Wo ist das Geld?: Wirecard-Milliarden liegen nicht auf den Philippinen
Anzeichen für Milliardenbetrug beim deutschen Finanzdienstleister verdichten sich: Die fehlenden 1,9 Milliarden Euro liegen nicht bei der Zentralbank in Manila.
Das Ringen um die Zukunft des durch einen Bilanzskandal angeschlagenen Bezahldienstleisters Wirecard geht weiter. Schlechte Nachrichten kamen dabei von den Philippinen: Die 1,9 Milliarden Euro, die dem Dax-Konzern in der Bilanz fehlen, liegen offenbar nicht in dem Inselstaat, wie der Präsident der Zentralbank in Manila am Sonntag mitteilte.
Damit verdichten sich die Zeichen für einen Milliardenbetrug. Das Unternehmen aus Aschheim bei München wollte die aktuelle Entwicklung am Wochenende nicht weiter kommentieren.
Am Freitag hatten die philippinischen Banken BDO Unibank und Bank of the Philippine Islands mitgeteilt, dass Wirecard kein Kunde bei ihnen sei. Dokumente externer Prüfer, die das Gegenteil besagen, seien gefälscht. Auf den Konten der beiden Banken hätte die Summe eigentlich liegen sollen.
Wegen des fehlenden Nachweises der 1,9 Milliarden Euro hatte der Wirtschaftsprüfer EY Wirecard das Testat für den Jahresabschluss verweigert. Das Fehlen von Geld und Testat löste ein Beben aus, das am Freitag Unternehmenschef Markus Braun den Job kostete und den Kurs der Wirecard-Aktie weiter abstürzen ließ.
Sinkflug geht am Wochenende weiter
Der Sinkflug ging auch am Wochenende weiter. Beim Broker Lang & Schwarz, bei dem auch am Samstag gehandelt werden kann, notierten die Papiere des Dax-Konzerns bei 22,25 Euro und damit knapp 14 Prozent unter ihrem Freitagsschlusskurs. Damit hat das Papier binnen weniger Tage mehr als drei Viertel seines Werts eingebüßt: Noch am vergangenen Mittwoch hatte die Aktie bei mehr als 100 Euro notiert.
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Doch es könnte noch schlimmer kommen: Wegen des fehlenden Testats könnten Banken Wirecard nun den Geldhahn abdrehen und Kredite von rund zwei Milliarden Euro kündigen. Wirecard machte den Anlegern bereits am Freitag Hoffnung: Man befinde sich in „konstruktiven Gesprächen“ mit seinen kreditgebenden Banken, hieß es.
Die Hoffnung auf ein Stillhalten der Institute wurde von einem Zeitungsbericht gestützt: Wie die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ berichtete, wollen die Banken das Unternehmen nicht fallen lassen. „Keiner hat ein Interesse daran, den Kredit zu kündigen“, hieß es demnach am Samstag aus einem der beteiligten Geldhäuser. „Alle wollen jetzt das Ding kurzfristig stabilisieren.“ Aus dem Umfeld von Wirecard hieß es dem Bericht zufolge, man hoffe auf eine Einigung bis Ende kommender Woche. (dpa)
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