Gesetzliche Krankenkassen: Zahlreiche Kassen erhöhen Beiträge
Der Kostendruck auf die gesetzlichen Krankenversicherer steigt. Die Kassen reagieren mit Zusammenschlüssen - und erhöhen die Tarife.
Seit dem 1. Januar existiert die neue Institution auf dem Papier, und Deutschland hat noch eine gesetzliche Krankenkasse weniger: Die Barmer GEK und die Deutsche BKK haben zum Jahreswechsel ihre 2016 beschlossene Fusion vollzogen. Mit nun insgesamt 9,4 Millionen Versicherten verringert die Barmer den Abstand zur größten deutschen Krankenversicherung Techniker (TK), bei der 9,8 Millionen Menschen versichert sind. Man habe die Vision, „in Zukunft die beste deutsche Krankenkasse zu sein“, teilt das vereinigte Unternehmen hoffnungsfroh auf seiner Homepage mit. „Der Zusammenschluss ist ein wichtiger Schritt, um dieses ambitionierte Ziel zu erreichen.“
Zusammenschlüsse sind in der Branche an der Tagesordnung
Fusionen wie diese sind in der Branche immer öfter zu beobachten: Neben der genannten war der Jahreswechsel auch Startschuss für drei weitere Zusammenschlüsse. So arbeiten nun die Betriebskrankenkassen Braun-Gillette und Pronova BKK unter einem gemeinsamen Dach und Namen, ebenso wie Energie BKK und Eon BKK. Während es Anfang der neunziger Jahre hierzulande noch mehr als 1200 gesetzliche Krankenkassen gab, sind es mittlerweile nur noch 113. Hauptursache für diese Entwicklung sind die steigenden Gesundheitskosten, die besonders bei kleineren Kassen wachsenden Druck verursachen.
Die Auswahl an Krankenkassen sinkt - die Tarife steigen
Neben einer immer kleineren Auswahl an Krankenkassen bekommen die Versicherten die Fusionen in der Branche allerdings vor allem über veränderte Beitragssätze und Zusatzabgaben zu spüren – und dies nicht zwangsläufig zu ihrem Vorteil. Seit diesem Jahr verlangen alle gesetzlichen Krankenkassen (GKV) in Deutschland von ihren Versicherten einen über den allgemeinen Beitragssatz hinausgehenden Zusatzbeitrag – laut aktueller Liste des GKV-Spitzenverbandes nehmen die Kassen dafür in diesem Jahr zwischen 0,3 Prozent (AOK Sachsen-Anhalt) und 1,8 Prozent (BKK Vital) des Bruttolohnes eines Arbeitnehmers. Vor allem zahlreiche regional verankerte Krankenkassen wie die in Metzingen (Baden-Württemberg) ansässige Betriebskrankenkasse hatten zum Jahreswechsel ihre Zusatzbeiträge erhöht. Für die Versicherten überregionaler Kassen wie der Techniker oder der DAK Gesundheit ändert sich dagegen 2017 bei den Tarifen nichts.
Experten rechnen mit umfassenden Beitragserhöhungen
Experten rechnen allerdings damit, dass auch die Großen mittelfristig nicht um Beitragserhöhungen herum kommen werden. „Der allgemeine Druck auf die Krankenkassen ist nicht weg, die Politik hat ihn nur nach hinten verschoben“, sagte Ann Marini, Sprecherin des GKV-Spitzenverbandes, dem Tagesspiegel. „Wir gehen davon aus, dass die Lage 2018 prekärer wird.“ In diesem Jahr seien die Beitragsanpassungen der Kassen dank einer milliardenschweren Finanzspritze aus dem Gesundheitsfonds vergleichsweise mild ausgefallen. Dagegen hätten im Vorjahr zwei Drittel aller Krankenversicherer ihre Tarife erhöht. Die Krankenkassenbeiträge tragen Arbeitnehmer und Arbeitgeber gemeinsam. Der Satz der Arbeitgeber ist dabei bei 7,3 Prozent gedeckelt, der für Arbeitnehmer liegt bei mindestens 7,3 Prozent. Seit 2015 können Kassen darüber hinaus einen Zusatzbeitrag erheben. Erhöht der Versicherer diesen, haben die Beitragszahler ein Sonderkündigungsrecht. Dem Gesetz zufolge können Kunden binnen einer Frist von zwei Wochen zu einem anderen Anbieter wechseln. Der Preisvergleich dürfte sich für die 55 Millionen GKV-Versicherten lohnen: Laut „Welt“ variieren die Kassenbeiträge in Deutschland bei einem Durchschnittsverdiener mit einem Bruttomonatseinkommen von 3000 Euro 2017 zwischen 5364 und 5904 Euro.
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