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Rückruf in die Werkstatt. Insgesamt 2,6 Millionen Dieselwagen des VW-Konzerns sind allein in Deutschland betroffen, erst 750 000 wurden repariert.
© dpa

Was VW-Kunden jetzt wissen müssen: Zurück in die Zukunft

Volkswagen kann nach der Freigabe durch das Kraftfahrt-Bundesamt fast alle manipulierten Dieselwagen umrüsten. Ende 2017 soll das Thema erledigt sein.

In den USA läuft es schon wieder besser für den VW-Konzern – und für seine Kunden. Noch in dieser Woche dürften sich die Wolfsburger mit der Justiz in Washington auf einen Vergleich einigen. In den Staaten tritt das Unternehmen jetzt wieder selbstbewusst auf, auch wenn die Festnahme eines VW-Managers durch das FBI den zuletzt guten Lauf empfindlich stört. Hierzulande geht der Streit weiter. So wurde am Braunschweiger Landgericht die erste Massenklage von deutschen Kunden eingereicht, die Schadenersatz im Dieselskandal fordern. Das Landgericht Regensburg verdonnerte einen VW- Händler dazu, den mit einer Manipulationssoftware ausgestatteten Wagen eines Kunden durch ein Neufahrzeug zu ersetzen.

Auch bei der Abarbeitung des Rückrufs in Deutschland (2,6 Millionen Fahrzeuge) und Europa (8,5 Millionen) läuft nicht alles glatt. Dem Zeitplan hinkt der Konzern weit hinterher, 2017 soll es nun aber zügig vorangehen. Fast alle Genehmigungen des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) für die Umrüstung von Motoren liegen vor. Nur für rund 14 000 Wagen, darunter Euro 6-Diesel und „CC“-Modelle, fehlt noch das Okay des KBA.

WELCHE AUTOS UMGERÜSTET WERDEN

In die Werkstatt können fast alle Autos, die in Deutschland zugelassen und von den Manipulationen betroffen sind. Vor allem sind das die Verkaufsschlager Golf und Passat. KBA-Freigaben gibt es für alle drei Varianten des betroffenen EA189-Motors mit dem Hubraum 1,2, 1,6 und 2,0 Liter. Zwar hatte VW bereits vor einem halben Jahr erklärt, das KBA habe die Umrüstpläne des Konzerns „bestätigt“, es dauerte dann aber doch länger bis zur offiziellen Freigabe. VW begründet die Verzögerung auch damit, dass die „notwendigen Softwaren“ erst noch im entsprechenden Volumen für alle Marken und Modelle zur Verfügung gestellt werden müssten. Insgesamt geht es um rund 750 Software-Varianten je nach Gewicht, Getriebetyp und Ausstattung.

INFORMATIONEN FÜR KUNDEN
Nicht alle Fahrzeuge können sofort in die Werkstatt. VW will die Autobesitzer in den kommenden Wochen per Brief anschreiben. Dann können sie Termine mit einer Vertragswerkstatt vereinbaren. Die Umrüstung kann laut VW bei allen Volkswagen-Partnern im Inland und im europäischen Ausland erfolgen. Bislang sind gut 750 000 Motoren der VW-Konzernmarken in Deutschland umgerüstet. Europaweit sollen die Rückrufe bis zum Herbst dieses Jahres abgeschlossen sein. Informationen, welche Modelle wann in die Werkstatt gerufen werden, hat VW bislang nicht gegeben.

NEUE SOFTWARE, NEUE BAUTEILE

Die meisten Motoren, die nun überarbeitet werden, bekommen eine Software, die die Abläufe im Motor besser steuern und für eine effizientere Verbrennung des Diesels sorgen soll. Bei Autos mit 1,6-Liter-Motoren wird zusätzlich noch ein sogenannter Strömungsgleichrichter eingebaut. Das kleine Gitterrohr aus Kunststoff soll verwirbelte Luft ordnen, die durch den Luftfilter Richtung Motor strömt. Über genauere Messungen könne die Motorsteuerung das laufende Aggregat dann besser abstimmen und damit auch den Stickoxidausstoß senken, erklärt Volkswagen. Die Umrüstung soll nicht länger als eine Stunde dauern und sie ist für die Kunden kostenlos.

MÖGLICHE NACHTEILE NACH DEM UMBAU

Die Umbaumaßnahmen von VW sind vor allem darauf ausgerichtet, dass die Autos den Test auf dem relevanten Prüfstand schaffen – und zwar ohne Betrugssoftware. Der ADAC hat zwar bei Messungen von einigen wenigen Fahrzeugen mit dem 2,0-Motor einen Rückgang von Emissionen schädlicher Stickoxide in realitätsnäheren Testzyklen gemessen, ohne dass der Verbrauch signifikant stieg. Einen Rückschluss auf alle umgerüsteten Fahrzeuge lässt das aber nicht zu. VW beteuert, dass die Autos nach dem Rückruf nicht mehr verbrauchen, die Leistung nicht sinkt und sie auch nicht lauter sind. Auch die Dauerhaltbarkeit der Motoren soll nicht beeinträchtigt sein. Nach VW- Angaben bestätigt das auch das KBA. Ob es aber de facto doch zu höheren Verbrauchswerten oder anderen Nachteilen kommt, bewerten derzeit mehrere Gerichte mithilfe von Gutachtern. Nach Informationen des Autoportals „Motor- Talk“ steigt bei 145 000 Dieseln mit sogenannten SCR-Katalysatoren der Verbrauch von Ad-Blue, der Harnstofflösung, die für die Abgasreinigung benötigt wird. Mehrere VW-Besitzer klagen, weil sie solche oder ähnliche Nachteile befürchten, auf Schadenersatz oder Rückgabe ihrer Autos.

KEINE ENTSCHÄDIGUNG

Während Kunden in den USA mindestens 5100 Dollar (4900 Euro) Entschädigung bekommen, gehen Kunden in Deutschland und Europa leer aus. Der Konzern begründet das unter anderem mit einer anderen Rechtslage. VW-Chef Matthias Müller hatte zudem bereits Mitte des Jahres gesagt, Entschädigungen in beliebiger Höhe würden Volkswagen überfordern. Neuerdings behauptet Volkswagen sogar, es liege gar kein Verstoß gegen EU-Gesetze vor. Manipulationen könne man dem Unternehmen nicht vorwerfen, weil es die Grenzwerte auf dem Labor-Prüfstand ja eingehalten habe. Gerichte haben unterschiedlich in der Frage entschieden, ob VW eine Pflicht zur Kaufpreis-Erstattung hat. Es gibt noch kein Urteil von höchster Instanz. Die US-Kanzlei Hausfeld, die mit dem Rechtsdienstleister MyRight.de zusammenarbeitet, versucht mit ihrer in der vergangenen Woche eingereichten Massenklage eine andere Strategie: Schon die bloße Inbetriebnahme von Autos mit Schummelsoftware sei ein schwerer Rechtsverstoß durch VW gewesen. Denn die zugehörigen Typgenehmigungen seien vom Tag der Zulassung an gleichsam erloschen. mit dpa

Einen umfangreichen Katalog von Fragen und Antworten für betroffene VW- Kunden bietet auch die Stiftung Warentest online unter www.test.de

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