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Mehr Engagement gewünscht: Die Vorstände der Jopp AG, Jürgen (58), links, und Ralf (55), 2013 mit Madonna in Zehlendorf.
© picture alliance / dpa

Jetzt sprechen die Hard Candy-Eigentümer: „Wir wollen alle Studios wieder aufmachen“

Jürgen und Ralf Jopp wollen nächste Woche alle Clubs wieder öffnen. An diesem Freitag soll bereits das Studio in der Bergmannstraße wieder benutzbar sein.

Meine Herren, was ist los bei Ihnen? Fast alle Ihre Fitness-Studios sind zu.

Jürgen Jopp: Vier sind auf.

Welche?

Die Studios im Europa-Center, in Fürth, im Clou und am Tauentzien. Wir wollen aber alle Studios nächste Woche wieder aufmachen. Das Studio in der Bergmannstraße wird schon an diesem Freitag wieder geöffnet.

Woher soll das Geld kommen? Sie haben in Berlin neun Hard-Candy- und vier Superwomen-Studios. Allein bei Vattenfall haben Sie Stromschulden in einem nicht unerheblichen Bereich.

Das ist richtig, aber wir haben ja unsererseits Forderungen. Wir haben unsere Superwomen-Studios für einen siebenstelligen Preis verkauft. Mit ordentlichem Notarvertrag, eigentlich ist alles erledigt. Leider ist es jetzt so, dass die Investorin, die die Kette gekauft hat, ihr Geld im Ausland hat und derzeit nicht an das Kapital herankommt. Sie hätte schon vor zwei Monaten zahlen müssen. Hätte sie das getan, gäbe es jetzt keine Probleme, aber jetzt ist es zum Glück in der Endabwicklung.

Reicht die Summe, um all Ihre Schulden zurückzuzahlen?

Dann sind wir auf dem richtigen Weg. Gegebenenfalls verkaufen wir das eine oder andere Studio. Angebote liegen vor.

Aber nun läuft Ihnen die Zeit davon. Wo wollen Sie das Geld auftreiben, um die Studios wieder zu eröffnen?

Unsere Aktionäre sind bereit zu helfen. Wir haben 25 Aktionäre, darunter auch Sportler, Ärzte und Anwälte, die helfen wollen. Und wie gesagt, wir erwarten unmittelbar den Geldeingang des Verkaufspreises.

Leider geschlossen: Die meisten Studios sind zu.
Leider geschlossen: Die meisten Studios sind zu.
© dpa

Viele Ihrer Mitglieder haben Prepaid-Verträge. Das Geld ist bereits bezahlt, Sie brauchen aber dringend frisches Kapital.

Ja, in dieser Situation ist das misslich. Aber normalerweise sind Prepaid-Verträge eine gute Sache. Für beide Seiten. Die Mitglieder bekommen einen Rabatt, und das Studio hat eine sichere Einnahme. In anderen Ländern Europas gibt es fast nur Prepaid Karten als Vertragsart.

Wie ist das Verhältnis von Prepaid- zu Monatsverträgen?

35 bis 40 Prozent der Verträge sind mit Vorauskasse.

Vor allem diese Menschen haben jetzt Angst um ihr Geld.

Wir sind bemüht, die Studios ja auch wieder zu eröffnen. Wir wollen, dass am Ende alle ohne Schaden herauskommen. Wir versuchen alles.

Sechs Gläubiger haben Insolvenzanträge gestellt. Was ist damit?

Wir haben diese Gläubiger bis Ende der Woche ausbezahlt. Nun müssen wir genug Kapital auftreiben, damit diese Entwicklung auch nachhaltig ist und die vorläufige Insolvenzverwaltung aufgehoben wird. Wir gehen davon aus, dass uns das gelingt.

Viele Kunden kündigen derzeit. Das macht einen Neuanfang schwer.

Ralf Jopp: Eine Kündigung ist rechtlich nicht möglich. Die vorläufige Insolvenzverwaltung ist kein Kündigungsgrund. Wir werden uns natürlich nicht auf die rechtliche Seite zurückziehen, sondern wir werden mit allen Kunden, die gekündigt haben, sprechen und schauen, wie wir uns einigen können und diese zufriedenstellen.

Bisher haben Sie Ihre Kunden allerdings ziemlich allein gelassen. Infos gab es so gut wie keine.

Jürgen Jopp: Für uns ist das auch eine neue Situation. Wir waren noch niemals in einer solchen Lage.

Wie ist es zu Ihrer Misere gekommen?

Das mit dem Strom war wirklich nicht gut, das hätte uns nicht passieren dürfen. In manchen Situationen haben wir aber auch Pech gehabt. Wir wollten im vergangenen September in Köln ein Hard Candy-Studio eröffnen und dann stellten wir plötzlich fest, dass die Architektin keine Baugenehmigung beantragt hat. Das Studio ist bis heute nicht auf. Solche Situationen bringen manchmal vieles durcheinander.

Was kostet denn der Bau eines Fitness-Studios?

1000 Euro pro Quadratmeter. Und wenn ein Pool mit einer 25-Meter-Bahn eingebaut werden soll, kommen noch mal 500 000 Euro hinzu. Ein 2500 Quadratmeter großes Studio mit Pool wie in Zehlendorf kostet also drei Millionen Euro. Dazu kommen dann noch die Geräte und zusätzliche Investitionen, das ist eine weitere Million. Und zu Beginn hat man auch noch Anlaufverluste. Wir haben zehn Millionen Euro an Kapital eingesammelt, das ist nicht viel für 16 Studios, die wir bundesweit haben.

Aber warum haben Sie dann in so kurzer Zeit so viele neue, teure Studios aufgemacht?

Das ist sicher nicht gut gelaufen. Wir wollten eigentlich nur Frauenstudios. Die müssen in 1A-Lagen sein, weil die Frauen da sonst nicht hingehen. Ein Frauenstudio neben einer Spielhalle oder Disko, das geht nicht. Aber grundsätzlich sind wir zu schnell expandiert. Das war sicherlich ein Fehler.

Hat die Zusammenarbeit mit Madonna funktioniert?

Die Lizenz zu bekommen, war für uns ein Erfolg. Aber die weltweite Expansion von Hard Candy Fitness ist nicht so gelaufen, wie wir uns das gedacht haben. Außer unseren Studios hat nur noch ein Club in Toronto aufgemacht, und der ist schon wieder zu. Wir haben gehofft und sind davon ausgegangen, dass Hard Candy Fitness eine weltweite Marke mit hunderten Studios wird und die Mitglieder überall auf der Welt trainieren können, aber das ist leider nicht passiert.

Einmaliger Besuch: Popsängerin Madonna mit ihrer persönlichen Fitness-Trainerin Nicole Winhoffer bei der Eröffnung des Hard Candy-Clubs auf der Truman Plaza in Berlin.
Einmaliger Besuch: Popsängerin Madonna mit ihrer persönlichen Fitness-Trainerin Nicole Winhoffer bei der Eröffnung des Hard Candy-Clubs auf der Truman Plaza in Berlin.
© picture alliance / dpa

Was sagt Madonna zu Ihren Problemen?

Nichts.

Ist die Kooperation eher eine Last?

Wir stehen wegen des Namens Madonna unter besonderer Beobachtung. Und wenn Madonna oder wir negative Schlagzeilen machen, fällt das sehr ins Gewicht.

Wie oft war Madonna in den Berliner Hard-Candy-Studios?

Einmal, bei der Eröffnung in Zehlendorf 2013. Wir hatten uns ehrlich gesagt schon ein bisschen mehr Engagement gewünscht.

Werden die Studios auch in Zukunft Hard Candy heißen?

Schauen wir mal. Wir sollten weniger Wert auf die von Madonna inspirierten Fitness-Kurse legen, sondern wieder mehr auf die Trainer, auf solide, persönliche Betreuung. So wie früher in den Jopp-Studios.

Einige Ihrer Trainer haben kein Geld bekommen und sind weg. Wie wollen Sie den Neustart schaffen – ohne Personal?

Ralf Jopp: Wir haben offene Rechnungen der freien Trainer bereits beglichen und arbeiten die letzten offenen selbstverständlich ab. Viele Trainer möchten mit uns weitermachen, wenn der Betrieb wieder normal läuft. Es wird nicht am ersten Tag alles funktionieren, aber wir werden alles daransetzen, dass es bald wieder einen Normalbetrieb gibt.

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