Schutz vor Einbrüchen: Wie Kameras und Apps Ihr Zuhause sicher machen sollen
Intelligente Smart-Home-Produkte können die Sicherheit der Wohnung erhöhen – Schloss und Riegel ersetzen sie aber nicht.
Am Donnerstag beginnen auch in Berlin und Brandenburg die Schulferien. Viele Urlauber verlassen dann ihre Wohnung mit dem unguten Gefühl, dass ihre vier Wände nicht gut genug gegen Einbrecher geschützt sind. Klassische Alarmanlagen sind ein probates Mittel, um die Einbruchwahrscheinlichkeit zu reduzieren. Auch gut gesicherte Türen und Fenster sowie aufmerksame Nachbarn verringern das Risiko deutlich, erklären Berater der Polizei. Immer mehr Bürger installieren inzwischen zusätzlich sogenannte Smart-Home-Produkte. Denn die Industrie wirbt damit, dass auch diese den Einbruchschutz verbessern.
In den Elektromärkten gibt es Starter-Pakete für wenige hundert Euro: Sie enthalten neben Überwachungskameras sowie Tür- und Fensterkontakten auch „smarte“ Heizungsthermostate, Zwischenstecker, Rauchmelder oder intelligente Leuchten, Komponenten, die in erster Linie konstruiert worden sind, um das Wohnen bequemer zu machen.
Laut einer aktuellen Studie der Beratungsfirma Deloitte nutzen knapp 17 Prozent der Deutschen Smart-Home-Produkte, unter den 35- bis 44-Jährigen sind es sogar 23 Prozent, also fast jeder vierte. Smarte Lautsprecher wie Amazon Echo oder Google Home verzeichnen ein besonders starkes Wachstum, auch Leuchten und Thermostate erfreuen sich wachsender Beliebtheit. Dass Smart-Home-Lösungen noch nicht weiter verbreitet sind, dürfte auch an den Kosten liegen: 38 Prozent der Befragten finden die Systeme weiterhin zu teuer. Und manchem Nutzer bereitet der Umstand Sorgen, dass oft nicht klar ist, was genau mit den Daten passiert, die die Geräte, die ja permanent online sind, sammeln.
Auch wem Sicherheit am wichtigsten ist, sollte wissen: „Ein gutes Türschloss und stabile Fenster sind wichtiger als alle Smart-Home-Technik“, sagt Nico Jurran, Spezialist der Computerzeitschrift c't. Eine Alarmanlage sei dadurch nicht zu ersetzen. „Smart-Home-Komponenten zeigen oft nur an, wenn jemand im Haus war – wenn es also eigentlich schon zu spät ist. Die Prävention sollte aber an erster Stelle stehen.“
Intelligente Türschlösser sind leicht zu hacken
Jurran empfiehlt die Geräte als Absicherung: „Viele Hersteller bieten Produkte zur Abschreckung.“ So lasse sich Anwesenheit durch das automatisierte Ansteuern von Licht und Lautsprechern simulieren. Gerade beim Kauf von Überwachungskameras sollte man aber genau hinschauen, rät Jurran. „Wenn man zwei Wochen im Urlaub ist, sollte die Kamera auch den gesamten Zeitraum aufzeichnen.“ Bei vielen Herstellern sei die Bild- und Videospeicherung in der Cloud nur für wenige Tage kostenlos: „Wer länger aufzeichnen will, muss meistens draufzahlen.“ Auch Kameras mit Bewegungssensoren hätten ihre Nachteile: Die Zahl der so ausgelösten Fehlalarme sei bei einigen Modellen so hoch, dass Nutzer nur noch genervt sind. Vergleichsweise hochpreisige Überwachungskameras wie die Netatmo Welcome – sie kostet rund 180 Euro – hätten den Vorteil, dass sie mit trainierbarer Gesichtserkennung arbeiten, nur Alarm schlagen, wenn ein unbekanntes Gesicht ins Blickfeld kommt.
Ein Thema für sich sind intelligente Türschlösser, die sogenannten Smart Locks. In Medienberichten wurde der Eindruck erweckt, dass Smart Locks besonders leicht zu hacken sind. „Das sind dann aber Hacker, die entsprechende Werkzeuge haben“, gibt Jurran zu bedenken. Die meisten Einbrecher kämen doch eher mit dem Brecheisen als mit dem Laptop. „Das sind in der Regel keine Hacker, die so hoch qualifiziert sind, dass sie bei einem Software-Unternehmen arbeiten könnten.“ Smart Locks befinden sich stets an den Innenseiten der Wohnungstüren. Von außen könne man den jeweiligen Typ also gar nicht erkennen. „Ich sehe eher die Gefahr, dass man sich zu sehr auf das Smart Lock verlässt“, sagt Jurran. „Fehlfunktion und Fehlbedienung können dafür sorgen, dass die Barriere Tür schwächer wird.“
Smart-Home-Einsteiger haben die Qual der Wahl: Komplettsysteme bieten unter anderem die Deutsche Telekom, die RWE-Tochter Innogy und spezialisierte Unternehmen wie Devolo oder HomeMatic. Verbraucher müssen sich zunächst entscheiden, ob sie das Smart Home individuell aufrüsten – oder ob sie auf vorgefertigte Lösungen zurückgreifen. „Das Sympathische an den Komplettsystemen ist, dass man sich relativ wenig Gedanken um die Einrichtung machen muss“, sagt Nico Jurran. Die Geräte sind in der Regel vorkonfiguriert. Der Hersteller garantiert, dass die verschiedenen Komponenten problemlos miteinander laufen. Starter-Pakete haben einen Schwerpunkt wie Heizung, Licht oder Sicherheit. Zusätzliche Komponenten lassen sich bei Bedarf problemlos hinzukaufen. „Problematisch wird es, wenn man etwas haben will, das nicht zum Standard gehört“, sagt Jurran. Zum Beispiel ein Unterputzmodul, um das Licht zu schalten oder Jalousien zu bedienen.
„Alexa, starte das Abendprogramm“
Die Hersteller haben lange versucht, ihr System oder Übertragungsprotokoll (Zigbee, Z-Wave, EnOcean zum Beispiel) als Standard durchzusetzen. Das führte zu einer Zerfaserung des Marktes. Erst langsam setzen die Firmen auf offene Schnittstellen, um den Kunden mehr Gestaltungsfreiheit zu geben. Die Anbindung der smarten Hue-Leuchten von Philips beispielsweise ist mittlerweile bei vielen Produkten möglich.
Wo es noch an Kommunikation mangelt, springen Plattformen wie Conrad Connect oder IFTTT ein. „Im Prinzip geht es darum, Geräte unterschiedlicher Hersteller und digitale Services, die eigentlich nicht miteinander kommunizieren, zu verknüpfen“, sagt Andreas Bös von Conrad Connect. Mit wenigen Klicks lassen sich auf conradconnect.de Geräte verbinden und einfache Wenn-dann-Funktionen programmieren: Zum Beispiel sendet ein Thermostat die Temperatur an Smart-Home-Leuchten, die dann entsprechend wärmere – oder kältere – Farben annehmen. Auf diesen Plattformen haben sich Nutzer-Communities formiert, deren Mitglieder auch neue Funktionen bereitstellen. Über Conrads Service Marketplace lassen sich Geräte auch mit Dienstleistungen verknüpfen: „Hier werden Versicherungen, Sicherheitsdienste oder Pflegedienste ihre Leistungen anbieten“, hofft Bös.
Ein Nachteil der Smart-Home-Systeme ist die teils deutliche Zeitverzögerung. Beim Aus- oder Einschalten einer Heizung sind drei bis fünf Sekunden kein Problem. Als durchaus störend wird Verzögerung aber beim Betätigen eines smarten Lichtschalters empfunden. „Wenn eine Smart-Home-Lösung weniger Komfort bedeutet, dann setzt sich das nicht durch“, glaubt c't-Experte Jurran.
Der derzeit wichtigste Treiber für Smart Homes sind die Sprachassistenten. „Immer mehr Hersteller von TV-, Audio- und Videogeräten bauen Sprachsteuerungen ein“, berichtet Jurran. Statt wie bisher mehrere Fernbedienungen zu nutzen, kann man jetzt mit einem einzigen Befehl alle nötigen Geräte einschalten. „Die Sprachsteuerung wird immer mehr zum Mittelpunkt des Smart Homes“. Ein großer Trend seien Routinen – so kann man mit dem Befehl „Alexa, starte das Abendprogramm“ gleichzeitig eine TV-Serie auswählen, die Beleuchtung regulieren und das Telefon auf „stumm“ schalten.
Was den Datenschutz im Smart Home angeht, hat Jurran ebenfalls eine klare Meinung: „Wenn mir unangenehm ist, wie Unternehmen mit meinen Daten umgehen, muss ich eben auf solche Dienste verzichten.“ Dabei seien Smartphones noch größere Datensammler.
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