schon Milliardäre geworden.

Tyler und Cameron Winklevoss haben mit Mitte 30 mehr als ausgesorgt. Und das dank Bitcoins. 2011 investierten die Zwillinge einen Millionenbetrag in die Digitalwährung. Sechs Jahre später macht sie das nun zu den ersten Bitcoin-Milliardären der Welt. Die Brüder – die einst damit bekannt wurden, dass sie Facebook-Chef Mark Zuckerberg vorwarfen, ihre Idee eines Sozialen Netzwerks geklaut zu haben – haben früh an die Digitalwährung geglaubt und werden dafür nun belohnt.

Ob ihre Nachahmer aber auch nur annähernd so viel Glück haben werden wie sie? Etliche wollen es versuchen und treiben den Kurs der Cyberwährung so in immer neue Höhen. Kostete ein Bitcoin am Montag noch 11000 Dollar, stieg der Preis in der Nacht zu Freitag bereits auf über 17 500 Dollar – bevor er binnen weniger Stunden wieder auf unter 15 000 Dollar einbrach.

Als Zahlungsmittel eignet sich Bitcoin kaum noch

Die Kursschwankungen bei der Digitalwährung nehmen damit immer absurdere Züge an. Wenn Aktienkurse so stark stark schwanken würden, wie das beim Bitcoin der Fall ist, würde Panik am Markt ausbrechen. Bei Bitcoins sind dagegen alle fasziniert. Kaum einer hätte vor neun Jahren geglaubt, dass eine rein fiktive Währung, die am PC geschaffen und von keiner Notenbank garantiert wird, einmal einen solchen Aufschwung erleben könnte. Auch die Erfinder der Digitalwährung, die bis heute anonym sind, dürften damit kaum gerechnet haben. Allerdings dürfte der Bitcoin-Boom nicht unbedingt in ihrem Interesse sein. Schließlich wurden Bitcoins eigentlich als Alternativwährung geschaffen. Mit ihr wollte man sich unabhängig vom klassischen Bankgeschäft machen, sich der Kontrolle der Zentralbanken entziehen. Das Ideal war eine eigene Digitalwährung, die parallel zu Dollar, Yen und Euro existiert – und mit der man ebenso gut bezahlen kann. Doch davon entfernt sich Bitcoin derzeit immer weiter: Je stärker die Kurse der Digitalwährung schwanken, desto weniger eignet sie sich als Zahlungsmittel.

Interessant geworden ist sie stattdessen vor allem für Kriminelle und Spekulanten. Gauner lieben Bitcoins, weil sie ihre Identität beim Handel mit der Digitalwährung nicht zwingend preisgeben müssen. Sie nutzen sie daher für Geldwäsche, kaufen damit illegal Waffen oder erpressen damit Konzerne. Auch der Täter, der derzeit DHL droht, Paketbomben zu verschicken, soll laut „Bild“-Zeitung das Lösegeld in Bitcoin verlangen.

Die Briten wollen den Markt regulieren

Deshalb fordert Großbritannien inzwischen eine EU-weite Regulierung für den Bitcoin-Handel. Nach Vorstellung der Briten soll nur noch Bitcoins kaufen können, wer sich zuvor identifiziert hat. So wie man sich auch ausweisen muss, wenn man ein Girokonto oder ein Aktiendepot eröffnen will. Abhalten wird eine solche Regulierung allerdings höchstens Kriminelle. Die zweite große Gruppe der Bitcoin-Fans, die Spekulanten, dürften weiter investieren. Zumal am Sonntag der Handel mit Bitcoin-Futures starten soll.

Futures sind komplexe Finanzpapiere, mit denen man auf steigende oder fallende Kurse einer Währung wetten kann. Für Bitcoins hat die US-Aufsicht solche Papiere gerade erst zugelassen. Die US-Börse CBOE will am Sonntag den ersten Bitcoin-Futures in den Handel bringen, eine Woche später will auch die Chicago Mercantile Exchange (CME) folgen. „Durch Futures kommen Bitcoins auf der großen Bühne an“, sagt Charles Hayter, Gründer der auf Internetwährungen spezialisierten Researchfirma Cryptocompare.

"Ewig kann das so nicht weiter gehen"

Vorerst können zwar nur institutionelle Anleger diese Bitcoin-Papiere kaufen. Experten gehen allerdings davon aus, dass schon bald Bitcoin-Fonds für Kleinanleger auf den Markt kommen. Ob sich eine solche Anlage lohnt, darüber sind Experten aber uneins. So hat Goldman Sachs bereits angekündigt, für ihre Klienten den Handel mit den neuen Terminkontrakten abwickeln zu wollen. JP Morgan und Citigroup wollen dagegen laut der „Financial Times“ vorerst nicht mitmischen.

Auch Milan Cutkovic vom Brokerhaus AxiTrader ist skeptisch. „Ewig kann die Kryptowährung nicht in diesem Tempo steigen“, sagt er. An einen baldigen Crash glaubt aber auch er nicht. „Die Angst der Spekulanten, dass sie den nächsten rapiden Kursanstieg verpassen werden, verhindert größere Korrekturen und hält die Nachfrage stabil.“ mit rtr

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