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Wie weiter bei der Erbschaftsteuer?
© dpa

Aktuelle Studie: Zwei Drittel lehnen Schäubles Erbschaftsteuer ab

Die Deutschen haben im Schnitt ein Drittel ihres Vermögens geerbt. Die Pläne des Finanzministers zur Erbschaftsteuerreform finden wenig Anklang. Das freut die Wirtschaftslobby.

Die Familienunternehmer fühlen sich in ihrer Kritik an den Plänen zur Erbschaftsteuerreform von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) auch durch Umfrageergebnisse bestätigt. „Die Menschen in Deutschland unterscheiden bei ererbten Vermögen sehr deutlich zwischen Geld- und Betriebsvermögen. Sie sind sich der Verantwortung und des Risikos bewusst, die ein Betrieb mit sich bringt“, sagte Lutz Goebel, Präsident des Verbands Die Familienunternehmer, dem Tagesspiegel.

Das Forsa-Institut hat im Auftrag des Verbandes eine repräsentative Online-Umfrage durchgeführt. Demnach lehnen zwei Drittel das Ansinnen Schäubles ab, dass bei der Zahlung von Erbschaftsteuer auch bereits vorhandenes Privatvermögen eines Erben herangezogen werden soll. Mehr als 90 Prozent halten es für wichtig oder sehr wichtig, dass die von vielen Familienbetrieben geprägte Wirtschaftsstruktur Deutschlands erhalten bleibt. Während die Hälfte der Befragten bekundet, zu Familienunternehmen grundsätzlich Vertrauen zu haben, sagte das über von Managern geführte Konzerne nur ein Prozent. 70 Prozent sehen in der Erbschaftsteuer einen Wettbewerbsnachteil für Familienbetriebe.

"Vermögensabgabe nur für Unternehmer"

„Bei der Erbschaftsteuerreform steht die einzigartige Finanzierungs- und Unternehmenskultur auf dem Spiel, die unsere Wirtschaft als Ganzes so robust macht“, sagte Goebel. Schäubles Plan, vorhandenes Privatvermögen neben ererbtem Vermögen zur Steuerzahlung heranzuziehen, nannte Goebel „eine Art von Vermögensabgabe nur für Unternehmer“. Seit Wochen kritisieren die Unternehmerverbände Schäubles Pläne.

Die Erbschaftsteuer wird Thema des nächsten Koalitionsausschusses von CDU, CSU und SPD sein. Während die SPD sich hinter Schäubles Modell gestellt hat und in einigen Punkten sogar für eine Verschärfung plädiert, gibt es in der Unionsfraktion Bedenken. Zudem haben mehrere Länder die Pläne des Bundesfinanzministers abgelehnt, darunter Bayern, Hessen und Baden-Württemberg. Die CSU will Änderungen an Schäubles Modell durchsetzen, in Stuttgart und Wiesbaden teilt man ebenfalls eher die Vorstellungen der Familienunternehmer.

Bis zu 80 Prozent aus Erbschaften

Nach einer aktuellen Studie der Freien Universität Berlin und des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung haben die Deutschen im Schnitt etwa ein Drittel ihres Vermögens geerbt und zwei Drittel selbst erarbeitet. Dies gilt quer durch alle Vermögensklassen. Allerdings erfasst die Studie, die auf Umfragedaten der Deutschen Bundesbank beruht, das reichste Prozent der Bevölkerung nicht. Der FU-Ökonom Timm Bönke geht aber aufgrund anderer Untersuchungen davon aus, dass in dieser Gruppe, zu der auch die meisten Erben größerer Unternehmen zählen, der ererbte Anteil deutlich größer ist und bis zu 80 Prozent ausmachen kann. Bönke verweist allerdings darauf, dass eine Erbschaft bei Betrieben aufgrund des unternehmerischen Risikos, das dahintersteckt, gegebenenfalls anders zu betrachten ist als eine normale Erbschaft.

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