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Eins links, zwei rechts - oder umgekehrt. Zum obligatorischen Smartphone sollen sich nach dem Wunsch der Hersteller in den kommenden Jahren noch eine Reihe mobiler Zusatzgeräte gesellen.
© Reuters

Smartphone und Erreichbarkeit: Wenn die Arbeit anruft

Rund 115 Millionen Mobilfunkanschlüsse gibt es in Deutschland. Vielen Menschen reicht also ein Handy nicht, um erreichbar zu sein. Die Grenze zwischen Geschäftlichem und Privatem verwischt.

Karl-Thomas Neumann ist Optimist. „Ich glaube, dass unsere Mitarbeiter so selbstbewusst sind, dass sie ihr Handy auch mal abschalten“, sagte der Opel-Chef gerade in einem Interview mit der „Automobilwoche“. Und er habe auch nichts dagegen, wenn ein Mitarbeiter mal während der Arbeitszeit etwas im Internet einkaufe. Das klingt – im Gegensatz zu vielen anderen Chefs – schon ziemlich großzügig.

Tatsächlich wird der allgegenwärtige Anschluss ans Netz, die ständige Erreichbarkeit, für viele Menschen zum Problem. In Barcelona stellen gerade alle wichtigen Unternehmen der Mobilfunkbranche ihre neuesten Geräte und Anwendungen vor. Mit jeder neuen Generation sind die Produkte einfacher zu bedienen, sie können immer mehr: nicht nur Nachrichten verschicken und Videos senden, sondern auch den Puls messen oder unsere Schritte zählen. Für sich allein genommen sind es manchmal nur Spielereien, zusammengenommen wird aus unserem ständigen Begleiter Smartphone ein Gerät, das vielleicht mehr über uns weiß, als wir uns selbst bewusst sind – oder uns lieb ist.

Es ist eine technische Entwicklung, die sich vor allem im privaten Bereich entwickelt hat und jetzt massiv die Arbeitswelt beeinflusst. Viele haben ihr privates Smartphone auch für die Arbeit eingesetzt, lange bevor der Chef ihnen mobile Arbeitsgeräte zur Verfügung gestellt hat.

Rund 115 Millionen Mobilfunkanschlüsse gibt es in Deutschland. Es gibt also eine Menge Menschen, denen ein Anschluss nicht reicht, um erreichbar zu sein, sie haben gleich mehrere. Sie telefonieren, schicken Nachrichten, senden Bilder, Videos oder Dateien zu jeder Zeit und überall.

Im privaten Bereich hat das viele Vorteile. Menschen können am Alltag anderer intensiv teilhaben, auch wenn sie weit entfernt voneinander leben. Bilder und Berichte wichtiger und unwichtiger Ereignisse erreichen sie in Echtzeit. Ganz abgesehen davon, dass man sich heute gar nicht mehr vorstellen kann, wie man sich früher ohne Mobiltelefon verabredet hat.

So haben viele das Smartphone als ein Werkzeug kennengelernt, das das Leben einfacher und oftmals schöner macht. Dass dies vor allem deswegen funktioniert, weil sie viel von sich preisgeben – zum Beispiel wo sie gerade sind, wer ihre Freunde oder was ihre Vorlieben sind –, haben die meisten eher beiläufig in Kauf genommen.

Aber weil das Smartphone zum ständigen Begleiter geworden ist, dringt auch die Arbeit fast zwangsläufig immer stärker in das Privatleben der Menschen ein. So fangen fleißige Arbeitnehmer schon auf dem Weg zur Arbeit mit der Arbeit an. Und wer am Abend laufend auf seinen Bildschirm schaut, um zu sehen, was die Freunde oder der Fußballverein gerade machen, der kann die Nachricht, die vom Chef kommt, zwar ignorieren – wenn er selbstbewusst ist. Beschäftigen wird sie ihn aber dennoch.

Also sollte es am Ende nicht der Mitarbeiter sein, der entscheidet, ob er nach Feierabend noch mal schnell etwas arbeiten will. Besser wäre es, wenn die Chefs lernen würden, die richtigen Prioritäten zu setzen, und sich wirklich nur dann meldeten, wenn etwas tatsächlich keinen Aufschub duldet. Dafür werden sie schließlich bezahlt. Wer damit Schwierigkeiten hat: Auch dafür gibt es schöne Werkzeuge – auf dem Smartphone.

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