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Mangelware Mietwohnung. Privaten Investoren könnte die Lust am Neubau wegen der hohen Kosten für den energieeffizienten Ausbau bald vergehen. Das fürchten zumindest die Miet- und Baubranchen.
© dpa

Wohnungsbau: Wie der Staat bei Mieten mitkassiert

Ein Drittel der Kaltmittel fließt in die Staatskassen. Ein Bündnis aus Vertretern der Miet- und Baubranche fordert, die Einnahmen in die Wohnungsbauförderung zu stecken.

Steigende Mieten und zig Bewerber auf freie Wohnungen: Gerade Mieter in Ballungsräumen ächzen unter der anhaltend schlechten Situation am Wohnungsmarkt. Schuld daran seien aber nicht nur die Vermieter oder Makler, sondern auch der Staat als „Miet-Mitverdiener“, betonte das Verbändebündnis Wohnen am Mittwoch in Berlin.

Der Zusammenschluss aus Deutschem Mieterbund, Industriegewerkschaft Bau und fünf Verbänden der Bau- und Immobilienbranche stellte eine Untersuchung des Pestel-Instituts vor, nach der etwa ein Drittel der Kaltmiete als „versteckte Wohn-Steuer“ in die Staatskasse fließt: Die Kaltmiete einer 73 Quadratmeter großen Wohnung in innerstädtischer Lage betrage durchschnittlich 10,05 Euro, davon würden 3,34 Euro für Steuern und Sozialabgaben etwa für Bauarbeiter fällig.

Bedarf nach 100.000 neuen Wohnungen mehr pro Jahr

Rund 7,5 Milliarden Euro seien so im vergangenen Jahr in den öffentlichen Kassen gelandet – Geld, das nach Ansicht des Mieterbundes dringend in die Förderung des Wohnungsbaus gesteckt werden sollte. „214.000 Wohnungen wurden 2013 gebaut, es müssten jährlich aber noch 100.000 mehr sein, um den Bedarf zu decken“, sagte der Direktor des Mieterbundes, Lukas Siebenkotten.

Für private Investoren würde der Wohnungsbau jedoch zunehmend unattraktiv, hieß es. Grund dafür seien vor allem die steigenden Kosten für energieeffiziente Haustechnik und strengere Anforderungen zur Energieeinsparung. Dabei gehöre gerade der Ausbau von Wohnungen zu den kurzlebigen Bereichen im Lebenszyklus eines Hauses.

Nutzungsdauer eines Neubaus: 36 Jahre

Durch die immer höhere Komplexität der vorgeschriebenen Technik etwa betrage die durchschnittliche Nutzungsdauer von Neubauten derzeit gerade einmal 36 Jahre. Deshalb müsse die steuerliche Abschreibung von zwei auf drei Prozent erhöht werden, forderte das Bündnis. „Stimmen Wertverlust und Abschreibungssatz nicht überein, wird die Wirtschaft ihre Investitionen in den Wohnungsbau reduzieren“, warnte der Präsident des Bundesverbandes Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen, Andreas Ibel.

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