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Apple-Chef Tim Cook
© Reuters/Stephan Lam

iPhone-Konzern Apple: Zurück zu den Wurzeln

Bei Apple deutet sich eine neue Normalität an: Der Konzern elektrisiert nicht mehr mit Sensationen, sondern reagiert konsequent auf Kundenwünsche. Ein Kommentar.

Apple überrascht nicht mehr, Apple liefert. Der iPhone-Konzern hat am Montagabend in gewohnter Perfektion und Lässigkeit die Erwartungen erfüllt. Neue Geräte, neue Preise, neue Apps. Keine Experimente, aber auch nicht das "next big thing". Evolution statt Revolution. Ein kleineres, günstigeres iPhone SE, ein ebensolches iPad pro, bunte Armbänder für die Apple Watch.

Das Erstaunliche dabei: Die Börse, die sonst bei Apple zur Hysterie neigt, blieb so entspannt wie Tim Cook. Die nüchterne Präsentation des Apple-Chefs löste keinen Kursrutsch aus wie nach dem letzten Quartalsbericht, als seine sehr guten Geschäftszahlen nicht gut genug waren für die Analysten. Die Aktie notierte am Montag nach moderatem Verlust auf dem Niveau des Vortages.

Was ist passiert? Und wie viel Deutungshoheit hat die Börse überhaupt? Seit Apple nicht mehr das wertvollste Unternehmen der Welt beziehungsweise der Börse ist, sondern Google, schien der Stern von Cooks Konzern zu sinken. Etwas ganz Neues müsse her, um den Mythos Apple wiederzubeleben, hieß es.

Aber die Produktrevolution blieb aus. Apple verbesserte sich, Apple erfand sich aber nicht neu. Die Apple Watch, die letzte Neuheit, ist zwar der weltweit am häufigsten verkaufte Armbandcomputer - aber elektrisiert hat sie den Markt nicht.

Nun deutet sich eine neue Normalität bei Apple an, die den Blick schärft auf die Qualitäten, die der US-Konzern nachhaltig liefert: Apple reagiert konsequent auf das, was die Kunden wollen. Style, Leistungsfähigkeit, Bedienungskomfort - Apple-Produkte bieten all das, häufig in Perfektion. Und mit der neuen iPhone- und iPad-Generation werden die Smartphones und Tablets wieder kleiner, smarter und dennoch leistungsstärker - weil es viele Nutzer sich so gewünscht haben.

Billig ist Apple damit immer noch nicht - so viel Revolution verbietet sich. Aber Tim Cook spricht neue Kundengruppen an, die zum ersten Mal an den Kauf eines iPhones denken. Oder PC-Nutzer, die ihre alten Laptops gegen ein multifunktionales iPad eintauschen, wie der Apple-Chef hofft. Dabei hat Apple immer stärker professionelle Kunden im Blick, etwa mit einem satten Speicherangebot von bis zu 256 Gigabyte.

Tim Cook zelebrierte am Montag aber auch ein neues politisches Profil, das Apple in der Auseinandersetzung mit dem FBI um die Entschlüsselung eines Terroristen-Telefons gewonnen hat. Der US-Konzern verteidigt - glaubwürdig oder nicht - das hohe Gut der Privatsphäre und des Datenschutzes. Dazu ein wenig Umweltschutz, Recycling, Gesundheit, Forschung.

Back to the roots, zurück zu den Wurzeln, die Steve Jobs in den Gründerjahren legte. Ein genialer Techno-Hippie, der Tim Cook niemals sein wird. Aber Cook kann vielleicht eine neue Verbindung schaffen, bestenfalls eine neue Apple-Kultur: Ein Unternehmen, dessen Botschaft sich nicht allein in Superlativen und Super-Produkten erschöpft, sondern der eine konkrete Idee davon vermittelt, wie Technologie das Leben leichter, angenehmer, sicherer macht.

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