Aktien, Riester und Versicherungen: Wie Anleger am besten auf die Coronakrise reagieren
Der Absturz am Aktienmarkt hat Folgen für die Altersvorsorge, ob per Fondssparplan oder Lebensversicherung. Das müssen Anleger jetzt wissen.
Das Coronavirus hält Anleger in Atem. Im Tief haben panikartige Verkäufe den Dax Anfang der Woche bis auf 10.558 Punkte gedrückt – einen Wert um den der deutsche Leitindex nach viel Auf und Ab auch am Mittwoch schwankte. Das sind 3200 Punkte unter dem Allzeithoch vom 19. Februar. Ein ähnliches Bild zeigt sich auch an allen anderen großen Märkten. Ob EuroStoxx 50, der wichtige US-Index S&P 500 oder der Dow Jones – alle haben kräftig nachgegeben. Anleger verunsichert das. Wie können sie ihr Geld sichern? Und könnte die Altersvorsorge beeinträchtigt werden? Ein Überblick.
Was Aktionäre jetzt beachten sollten
Wer in Aktien investiert hat, um fürs Alter vorzusorgen, hat in der Regel eine langfristige Perspektive. Und langfristig haben sich auch drastische Abwärtsbewegungen nach einiger Zeit wieder neutralisiert. Einen Aktien-Fondssparplan könne man deshalb einfach weiterlaufen lassen, sagt Stefanie Heise, Finanzexpertin bei der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Denn durch den Kursverfall bekomme man jetzt eben mehr Fondsanteile für das gleiche Geld. Die antizyklischen Käufe verbilligen den durchschnittlichen Kaufpreis, so dass mehr Renditen möglich sind, wenn der Markt anzieht
Wer in kürzeren Zeiträumen denke oder auf einzelne Aktie setze, sagt Heise, komme jedoch um einen Depotcheck nicht herum. Riskantere Papiere, die stark von Corona betroffen sind wie Aktien aus den Branchen Mobilität, Reisen, Events sollten gegen resistentere Investments getauscht werden. Also breit aufgestellte Aktienfonds beziehungsweise passive ETF oder auch Substanzaktien, die fast immer gefragt sind: also Pharmawerte, Energieaktien, Lebensmittel- und Konsumpapiere.
Wie sich Corona auf Riesterverträge auswirkt
Auch Riester-Sparer treffen die Börsenturbulenzen. Allerdings greifen bei den Riester Investmentfonds nun verschiedene Sicherheitsnetze, um das eingezahlte Geld wie gesetzlich vorgeschrieben garantieren zu können. Abhängig von der bisherigen Einzahlungssumme, den bereits erzielten Gewinnen und der Restdauer des Vertrags werde notfalls jedes Depot individuell umgeschichtet, sagt Markus Temme, Sprecher der Fondsgesellschaft Union Investment, die mit rund 1,9 Millionen Verträgen der größte Anbieter für das Riestern per Investmentfonds ist.
Zunächst würden nur neue Einzahlungen angepasst, so dass nur noch zehn Prozent in die Aktienquote gingen, dafür aber 90 Prozent in den Anleihe-Anteil. Notfalls werde, abhängig von der Marktentwicklung und der individuellen Situation beim Kunden, dann auch das Portfolio insgesamt bis zu 90 Prozent in Anleihen umgeschichtet. Eine zusätzliche Sicherheit habe der Aktienfonds intern eingebaut, so Temme, denn er könne die Aktienquote mittels Futures bis auf 51 Prozent senken. In der aktuellen Marktlage sei allerdings noch nichts geschehen, da man die Depots nur einmal im Monat anpasse. Temme sagt: „Allzu hektische Vollbremsungen machen keinen Sinn, weil man gerade in einer langfristigen Geldanlage möglichst lange in Aktien investiert bleiben will.“ 40 bis 50 Prozent der Kunden seien noch vollständig im Aktienmarkt investiert.
Wie Lebensversicherer reagieren
Die Marktturbulenzen beschäftigen auch die Lebensversicherer, sei es über eine Riester-Vertrag oder eine ganz normale Kapitallebensversicherung zur Alterssicherung. Sie verwalten Kundengelder von beinahe einer Billion Euro, wobei etwa 85 Prozent in Anleihen stecken, der Rest in alternativen Geldanlagen und nur etwa fünf Prozent in Aktien. Größere Anpassungen will kaum ein Versicherer vornehmen.
Die Lage an den Anleihemärkten ist sogar eher vorteilhaft für Lebensversicherer, allerdings nur aktuell: Denn die Not-Zinssenkungen in den USA und Großbritannien um 0,5 Prozentpunkte und der weltweite Run in sichere Anlagen haben die Kurse von Anleihen markant steigen lassen. Im Tief notierte die zehnjährige deutsche Staatsanleihe bei minus 0,909 Prozent, inzwischen sind es nur noch minus 0,758 Prozent. Die Käufer der Anleihe können sich über ein sechsprozentiges Kursplus seit Januar freuen.
Für Anleger in Lebensversicherungen bedeutet das langfristig jedoch auch, das sie wohl mit weiter sinkenden Renditen ihrer Altersvorsorge rechnen müssen. Denn frei werdende Gelder auslaufender Anleihen oder aus Gewinnmitnahmen von gut gestiegenen Anleihen müssen nun in schlechter verzinste Papiere gesteckt werden. Die Lebensversicherer haben gerade auch neuerlich die Renditen gekappt.
Für 2020 wollen die meisten großen Versicherer deutlich niedrigere Renditen ausschütten als noch für 2019. Im Schnitt sind es 2,25 Prozent, nach 2,4Prozent im Vorjahr. Immer deutlicher zeichnet sich auch ab, dass der Garantiezins von derzeit 0,9 Prozent auf weniger als 0,5 Prozent abgesenkt wird. Die Branche selbst fordert 0,5 Prozent, die Finanzaufsicht könnte zusätzlich auf 0,4 Prozent senken, heißt es.
Was bei einem Crash passiert
Auch wenn sich die Banken angesichts der unabsehbaren Entwicklungen um die Corona-Epidemie zurückhalten, geht kaum jemand davon aus, dass die Baisse an den Börsen kurzfristig beendet sein könnte. Sollten Infektions- und Todesfallzahlen in hochentwickelten Ländern, etwa in Kerneuropa und den USA, weiter markant steigen, könnten sich die Panikattacken an der Börse verstärken. Generell folgen die meisten Crashs unabhängig von der Ursache ähnlichen Mustern: Ein auftretendes Problem wird zunächst verleugnet, die Kurse steigen weiter.
Schließlich kommt es plötzlich zu raschen, panikartigen Verkäufen, wenn vielen der Ernst der Lage klarer wird. Zunächst wird noch selektiert: Verkauft wird nur das höhere Risiko, Firmen, die am meisten unter einer Krise leiden. Daran schließt sich eine Phase der Erholung, des Aufatmens und Kleinredens an, erste Käufer glauben an Schnäppchenpreise.
Fast immer folgt dann jedoch noch ein weiteres Abtauchen, das oft erst mit einem finalen Aufgeben zuvor noch optimistischer Anleger endet. Dabei werden die Depots oft um jeden Preis geleert. Die Dauer der einzelnen Phasen hängt davon ab, wie nachhaltig und folgenreich das auslösende Ereignis ist.
Bezogen auf die Coronavirus-Krise bedeutet das: Ein weiterer Kursrutsch ist wahrscheinlich – es sei denn, ein Pharmakonzern entwickelt unerwartet ein potentes Medikament oder ein Impfstoff kommt früher als erwartet. Dauert die Krise jedoch länger und reichen die Gegenmaßnahmen nicht, dann könnten das erste und auch zweite Geschäftsquartal zu unerfreulichen Ergebnissen führen. „Die Börse preist gerade einen Tsunami an Gewinnwarnungen aus den Unternehmen ein“, warnt Analyst Jochen Stanzl vom Tradinghaus CMC Markets. Einen insgesamt 30-prozentigen Absturz halten viele für denkbar. Danach stünde der Dax dann bei 9650 Punkten.
Wie Aktionäre sich absichern
Wie sich Anleger absichern können, hängt davon ab, mit welch zeitlicher Perspektive sie investiert sind. Grob gesagt besteht die Wahl zwischen zwei Strategien: Wer sehr langfristig denkt und das Geld breit auf verschiedene Märkte und Anlageformen aufgeteilt hat, kann sich sagen: „if in doubt, zoom out“ – also im Zweifel zurücklehnen.
Selbst wer direkt vor dem großen Crash der Jahre 2000 bis 2003 gekauft hat, ist derzeit im Dax noch 2500 Punkte im Plus. Wer ein zeitweiliges Minus umgekehrt nicht aushalten kann, muss sich sagen: „Cash is king“, also: Verkaufen und Bargeld horten. In einer Korrektur oder einem Crash dann jedoch den richtigen Zeitpunkt für einen Wiedereinstieg zu finden – das gelingt nur Glückspilzen.
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