zum Hauptinhalt
Die Zentralen der Deutschen Bank und der Commerzbank in Frankfurt.
© Arne Dedert/dpa

Fusion ohne Sinn: Zusammen sind Deutsche Bank und Commerzbank auch nicht besser

Zwei große Geldhäuser sprechen über einen Zusammenschluss. Doch warum eigentlich? Eine starke Bank entsteht so nicht. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Carla Neuhaus

So richtig überzeugt scheinen die Banker selbst nicht von der Idee zu sein. Trotzdem sprechen Commerzbank und Deutsche Bank nun ganz offiziell über eine Fusion ihrer beiden Häuser. Völlig ergebnisoffen, versteht sich. Bankvertreter bemühen sich darum, nicht den Eindruck zu erwecken, der Zusammenschluss sei schon beschlossene Sache. Vielmehr wollten sie nun gemeinsam klären, ob eine Fusion überhaupt Sinn ergibt. Bei der Deutschen Bank bemüht man sich sogar, das Wort Fusion erst gar nicht in den Mund zu nehmen. Stattdessen spricht man dort nur von „strategischen Optionen“.

Doch wenn die Banker selbst unsicher sind: Was soll das Ganze dann? Das ist die entscheidende Frage, um die sich in den nächsten Monaten alles drehen wird. Eine Antwort darauf müssen nicht nur die Banker selbst geben. Sondern vor allem ein Mann: Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD). Er war es, der mehr als einmal gesagt hat, Deutschland brauche wieder eine starke, konkurrenzfähige Bank und der damit die Fusionsdebatte angestoßen hat.

Auch war er es, der seine Mitarbeiter zur Deutschen Bank geschickt hat: Allein sein Staatssekretär Jörg Kukies hat im letzten Jahr dutzende Male mit Vertretern von Deutschlands größtem Finanzinstitut zusammengesessen. Und heute? Tut Scholz geradezu so, als habe er mit alldem nichts zu tun.

Scholz kann sich nicht einfach aus der Affäre ziehen

Als der Moderator ihn am Montag bei der Tagesspiegel-Konferenz Global Solutions auf das Thema ansprach, verteidigt er zwar die Idee, eine Großbank zu schmieden. Gleichzeitig will er aber nicht derjenige sein, der das Ganze ins Rollen gebracht hat. „Es sind private Banken. Sie fällen ihre eigenen Entscheidungen“, sagte Scholz. Und: „Es nicht Sache der Regierung, das zu kommentieren.“ Auf einmal distanziert sich der Bundesfinanzminister also von der Fusionsidee. Denn was ein Thema sein sollte, mit dem er sich profilieren wollte, das fällt ihm jetzt auf die Füße.

30.000 bis 50.000 Jobs stehen durch eine solche Fusion in Deutschland auf dem Spiel. Kein Sozialdemokrat kann dazu Beifall klatschen. Und das, um in Deutschland den Traum von der Deutschland AG wieder aufleben zu lassen? Um ein Institut zu schmieden, das mit den US-Banken mithalten kann? Beides ist nicht realistisch. Die Deutschland AG, die war einmal. Und die neue Superbank, die wäre zwar groß genug, um im Krisenfall vom Staat gerettet werden zu müssen. Sie wäre aber niemals groß genug, um mit den sehr viel stärkeren US-Banken mitzuhalten.

Zahlen muss am Ende der Kunde

Die Kosten für diese Fusion tragen im Zweifel Kunden und Steuerzahler. Nicht nur könnte eine staatliche Beihilfe für das Institut fällig werden. Unter den Privatbanken würde auch die Konkurrenz kleiner. Derzeit halten sich Deutsche Bank und Commerzbank bei Preisen und Angeboten gegenseitig im Schach – schließen sie sich zusammen, können allenfalls noch die Sparkassen und Volksbanken diese Rolle übernehmen. Kein gutes Szenario.

Wäre die neue Superbank stark und gesund, könnte man das noch in Kauf nehmen. Doch ihre Probleme werden die beiden Häuser durch die Fusion nicht los. Etwa das schwächelnde Investmentbanking und die immer neuen Vorwürfe zur Geldwäsche bei der Deutschen Bank. Die mauen Gewinnaussichten und die Milliarden Euro in italienischen Staatsanleihen bei der Commerzbank. Durch die Fusion entstünde also nur eine neue Bank - mit alten Problem.

Zur Startseite