Ideenwettbewerb: Wie sich Konzerne um Start-ups bemühen
Vier Großunternehmen und der Berliner Start-up-Experte Günter Faltin starten den Wettbewerb „Gründer-Garage“ neu. Geld für die Jungunternehmer soll dabei nur eine Nebenrolle spielen.
Diese Garage ist 16.000 Quadratmeter groß. Dass die neue Runde des Ideenwettbewerbs „Gründer-Garage“ in der Factory in der Rheinsberger Straße in Berlin-Mitte beginnt, soll wohl auch die gewachsenen Ansprüche transportieren. „Was wir in Deutschland brauchen, ist eine offenere Kultur des Unternehmerischen“, sagt Günter Faltin, Berliner Wirtschaftsprofessor und mit seiner Stiftung Entrepreneurship einer der Initiatoren des Projekts. Die schnell wachsende Start-up-Szene in Berlin, München, Hamburg und anderen Metropolregionen sei eine kleine Revolution in der deutschen Unternehmenslandschaft. Diese Stimmung soll der Wettbewerb aufgreifen.
Die Garage steht sinnbildlich für den Ort, an dem führende Technologieunternehmen wie Google, Apple oder Microsoft ihren Anfang nahmen: Ein paar junge Leute, die sich zusammentun, um aus einer guten Idee ein gutes Geschäft zu machen. Deshalb setzt der deutschlandweite Wettbewerb auch vor der Gründung an. Mit ihrer Idee bewerben sich die Unternehmer in spe auf einer Online-Plattform. Bis Ende September bekommen sie dann kostenlose Trainingseinheiten – in Form von Videos, Online-Seminaren und Workshops in der realen Welt. Nach der reinen Trainingsphase stellen sich die Teilnehmer zwischen Ende August und Ende September dem Publikum im Internet und einer Jury aus 60 Fachleuten. Sie schauen und bewerten, was die Jungunternehmer aus ihren Ideen machen wollen. Am Ende winken für die Bestplatzierten Geldpreise von 5000 bis 20.000 Euro.
"Wohlstand mach satt"
Geld ist aber nach Faltins Erfahrung, der den Arbeitsbereich Entrepreneurship an der FU Berlin leitet, gar nicht das Entscheidende für die Gründer. „Kopf schlägt Kapital“, sagt er. Die Ideen vieler Gründer seien gut, sie müssten aber auch professionell umgesetzt werden. Diesen Part – das Training der Teilnehmer – übernehmen die übrigen Partner des Wettbewerbs. Neben Google, das bereits 2012 dabei war, beteiligen sich erstmals drei weitere Konzerne: Volkswagen, 3M sowie Allianz mit seinem Start-up-Brutkasten.
„Wohlstand macht verdammt satt“, beschreibt VW-Marketing-Manager Anders-Sundt Jensen die Gefahr für das Innovationsklima in Deutschland. Seit einiger Zeit sei hierzulande aber etwas in Bewegung geraten. „Dazu wollen wir unseren Beitrag leisten.“ Selbstverständlich erhoffe sich Volkswagen auch, von den Ideen der Gründer zu profitieren – etwa indem sie die Handlungsprozesse im Konzern verbessern helfen.
Entsprechende Erfahrungen macht Google nach eigenen Angaben ständig. „Wir empfinden Google immer noch als ein Start-up“, sagt Deutschland-Chef Philipp Justus. Jederzeit neue Ideen zu entwickeln und in neuen Abteilungen auszuprobieren gehöre zur Unternehmenskultur des Suchmaschinenbetreibers. Als Partner der ersten Stunde zeigt sich das US-Unternehmen deshalb vom Erfolg des Wettbewerbs überzeugt. Von den 400 Ideen, die 2012 eingereicht wurden, seien über 30 noch heute als Start-up am Markt.