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Unendliches Wissen. Im Internet gibt es etliche Vorträge und Webinare. Oft sogar kostenlos.
© Getty Images/iStockphoto

Neues lernen statt netflixen: Wie sich Beschäftigte von zu Hause aus weiterbilden können

Wer gerade weniger arbeitet oder gar nichts tun kann, hat verschiedene Optionen zum Zeitvertreib. Eine ist, sich online weiterzubilden. Ein Überblick.

1. Spanisch sprechen

Einer der bekanntesten Anbieter von Online-Sprachkursen ist Babbel. Die Nachfrage sei in Deutschland seit Mitte März stark angestiegen, was Grafiken belegen. Auch jene, die schon länger Kunden sind, werden aktiver. Wie lange jemand braucht, um eine Sprache zu beherrschen? „Das ist schwer zu sagen“, sagt eine Sprecherin. Wissenschaftler der City University of New York hätten in einer Studie herausgefunden: Absolute Anfänger könnten nach 15 Stunden Spanischlernen mit der App denselben Wissensstand erreichen wie nach einem Semester-Kurs an der Uni.

Empfohlen wird, jeden Tag ein bisschen was zu tun und wenn es 15 bis 30 Minuten sind. In zwei Monaten könnte man also theoretisch eine fremde Sprache fließend sprechen. Die Preise variieren je nach Abo: Ein 3-Monats-Abo kostet 9,99 Euro pro Monat; ein 6-Monats-Abo 7,99 Euro; ein 12-Monats-Abo: 5,99 Euro. Schüler und Studenten könnten Babbel momentan für einen Monat kostenlos nutzen. Im Laufe der nächsten Tage könnten alle die App für eine Woche testen ohne zu zahlen.

2. Volkshochschule im Netz besuchen

Die Volkshochschulen bieten derzeit etliche Webinare und Live-Streams zur Weiterbildung vom Küchentisch aus an. Webinare sind Veranstaltungen, die live übertragen werden. Über einen Chat können Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit dem Dozenten interagieren. „Wenn Menschen derzeit dazu angehalten sind, zu Hause zu bleiben, dann muss die Weiterbildung darunter nicht leiden“, sagte Direktor Ulrich Aengenvoort. Der vhs-Kursfinder zähle bereits hunderte Webinare. Die Themen reichen von Fremdsprachen über Office-Anwendungen bis zum Gedächtnistraining. Mehr als 70 Volkshochschulen haben sich zudem der Initiative www.vhs-wissen-live.de angeschlossen. Dort kann sich anmelden, wer Vorträge von Wissenschaftlern hören möchte.

3. Angebote der Verbände

Der Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Rohstoffwirtschaft schrieb vor wenigen Tagen: „Da fast alle Präsenz-Termine für die nächsten Wochen abgesagt sind, haben sich viele Terminkalender kurz- und mittelfristig ausgedünnt.“ Dies sei „eine gute Gelegenheit, die gewonnenen Zeiträume für Weiterbildung zu nutzen“. Der Verband bietet Online-Kurse von der Abfallnachweisprüfung bis zum Insolvenzrecht in der Coronakrise an. Wie es in anderen Branchen aussieht? Viele Industrie- und Handelskammern haben ebenfalls Online-Seminare konzipiert – etwa zu den Themen Datenschutz, Buchführung, agiles Projektmanagement, Grundlagenwissen in Künstlicher Intelligenz. Es seien keine Vorkenntnisse erforderlich. Am Ende gebe es eine Teilnahmebescheinigung.

Die Bitkom-Akademie, die sich vor allem an Fach- und Führungskräften in der Digitalbranche wendet, bietet in den kommenden Monaten 40 kostenfreie Online-Seminare an. Manche sollen auch drängende Organisationsfragen beantworten: wie funktioniert digitale Teamarbeit, wie Unternehmenskommunikation über die Distanz? Kostenpflichtige Kurse könnten mit Bildungsschecks gebucht werden. Es gebe diverse Weiterbildungsförderprogramme auf EU-, Bundes- und Länderebene. Die Deutsche Hotelakademie will ebenfalls mit Wissen unterstützen. Seit letztem Donnerstag könnten sich Interessierte auf ihrer Internetseite zu sieben Webinaren anmelden. In einem werde erklärt, wie man Gästegruppen richtig analysiert. In einem anderen geht es um das digitale, vernetzte Hotel. Kommt der Zimmerservice per Roboter?

4. Vorträgen lauschen

TED-Talks– Abkürzung für Technology, Entertainment, Designs – sind Vorträge, die auf einer Kult-Konferenz in Kalifornien gehalten werden. Viele sind im Netz abrufbar. Das Spektrum reicht von Technologie über Wirtschaft bis hin zu Wissenschaft. In einem der beliebtesten Videos erklärt Julian Treasure: „So reden, dass andere einem zuhören wollen.“ Die Sozialpsychologin Amy Cuddy beschreibt, wie der gezielte Einsatz der Körpersprache das Selbstbewusstsein verbessern kann. Zu den renommiertesten Rednern zählen außerdem Jeff Bezos, Bill Clinton und Stephen Hawking. Und nicht zu vergessen Microsoft-Gründer Bill Gates. Er warnte in einem Ted-Talk von 2015 vor den Auswirkungen einer Epidemie.

5. In Harvard einschreiben

Mal eine Princeton-Vorlesung über Algorithmen hören? Eine über Machine Learning an der Columbia University? Oder Data Science in Harvard lernen? Das geht. US-amerikanische Elitehochschulen wie Brown, Harvard, Dartmouth und Yale haben rund 450 Kurse kostenlos im Internet zur Verfügung gestellt. Eine Übersicht ist hier zu finden.

6. Lernplattformen durchstöbern

In den vergangenen Jahren sind „Massive Open Online Courses (MOOC)“ – wie von den genannten Elite-Universitäten – immer beliebter geworden. Die Plattform EdX wurde vom MIT und Harvard ins Leben gerufen. Millionen Menschen haben dort schon an Kursen teilgenommen. Die meisten sind frei zugänglich. Manche kosten etwas und man erhält am Ende ein Zertifikat. Die Plattform „coursera“ wurde von zwei Stanford-Professoren gegründet und funktioniert nach einem ähnlichen Prinzip. Eine deutsche Variante ist die Online-Lernplattform openHPI.de des Hasso-Plattner-Instituts (HPI). Worüber dort doziert wird? Zum Beispiel über die Einführung in Deep Learning für Computer Vision – oder Design Thinking 4.0.

7. Arbeitsagentur kontaktieren

Wer möchte, kann sich auch bei der Bundesagentur für Arbeit umsehen und eine Weiterbildung beantragen, die staatlich (mit) finanziert wird. Seit Anfang 2019 gilt ein Gesetz, das Beschäftigten weitaus mehr Möglichkeiten einräumt und je nach Größe des Betriebs einen Teil übernimmt oder sogar die gesamten Kosten, wenn es sich um eine Firma mit weniger als zehn Mitarbeitern handelt. Das Gesetz schreibt unter anderem vor, dass der Kurs mehr als 160 Stunden andauern muss. Vor der Krise wollten viele Unternehmen niemanden so lange freistellen, weil zu viel zu tun sei.

Der Arbeitnehmer muss sowohl bei der Agentur für Arbeit als auch beim Arbeitgeber einen entsprechenden Antrag stellen. Die Behörde berät und entscheidet dann darüber, ob sie einen Anteil der Kosten trägt. Was dauern kann. Bewilligt sie die Förderung, können Beschäftigte ihren Bildungsgutschein bei einem zugelassenen Träger ihrer Wahl einlösen. Einer der größten Träger in Deutschland ist WBS Training. Auf der Internetseite heißt es, die Kurse fänden weiterhin statt – und zwar online.

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