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Die Airline mit dem Kranich hat zu viele Flugzeuge und Mitarbeiter.
© AFP

Es gibt keine VEB Lufthansa: Würde der Bund nach jeder Corona-Hilfe mitbestimmen, könnte Deutschland dichtmachen

Die Empörung über den geplanten Stellenabbau trotz staatlicher Hilfe ist wohlfeil. Der Konzern hat die Krise nicht selbst verschuldet. Ein Kommentar.

Geld oder Arbeitsplatz – vor diese Alternative stellt die Lufthansa ihre Belegschaft und hat dazu den Gewerkschaften gruselige Vorschläge gemacht: Verzicht auf Urlaubs- und Weihnachtsgeld und überhaupt alle Einkommenserhöhungen in den nächsten Jahren. Dazu noch eine Arbeitszeitverkürzung mit Lohnabstrichen für alle, damit unterm Strich die Personalkosten um ein Fünftel sinken.

Das soll der Beitrag der Beschäftigten zur Sanierung des Unternehmens sein, das nur mit Hilfe staatlicher Gelder aus Österreich, der Schweiz, Belgien und selbstverständlich dem „Mutterland“ Deutschland den Verkehrsstillstand in der Pandemie überlebt.

Die Kapazitäten müssen runter

Wobei Sanierung der falsche Begriff ist. Das Unternehmen hat nicht wegen einer verfehlten Geschäftspolitik Kunden und Geld verloren. Ein Virus hat schlicht den Luftverkehr überall auf der Welt gestoppt; alle Anbieter von Luftverkehrsleistungen müssen nun ihre Kapazitäten runterfahren.

Vorstandschef Carsten Spohr, der 2023 die Staatshilfen zurückzahlen will, geht davon aus, dass 2021 von den aktuell 760 Flugzeugen der Lufthansa-Flotte 300 nicht gebraucht werden, 2022 würden noch 200 auf der Parkposition bleiben und 2023 immer noch 100. Seine Schlussfolgerung: Für weniger Flugzeuge werden weniger Menschen gebraucht.

Ohne Stellenabbau wird es nicht gehen

Bis zur Hauptversammlung in zwei Wochen hätte Spohr gerne eine Verständigung mit den Gewerkschaften. Bei den Piloten ist das machbar, die Gehälter sind zumeist hoch – hier greift die Gleichung Zeit für Geld. Bei anderen Beschäftigtengruppen dagegen, etwa den Flugbegleitern, ist das viel schwieriger. Wer wenig verdient, kann kaum verzichten. Spohr und seine Leute wollen aber Kündigungen vermeiden und sind nun gefordert, mit den Gewerkschaften Lösungen zu finden.

Ohne Stellenabbau wird es nicht gehen. Das Getöse von Oppositionspolitikern, die der Bundesregierung vorwerfen, der Lufthansa- Führung leichtfertig Geld ohne Gegenleistung gegeben zu haben, ist parteipolitische Profilierung auf den Knochen der Lufthansa-Belegschaft. Die Linken wollen sichere Arbeitsplätze, die Grünen auch und dazu weniger Fliegerei wegen des Klimas, und die Vielflieger der FDP hätten gerne bequemere Sitze.

Der Bund profitiert von den Hilfen

Die aktuellen Äußerungen aus der Politik bestätigen, wie sinnvoll es war und ist, dass der Staat zwar hilft, sich aber aus dem Geschäft raushält. Wenn alle Liquiditäts- und Überlebenshilfen in den vergangenen Monaten nur unter Auflagen gewährt worden wären, könnte der Laden Deutschland dichtgemacht werden.

Die Hilfen für die Lufthansa sind im Übrigen ein gutes Geschäft für den Bund, der auf dem Kapitalmarkt keine Zinsen zahlt, aber von der Lufthansa vier Prozent bekommt. Davon kann der gemeine Sparer nur träumen.

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