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Konzept gedreht. Auch die Cebit-Aussteller setzen auf Showelemente, so baut SAP ein Riesenrad auf.
© dpa

Festival statt Messe: Wie die Cebit wieder cool werden will

Die IT-Messe eröffnet in Hannover mit einem ganz neuen Konzept. Musik, Show und Festivalflair sollen wieder mehr junge Besucher anlocken.

In den vergangenen Jahren war während der Cebit in Hannover immer wieder das gleiche Phänomen zu beobachten: Während die Zahl der Besucher der einst größten Computermesse der Welt kontinuierlich sank, pilgerten auch immer mehr deutsche Digitalvordenker nach Austin in Texas. Dort fand parallel im März die South-by-Southwest (SXSW) statt – ursprünglich ein Musikfestival, das sich zu einer der angesagtesten und wichtigsten Digitalkonferenzen weltweit entwickelt hat. So feierte dort beispielsweise der Kurznachrichtendienst Twitter seine Premiere.

Besucherzahl der Cebit mehr als halbiert

Dagegen hat sich die Besucherzahl auf der Cebit in zehn Jahren mehr als halbiert: 2007 waren noch eine halbe Million nach Hannover gekommen, im Vorjahr waren es dann noch gut 200 000. Die Macher der Cebit haben daraus ihre Konsequenzen gezogen und die heute beginnende Messe radikal verändert. Der Termin wurde vom Frühjahr in den Juni verlegt und soll vor allem durch eine ganz neue Form attraktiver werden. „Europas Business-Festival für Innovation und Digitalisierung“, nennt sich die Cebit nun. Konkret bedeutet das, dass statt der klassischen Messehallen mehr Vorträge und Diskussionsrunden stattfinden werden.

Food Trucks und Musik sollen für eine Festivaltmosphäre sorgen und zum einen jüngere Teilnehmer und andererseits auch wieder mehr Privatbesucher anlocken. Um die Abends mit Konzerten länger auf dem Gelände zu halten, treten beispielsweise Jan Delay oder die schwedische Rockband Mando Diao auf.

Auch die Aussteller setzen auf mehr Showelemente. So wird Intel von Dienstag- bis Donnerstagabend eine fünfminütige Drohnen-Show auf dem Außengelände geben. Ein Schwarm von bis zu 300 Drohnen des von Intel übernommenen deutschen Entwicklers Ascending Technologies wird eine Lichtshow in den Himmel zeichnen.

SAP hat ein 60 Meter hohes Riesenrad aufgebaut, um in den 40 Kabinen einen ungewöhnlichen Raum für Gespräche zu bieten aber auch die eigenen Lösungen zu Digitalisierung, Künstlicher Intelligenz oder dem Internet der Dinge zu präsentieren. Gleichzeitig wird das Riesenrad genutzt, um das Konzept des „Digitalen Zwillings“, zu demonstrieren, bei dem alle relevanten Informationen, wie technische Modelldaten, Ersatz- und Verschleißteile und Dokumente aller Art eine virtuelle, aber auch realitätsnahe Kopie des Riesenrads bilden.

Lockt Jan Delay die "Digital-Entscheider der Zukunft"?

Es gehe vor allem darum, die 25- bis 35-Jährigen als neue Zielgruppe zu erreichen – als „Mitarbeiter und Digital-Entscheider der Zukunft“, erklärte Messechef Oliver Frese. Insgesamt rechnen die Veranstalter mit 2500 bis 2800 Ausstellern aus 70 Ländern. Im Vorjahr waren es noch 3000 Aussteller gewesen. Doch große Unternehmen wie Microsoft haben schon 2017 der Messe den Rücken gekehrt und waren auch durch das neue Konzept nicht zur Rückkehr zu bewegen. „Wir können nicht überall dabei sein“, sagte Microsoft-Manager Martin Große. Man habe entschieden, sich auf die Hannover Messe zu konzentrieren sowie auf der IFA in Berlin präsent zu sein.

Auch die Deutsche Telekom, bislang einer der größten Aussteller, verzichtet erstmals auf einen eigenen Messestand. Dem neuen Konzept „trägt auch die Deutsche Telekom Rechnung und setzt ihren Schwerpunkt auf inhaltliche Beiträge“, erklärt das Unternehmen. So wird es eine Reihe an Vorträgen geben, beispielsweise vom neuen T-Systems-Chef Adel Al-Saleh. Ein Auftritt von Telekom-Chef Höttges ist allerdings nicht angekündigt – im Gegensatz zum Vorjahr, wo er Kanzlerin Angela Merkel und Japans Premierminister Shinzo Abe eine digitale Lösung im Kampf gegen das Bienensterben erklärte.

Die Kanzlerin hat für den Neuanfang keine Zeit

Auch die Bundeskanzlerin, die eigentlich seit Jahren eine Eröffnungsrede hielt, wird in diesem Jahr „aus terminlichen Gründen“ fehlen. Den traditionellen Eröffnungsrundgang übernimmt stattdessen Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU). Das neu gestaltete Business-Festival läuft noch bis Freitag. Die folgenden Tage müssen zeigen, ob das Konzept aufgeht.

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