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Andrang: Die Bahn verzeichnete im vergangenen Jahr einen Passagierrekord.
© Getty Images / iStockphoto

Über Ostern sparen in vollen Zügen: Wie billig ist die Bahn?

Kaum ein Bahnkunde zahlt den vollen Preis. Die Bahn überschlägt sich mit Sonderangeboten. Wie behält man da den Überblick?

So macht man sich unbeliebt. „Die Bahn könnte ihre Preise anheben oder die Sondertarife reduzieren“, hatte Enak Ferlemann kürzlich in einem Zeitungsinterview vorgeschlagen. Für 19 Euro quer durch Deutschland, das könne doch „nicht der Normalfall sein“.

Bahn und Verbraucherschützer horchten auf. Denn der CDU-Politiker ist nicht irgendwer, sondern Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium und dort für die Bahn zuständig. Sein Chef, Andreas Scheuer, pfiff seinen Staatssekretär zwar umgehend zurück und erklärte die Preisgestaltung, sei eine „unternehmerische Entscheidung“ der Bahn.

Dennoch scheinen neue Zahlen Ferlemann Recht zu geben. Bei der Vorlage ihrer Bilanz musste die Bahn unlängst einräumen, dass viele Passagiere noch lange nicht viel Gewinn bedeuten. 150 Millionen Gäste konnte das Staatsunternehmen im vergangenen Jahr in seinen Zügen begrüßen, dennoch ging der Gewinn um 30 Prozent zurück.

Kaum einer fährt zum Normaltarif

Der Grund: Der Großteil der Kunden nutzt eines der zahlreichen Sonderangebote der Bahn. Wie viele das sind, sagt die Bahn nicht. Der Supersparpreis, der Fahrten im ICE schon ab 19,90 Euro, für Inhaber einer Bahncard 25 sogar schon ab 14,90 Euro ermöglicht, und der Sparpreis (ab 23,90 Euro) seien keine rabattierten Fahrten, sondern „eigenständige Angebote mit spezifischen Konditionen“, betont eine Bahnsprecherin. Im eigentlichen Sinne „rabattiert“ würden nur die mehr als fünf Millionen Kunden mit einer Bahncard fahren. „Dieser Anteil beträgt circa 40 Prozent an allen Fahrten im Fernverkehr“, heißt es bei der Bahn.

Schätzungen zufolge stammen inzwischen nur noch 17 Prozent der Einnahmen aus vollbezahlten Flextickets. Anders als die Sparpreise sind diese Tickets nicht an einen bestimmten Zug gebunden. Wer eine Verbindung verpasst, kann den nächsten ICE nehmen. Bei Sparpreisen ist das nur möglich, wenn die Bahn nicht richtig funktioniert. Klappt eine Umsteigeverbindung nicht, weil der erste Zug verspätet ist oder ausfällt, kann man sich ein Sparticket für andere Züge „freistempeln“ lassen.

Warum die Bahn weitermachen will

Die Bahn will an ihren Sonderangeboten festhalten. Durch günstige Einstiegsangebote sollen auch Leute mit schmalem Budget für die Schiene gewonnen werden, zudem können die Planer mit Hilfe der Billigtickets dafür sorgen, dass auch Züge in Randzeiten ausgelastet sind.

Billige Tickets: Kaum einer bezahlt den vollen Preis.
Billige Tickets: Kaum einer bezahlt den vollen Preis.
© imago/Ralph Peters

Supersparpreise bekommt daher vor allem derjenige, der lange im voraus bucht und bereit ist, morgens früh oder abends spät in die Bahn zu steigen. Verkehrsexperten finden das richtig. „Durch die Steuerung über den Preis werden die Züge gleichmäßiger ausgelastet“, sagt Karl-Peter Naumann, Ehrenvorsitzender des Fahrgastverbands Pro Bahn. Früher habe das Unternehmen häufig Entlastungs- oder Vorzüge einsetzen müssen, um Hauptreisezeiten managen zu können – eine teure Lösung. „Viele Leute würden ohne die Sparpreise die Züge gar nicht nutzen“, gibt Gregor Kolbe vom Bundesverband der Verbraucherzentralen (VZBV) zu bedenken. „Die Flextickets sind zu teuer für viele“.

Die Preise schwanken

Tatsächlich kommen schnell 100 Euro und mehr zusammen, wenn man auf einer längeren Strecke zum Normaltarif ohne Bahncard unterwegs ist. Aber auch Sparpreise sind nicht immer reine Schnäppchen. Auch sie werden immer teurer, je größer die Nachfrage ist und je kurzfristiger man bucht.

Beispiel: Wer am Freitag bei der Bahn eine Fahrkarte für eine Reise am Donnerstag vor Ostern von Berlin nach Köln kaufen wollte, konnte das für 59,90 Euro oder für 119,90 Euro tun – beides Sparpreise, beides Mal Fahrten mit dem ICE, beides Mal Tarife ohne Bahncard. Der Unterschied: Der Zug für 59,90 Euro fährt nach Mitternacht in Berlin ab, die teurere Verbindung startet bequem um 18.20 Uhr.

Verschiedene Flexpreise, warum?

Das Preissystem ist kompliziert. Selbst bei den vollbezahlten Flextickets gibt es Schwankungen. Am Freitag oder Samstag ist eine Fahrt mit einem Flexticket teurer als am Dienstag oder Mittwoch. Und manchmal wirft das Preissystem der Bahn sogar für den denselben Tag unterschiedliche Flexpreise aus. Etwa dann, wenn man auf verschiedenen Wegen zum Zielort kommt. „Ist die Verbindung länger, ist der Preis höher“, heißt es bei der Bahn. Vorsicht Falle: Kunden mit einem billigeren Flexticket dürfen einen Zug mit längerem Weg nicht nehmen – es sei denn, der Schaffner drückt ein Auge zu.

Aufs Kleingedruckte achten

Den Überblick über die verschiedenen Angebote zu behalten, ist nicht leicht – allein schon im Fernverkehr. Beispiel gefällig? Wer ein Supersparpreisticket gekauft hat und die Reise nicht antreten kann, hat Pech. Stornieren kann man hier nicht. Anders als beim Sparpreis: Hier ist ein Storno möglich, allerdings zum Preis von zehn Euro. Und anders als beim Supersparpreis ist im Sparpreisticket auch ein City-Ticket für Bus und Bahn am Abfahrts- und Ankunftsort enthalten.

Manchmal kann es daher billiger sein, den Sparpreis zu buchen, auch wenn es noch Supersparpreise gibt. Verbraucherschützer Kolbe rät, die Hilfe von Profis in Anspruch zu nehmen – vor allem, wenn man komplizierte Reisepläne hat oder mit der Bahn ins Ausland will. „Gehen Sie ins Reisezentrum“, empfiehlt er.

Regio statt ICE: Wer den Nahverkehr nutzt, kann sparen.
Regio statt ICE: Wer den Nahverkehr nutzt, kann sparen.
© Sebastian Gabsch PNN

Regionalexpress statt ICE

Wer bereit ist, sich nicht nur in Fern-, sondern auch in Regionalzüge zu setzen, profitiert von günstigen Gruppenangeboten. Mit dem Quer-durchs-Land-Ticket kann man durch ganz Deutschland fahren: für 44 Euro für den ersten Reisenden und für acht Euro für jeden Mitfahrer. Oder man kauft ein Länderticket. Mit dem Berlin-Brandenburg-Ticket kann man sogar von Berlin bis zur Müritz reisen. Das Ticket kostet 29 Euro und gilt für bis zu fünf Personen.

Was kompliziert ist: Die Konditionen der Ländertickets sind unterschiedlich. Für das Niedersachsen-Ticket etwa bezahlt der erste Reisende 24 Euro, alle weiteren jeweils fünf Euro, dafür gilt das Ticket aber auch in Hamburg und Bremen. Hinzu kommen zahlreiche regionale Angebote wie etwa das Garmisch-Sommer-Ticket für Reisen von München nach Garmisch oder bis zur Zugspitze.

Konkurrenz: Der Flixtrain ist oft billiger als die Bahn.
Konkurrenz: Der Flixtrain ist oft billiger als die Bahn.
© imago/Reiner Zensen

So sparen Sie beim Buchen

Wer sparen will, sollte folgende Tipps beherzigen: Buchen Sie möglichst frühzeitig und wählen Sie auf der Bahnseite den „Sparpreisfinder“. Deaktivieren Sie bei der Reiseauskunft die Voreinstellung „Schnelle Verbindungen bevorzugen“, dann bekommen Sie weitere, preisgünstige Angebote. Sind Sie in einer Region unterwegs, informieren Sie sich über spezifische Sonderangebote etwa Ländertickets. Reisen Sie häufiger, lohnt sich eine Bahncard.

Achten Sie auf Spezialangebote, wie etwa die Lidl-Tickets, die es jedes Jahr beim Discounter gibt. Und schauen Sie auch mal auf die Seite des Bahnkonkurrenten Flixtrain. Zwar ist das Streckenangebot begrenzt, aber auf den Verbindungen, die angeboten werden, liefert sich Flixtrain einen heftigen Preiskampf mit der Bahn. Für Mai ist eine neue Verbindung geplant: Dann soll es auch von Berlin nach Köln gehen.

Über Ostern nach Stuttgart: Richtig billige Tickets gibt es nicht mehr.
Über Ostern nach Stuttgart: Richtig billige Tickets gibt es nicht mehr.
© dpa

Ein Preisvergleich

Wie billig kommt man mit dem Zug oder dem Bus von Berlin nach Stuttgart? Und wie unterscheiden sich die Preise an starken von normalen Reisetagen? Am Freitag mittag haben wir die Preise von Bahn, Flixtrain und Flixbus für zwei Reisetage verglichen: den stark gebuchten Gründonnerstag vor Ostern und eine Reise am 7. Mai

Fahrt am Gründonnerstag

Mit 49,99 Euro für die einfache Fahrt ist der Flixtrain die billigste Alternative. Allerdings gab es bei unserer Recherche nur noch wenige Tickets für diesen Preis. Die nächst teureren Fahrkosten kosten 64,99 Euro, dafür ist das Angebot größer. Beim Flixbus reicht die Preisspanne von 59,99 Euro bis 82,98 Euro, und die Fahrt dauert deutlich länger als der Zug. Mit der Deutschen Bahn (DB) kann man für 75,90 Euro fahren (alle Angaben ohne Bahncard), wenn man bereit ist, um 4.28 Uhr in Berlin zu starten. Drei Stunden später kostet das billigste Ticket (ohne Umsteigen) 125,90 Euro.

Reise im Mai

Ja, es gibt ihn, den Supersparpreis für 19,90 Euro. Allerdings kommen die Züge, für die er gilt, entweder nachts um eins oder morgens um 4.44 Uhr in Stuttgart an.

Die billigste Verbindung der DB tagsüber: 45,90 Euro. Mit 9,99 Euro schlägt der Flixtrain den Bahnpreis locker. Beim Flixbus zahlt man zwischen 9,99 und 21,98 Euro.

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