Streik bei der Lufthansa: Wieviel verdienen Flugbegleiter wirklich?
Lufthansa und Ufo machen unterschiedliche Angaben bei Gehältern fürs Kabinenpersonal. Wie sie rechnen.
Die Flugbegleiter-Gewerkschaft Ufo streikt weiter, in Frankfurt am Main, Düsseldorf und München fallen Hunderte von Flügen aus, Zehntausende von Passagieren sind betroffen. Währenddessen läuft zwischen Lufthansa und Ufo, wie deren Chef Nicoley Baublies sagt, eine „Propaganda-Schlacht“. Zum Beispiel bei den Angaben über die Verdienste der Flugbegleiter. Ufo beschränke sich auf Angaben ohne Zuschläge, sodass Beträge herauskommen, die deutlich von den Angaben der Konzernführung abweichen.
Mindestens 18 Jahre und 1,60 Meter groß
Wer bei Lufthansa als Stewardess oder Steward arbeiten will, muss 18 Jahre alt und mindestens 1,60 Meter groß sein, ein „angemessenes“ Körpergewicht haben, Deutsch und Englisch fließend sprechen und mindestens einen Hauptschulabschluss vorweisen. Tattoos oder Piercings dürfen nicht sichtbar sein. Die Ausbildung dauert drei Monate, eingeschlossen sind drei Trainingsflüge. Dafür zahlt die Lufthansa eine Entschädigung von insgesamt 1240 Euro.
Zum Start rund 2200 Euro Bruttogehalt
Als Grundgehalt gibt es am Anfang 1386,10 Euro, dazu kommt eine Schichtzulage von 16,3 Prozent. Als Urlaubsgeld werden 848,74 Euro gewährt. Ein 13. Gehalt gibt es nicht. Bei Abwesenheit in Europa werden 42 Euro pro Tag gezahlt, außerhalb Europas 48 Euro. Flugbegleiter in Vollzeit haben 35 Tage Urlaub im Jahr. Wie alle Lufthanseaten können sie für sich, ihre Familie und Lebenspartner verbilligte Lufthansa-Tickets kaufen.
Rechne man alle Zuschläge und Spesen zusammen, komme ein Flugbegleiter bei Berufsstart auf ein Bruttogehalt von rund 2200 Euro, in der Spitze sogar 2650 Euro, rechnet Personalvorstand Bettina Volkens vor. „Völlig übertrieben“, sagt Baublies. Mehr als 1600 Euro seien es nicht. „Alle möglichen Spesen draufzuschlagen, macht kein anderes Unternehmen. Selbst nach 25 Jahren kommt ein Flugbegleiter nur auf 3100 Euro.“ Was er nicht sagt: In den ersten zehn Jahren, so argumentiert die Lufthansa, gebe es eine automatische Gehaltssteigerung von im Schnitt 3,2 Prozent, für jene, die vor 2013 begonnen haben, sogar von 4,8 Prozent. Tariferhöhungen aufgrund neuer Tarifverträge kommen noch dazu. Auf Vollzeitbasis und bei 87 Stunden im Monat erhalte so ein Flugbegleiter durchschnittlich brutto 50 000 Euro im Jahr, also 4166 Euro im Monat. Falsch, sagt Baublies. „Es sind im Schnitt 2900 Euro.“
Lufthansa mit starkem Versorgungssystem
Auch beim Endgehalt der Purserinnen oder Purser, also des Kabinenchefs, gehen die Angaben auseinander. Nach 30 Jahren seien es im Schnitt rund 6700 Euro, in der Spitze sogar 7150 Euro, rechnet Volkens vor. Baublies winkt ab: Es seien 4500 Euro Grundgehalt plus 600 Euro Purser-Zulage. „Im allerbesten Fall und mit vielen Überstunden können 2000 Euro dazukommen.“ Im Übrigen werde das Grundgehalt für die Purser künftig auf 3900 Euro abgesenkt. „Und überhaupt“, fügt der Ufo-Chef hinzu, „gilt das nur für etwa 900 der aktuell rund 19 000 Flugbegleiter.“
Auch beim Versorgungssystem gibt es aus Sicht von Lufthansa für Flugbegleiter keinen Grund zur Klage. Sie könnten weiter mit 55 freiwillig ausscheiden, mit 60 Prozent ihres letzten Gehaltes, das sie dann bis zum Erreichen der Pensionsgrenze erhalten. Diese Übergangsversorgung verfalle auch nicht, wenn sie nicht in Anspruch genommen werde, sagt Volkens. Zudem biete Lufthansa an, den Abschlag in der gesetzlichen Rente zu zahlen, wenn Flugbegleiter vorzeitig ausscheiden. „Das gibt es bei keinem anderen Unternehmen.“ Unterm Strich komme so ein Flugbegleiter, der mit 28 begonnen habe, beim Ausscheiden mit 58 Jahren, ab 63 auf eine gesetzliche und betriebliche Rente von 2150 Euro, wenn er mit 60 aufhöre, auf 2610 Euro. Fliegt er bis 63, seien es 3250, bleibt er bis 65, käme er auf 3660 Euro und damit auf 98 Prozent des letzten Gehaltes. Bei Pursern liege die Rente je nach Ausstiegsalter zwischen 2780 und maximal 4800 Euro.