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Achim Kampker (links) und Markus Bartenschlager (daneben) präsentierten ihre Ideen für anwenderfreundliche Elektromobilität.
© Kai-Uwe Heinrich

eMobility Summit 2015: Zwei Beispiele, die der Elektromobilität zum Durchbruch verhelfen könnten

Wenn der Postbote CO2-frei zustellt: Achim Kampker hat den elektrischen Streetscooter für die Post entwickelt. Auch BMW arbeitet mit „360 Grad Electric“ an nutzerfreundlichen Lösungen.

Von Maris Hubschmid

Deutschland sei eines der schwierigsten Länder in Sachen Ladeinfrastruktur, sagt Markus Bartenschlager: So viele Anbieter – „und die Provider wissen zum Teil selber nicht, welchen Stecker welches Fahrzeug benötigt“. Der 47-Jährige leitet bei BMW den Bereich „Öffentliches Laden“. Mit „360 Grad Electric“ hat der Autobauer einen ganzheitlichen Ansatz gewählt, um elektrisches Fahren alltagstauglicher zu machen: Der Service „Charge Now“ ist inzwischen in 22 Ländern aktiv und soll Besitzern von BMWi-Modellen das Finden und Nutzen öffentlicher Ladesäulen erleichtern, indem die Stationen in der Navigation angezeigt werden – unabhängig davon, wer sie betreibt.

Ohne internationale Vernetzung geht es nicht

Viele Daten flössen aber nur zäh, sagt Bartenschlager. Er hofft deshalb auf die Unterstützung der EU: „Die Vernetzung muss besser werden, der Informationsfluss darf an Ländergrenzen nicht aufhören. Wer mit dem Privatwagen nach Dänemark fährt, will keinen neuen Vertrag abschließen“, sagte er am ersten Tag des eMobility Summits.

Dass mehr Menge allein nicht zum Erfolg führe, zeige das Beispiel Japan. Dort gebe es zwar eine hohe Zahl von Ladestationen, doch an den falschen Orten – weshalb jetzt nachgerüstet werden müsse.

Ständiges Stop and Go: Mit E-Auto kein Problem

An neuen Lösungsansätzen für den Durchbruch der Elektromobilität arbeitet seit Langem auch Achim Kampker. Im Alter von 39 Jahren ist er Professor, Gründer und Leiter der Streetscooter GmbH, die Elektrofahrzeuge speziell für den Kurzstreckenverkehr herstellt. Das Unternehmen, entstanden aus einer Forschungsinitiative, ist jüngst in der Deutschen Post aufgegangen. Die unterhalte allein 30 000 Fahrzeuge in der Verbundzustellung, erzählt Kampker – also Wagen, mit denen sowohl Briefe als auch Pakete ausgetragen werden. Genau die richtige Dimension für einen umfangreichen Testversuch: Mit zunächst 300 E-Fahrzeugen erprobt die Post die CO2-freie Zustellung, aktuell in Bonn. Beim ständigen Stop and Go seien E-Autos für den Konzern ideal, sagt Kampker. Ein konventioneller Motor würde auf diesen Strecken gar nicht erst warm. Pedelecs und elektrische Dreiräder indes böten auch auf dem Fahrrad die Möglichkeit, mehr mitzunehmen, ohne dass zusätzliche Belastung entsteht.

Die Post als Blaupause

2015 will das Unternehmen 350 weitere Post-Streetscooter etablieren, aber auch Kleinserien an andere Firmen liefern. Der Erfinder hofft, dass der Vorstoß Blaupause auch für andere Flotten sein wird. Sowohl er als auch Markus Bartenschlager von BMW sagen: „Der Fortschritt ging uns zu langsam voran.“ Deshalb haben sie neue Geschäftsfelder entwickelt. Und dabei vielleicht vor allem eines richtig gemacht: Sie haben ihren potenziellen Kunden genau zugehört, wo der Bedarf ist.

Weitere Berichte zum eMobility Summit 2015 und zum Thema Elektromobilität finden Sie hier.

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