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Kevin Martell (Mitte), Ko-Gründer vom Start-up „OdemGlobal“ hat den Berlin-Partner-Pitch in New York gewonnen. Ebenfalls im Bild: Stefan Franzke (r.), Geschäftsführer von Berlin Partner und Christian Herzog (l.), Geschäftsbereichsleiter Digitale Wirtschaft.
© Berlin Partner

Pitch "Start Alliance Berlin": Wie New Yorker Start-ups für einen Trip nach Berlin kämpfen

Die deutsche Hauptstadt steht hoch im Kurs bei US-Start-ups. Der Senat will den Austausch fördern.

New York - 85 Dezibel reichen, um Frank O’Brien nach Berlin zu bringen. 85 Dezibel, das ist etwa so laut wie ein Presslufthammer aus 40 Metern Entfernung – und so laut wie der Jubel von O’Briens Fans auf dem „Applausometer“. Sie haben dem 34-Jährigen damit am Montagabend ein Ticket in die deutsche Hauptstadt gesichert: O’Brien ist der erste Teilnehmer eines neuen Austauschprogramms, das am Montagabend in New York offiziell gestartet wurde und junge Unternehmer in beiden Städten besser miteinander vernetzen soll.

Initiiert wurde die „Start Alliance Berlin“ von der Wirtschaftsförderung Berlin Partner, Schirmherr ist Berlins Regierender Bürgermeisters Michael Müller (SPD). Berliner und New Yorker Start-ups sollen mit dem Programm die Märkte in der jeweiligen Partnerstadt kennenlernen und sich dort mit den relevanten Akteuren austauschen.

Ähnliche Partnerschaften gibt es bereits mit Tel Aviv, Schanghai und Paris – doch das Interesse an dem transatlantischen Programm ist nach Angaben von Berlin-Partner-Geschäftführer Stefan Franzke besonders groß. „New York und Berlin sind sich in Bezug auf die Start-up-Szene sehr ähnlich“, erklärt Franzke, beide Städte seien als Start-up-Ökosysteme noch nicht so etabliert wie beispielsweise das Silicon Valley, „aber die Szene ist äußerst umtriebig, was auch immer mehr Investoren anzieht“, betont Franzke. 2,1 Milliarden Euro Kapital sind nach einer Studie der Unternehmensberatung Ernst & Young 2015 nach Berlin geflossen, das damit europäischer Spitzenreiter ist – und deshalb auch die Aufmerksamkeit amerikanischen Start-ups auf sich zieht.

24 junge Unternehmer aus dem Big Apple haben sich laut Franzke vorab für die „Start Alliance Berlin“ beworben, drei durften dann am Montagabend im Co-Working-Space „We Work“ mit ihren Ideen gegeneinander antreten: Frank O’Brien mit seiner Marketing-Plattform OdemGlobal, Jane Barratt und Husani Oakley mit ihrer Investoren-Plattform Goldbean und Cynthia Salim mit ihrem Modeunternehmen Citizens Mark. Drei Minuten hatten die Gründer jeweils Zeit, um sich vorzustellen, O’Brien setzte sich am Ende beim Publikum durch, vor allem auch dank seiner zahlreichen Unterstützer, die er mit zur Party gebracht hatte – der Mann versteht offensichtlich auch etwas von Selbstmarketing.

Zusammen mit einem Kollegen bekommt O’Brien nun den Flug nach Berlin und ein Hotelzimmer für fünf Tage bezahlt, dazu einen Platz in einem der teilnehmenden Co-Working-Spaces für die Dauer von vier Wochen, wobei Übernachtung und Arbeitsraum von Sponsoren gestellt werden, die Flugkosten fallen in das Jahresbudget, das Berlin Partner für Wirtschaftsförderung zur Verfügung steht.

O’Brien freut sich auf seine Zeit in der Hauptstadt: „Ich hoffe, dass ich in der Zeit viele Kontakte knüpfen und prüfen kann, ob sich für uns eine Expansion nach Europa lohnt.“ Er habe bereits viel von der Berliner Start-up-Szene gehört und freue sich, diese nun persönlich kennenzulernen – dazu hatte Devin Baptiste bereits Gelegenheit.

Mit seinem Unternehmen Group Raise hat Baptiste sieben Monate unter dem Dach von Techstars verbracht, dem Akzelleratoren-Programm der Metro AG. Der Handelskonzern fördert mit dem Programm Start-ups, die sich auf den digitalen Wandel von Hotels und Restaurants fokussieren. Elf junge Unternehmen wurden 2015 mit jeweils bis zu 120 000 Euro gefördert, darunter Group Raise, das online Restaurantbuchungen für große Gruppen ab 20 Personen organisiert und einen Prozentsatz der Rechnung an ein Hilfsprojekt spendet.

„Mich hat an Berlin vor allem beeindruckt, wie viele hochqualifizierte Leute aus aller Welt dort zusammenkommen“, erzählt Group-Raise-Gründer Baptiste. Allerdings habe er bei deutschen Start-ups eine Schwäche festgestellt: „Sie konzentrieren sich zu sehr auf Deutschland und verpassen dabei womöglich eine Chance, deshalb sollten sie immer auch den internationalen Markt im Blick haben“, rät er.

Genau einen solchen Austausch über Stärken und Schwächen will jetzt auch die „Start Alliance Berlin“ erreichen, die ebenfalls von der Metro AG unterstützt wird. „Berlin ist derzeit die europäische Metropole für Innovation, New York einer der weltweit führenden Start-up-Standorte gerade im Blick auf E-Commerce, deshalb ist es wichtig und sinnvoll, dass sich junge Unternehmen in beiden Städten künftig noch besser vernetzen“, sagte Metro-Chef Olaf Koch am Montag beim Start des Programms in New York.

Während New Yorker Start-ups Berliner Luft schnuppern, sollen Berliner Gründer sich im Big Apple inspirieren lassen, ab dem 1. Juni können sie sich für das Programm bewerben. O’Brien will dann Anfang Juli in die deutsche Hauptstadt reisen, er freue sich auf die Energie in der Stadt. Gerne auch mit 85 Dezibel.

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