Gründer-Garage: Stricken am Erfolg
Mehr als 175 Geschäftsideen sind in der Gründer-Garage zusammengekommen.
Berlin - Designerin Julia Miske aus Berlin hat viel gelernt, sagt sie. Es war das erste Mal, dass sie mit ihrer Idee eines Onlinekonfigurators für individuelle und handgefertigte Strickpullover an die Öffentlichkeit gegangen ist. „Die Deutschen sind sehr neugierig, wenn Menschen neue Wege gehen“, sagt die 37-Jährige. „Aber wenn sie dafür Geld geben sollen, dann wird es sehr schwierig.“ Trotzdem hat Miske mehr als 10 000 Euro für ihr Start-up Knit-it eingesammelt. Vielleicht kommen noch einmal 10 000 Euro von Google hinzu.
Denn mit ihrem Unternehmen hat sie am Wettbewerb Gründer-Garage teilgenommen, den die Stiftung Entrepreneurship zusammen mit der Crowdfundingplattform Indiegogo und Google veranstaltet hat. Am Sonntag findet die Preisverleihung im Rahmen des Entrepreneurship Summit statt. Die Idee des Crowdfunding ist, im Netz Unterstützer für ein Projekt zu suchen. Auch wenn jeder nur einen kleinen Betrag gibt, so kommt über die Masse der Unterstützer doch eine große Summe zusammen.
Schon jetzt ist klar, dass Knit-it gute Chancen hat, zu den Siegern zu gehören. Denn das Team hat sein selbstgestecktes Finanzierungsziel übererfüllt und einen hohen Gogo-Faktor erreicht. Beides sind Voraussetzungen, bis zu 10 000 Euro von den insgesamt 150 000 Euro Preisgeld zu bekommen, die Google ausgelobt hat. Den Gogo-Faktor hat Indiegogo erfunden. Rund 20 Kriterien fließen in diese Bewertung ein, etwa wie viele Unterstützer eine Kampagne hat und wie groß das Interesse an ihr ist. So entscheidet das Internet-Publikum, welche Ideen sich durchsetzen und welche nicht.
Mehr als 1000 Menschen haben sich seit dem Start des Wettbewerbs Anfang August in der Gründer-Garage registriert. Rund 175 Kampagnen haben sich dann qualifiziert und durften ihre Idee auf Indiegogo präsentieren. Mehr als 260 000 Euro haben die Teilnehmer zusammen eingeworben. Die Auswahl traf die Stiftung Entrepreneurship unter anderem danach, wie hoch der Nutzen für die Kunden oder wie hoch der soziale oder ökologische Nutzen ist, denn auch soziale Projekte konnten teilnehmen. Zudem sollte eine Leistung für möglichst viele Personen nutzbar sein.
Der große Vorteil des Wettbewerbs liegt darin, dass am Ende alle Teilnehmer etwas mitnehmen, nämlich mindestens das eingesammelte Geld. Auch das Online-Trainingsprogramm auf dem Entrepreneurship Campus der Gründer-Garage kann natürlich über den Wettbewerb hinaus genutzt werden. Max Senges, Projektleiter Gründer-Garage bei Google, zieht ein positives Fazit: Die Initiative habe gezeigt, dass Deutschland ein Land innovativer Ideen und Unternehmergeist ist. „Um daraus funktionierende Geschäftsmodelle zu entwickeln, brauchen Gründer Kompetenz und Kapital. Das Internet bietet für beides wirksame Instrumente, auch dies hat die Gründer-Garage unter Beweis gestellt.“
Auf rund 15 000 Euro und einen noch höheren Gogo-Faktor als Knit-it kommt Benjamin Bauer mit Landwerk, einer Internet-Plattform für Landwirte und Verbraucher. „Ich möchte kleinen und mittleren Landwirten helfen, ihre Produkte besser zu vermarkten“, sagt der Agraringenieur. „Viele wissen nicht, wie sie ihre Wurscht in die Stadt bringen sollen.“ Es sei ziemlich kompliziert gewesen, genügend Unterstützer zu finden, da das Crowdfunding hierzulande noch relativ unbekannt sei. Zudem habe es eine Reihe technischer Probleme auf Indiegogo gegeben. „Es gibt nicht mal eine Telefonnummer, die man mal anrufen könnte.“ Am Ende fand Landwerk rund 100 Unterstützer. Im November soll die Plattform online gehen.
Corinna Visser