Geldhäuser als Retter?: Welche Rolle Banken in der Corona-Krise spielen
An diesem Freitag kommen Vertreter der Banken ins Bundesfinanzministerium. Sie sollen jetzt Firmen mit Krediten helfen.
Es sind Messebauer, Restaurants und Hotels, die die Coronakrise bereits spüren. Einzelhändler, Handwerker und Taxiunternehmer könnten bald folgen. Den deutschen Mittelständlern dürfte der Virusausbruch in den kommenden Wochen und Monaten zusetzen. Und ihre Rücklagen sind schnell aufgebraucht, wenn Kunden und Aufträge ausbleiben. Waren die Banken 2008 diejenigen, die mit ihren riskanten Geschäften die Krise ausgelöst haben, sind heute sie es, die in der Hand haben, welche Firmen den Corona-Schock überstehen. „Banken müssen jetzt gesunde Unternehmen mit Krediten unterstützen, denen Aufträge wegbrechen oder deren Kunden nicht mehr zahlen können“, sagt Hans-Peter Burghof, Bankenprofessor an der Universität Hohenheim.
Doch können die Geldinstitute das? Oder brauchen sie womöglich selbst Hilfe? Um Antworten darauf zu finden, kommen Vertreter der großen Banken sowie der Sparkassen und Volksbanken an diesem Freitag im Bundesfinanzministerium zusammen. Während die Politik dabei den Fokus auf die Überbrückungskredite für Unternehmen legen will, nutzt die Branche die Aufmerksamkeit, um alte Forderungen zu erneuern: Die Banken klagen seit Jahren über die strenge Regulierung ihrer Branche seit der Finanzkrise.
Liquidität ist genug da
Dabei meint Bankenprofessor Burghof, dass es den Instituten derzeit zumindest nicht an der nötigen Liquidität mangelt: „Die deutschen Banken haben genug Spielraum, um die Kredite auszuweiten“, ist er überzeugt. „Schließlich parken sie trotz Negativzinsen noch immer hohe Summen bei der Europäischen Zentralbank (EZB).“ Sollte die Politik dennoch auf Liquiditätshilfen für die Banken setzen, müsse man genau schauen, welche Institute sie erhielten. „Eine Investmentbank braucht jetzt keine Unterstützung, auch wenn sie mehr Lobbyisten beschäftigt“, sagt Burghof. Liquiditätshilfen kämen vor allem für die Regionalinstitute infrage, bei denen Kleinunternehmer ihre Konten haben.
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Dabei ist das Geld, das die Banken nun vermutlich bereitstellen müssen, das eine – das Risiko, das sie damit eingehen, ist das andere. Eine Garantie, wann Corona überwunden ist und das Geschäft der Unternehmen wieder anläuft, gibt es schließlich nicht. Das aber ist für die Institute ein Problem, meint Volker Brühl vom Center for Financial Studies der Frankfurter Goethe-Universität. „Es darf auf keinen Fall passieren, dass sich die Banken auf politischen Druck hin zusätzliche Risiken in die Bücher holen“, schreibt er auf Twitter. „Dies wäre nur mit einer Ausfallbürgschaft durch den Bund denkbar.“ Gefragt sind also Bürgschaftsbanken, die Förderbanken der Länder und die KfW, die zum Beispiel Kredite der klassischen Geschäftsbanken absichern. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) hat bereits angekündigt, die Mittel dafür im Zweifel aufzustocken.
Dafür plädiert auch Eric Schweitzer, Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK). Er warnt davor, dass Banken den betroffenen Firmen die Kredite kündigen könnten, statt eine Überbrückungsfinanzierung zu ermöglichen. „Diese Fälle müssen wir durch vorübergehende staatliche Garantien und eine Ausweitung der Kreditlinien bei den Hausbanken und Förderinstituten auffangen.“ Er fordert deshalb „unkonventionelle Sofortmaßnahmen“.
Bürokratie verhindert Kredite
Zu denen zählt nach Ansicht von Bankenprofessor Burghof auch, für die Banken die Kreditvergabe weniger bürokratisch zu machen. Denn selbst für kleine Regionalbanken auf dem Land gelten seit der Finanzkrise strenge Vorgaben, da müssen für einen einfachen Kredit stapelweise Unterlagen ausgefüllt werden. In der Krise sei das nicht hilfreich. „Die Bürokratisierung macht die Arbeit der Banken langsam und die Kreditvergabe kompliziert“, sagt Burghof. Da müssten die Regulierer – die EZB wie die Finanzaufsicht Bafin – jetzt ran, damit die Institute Firmen schnell helfen könnten.
Für die großen Banken, die wie die Deutsche Bank oder die Commerzbank unter die Aufsicht der europäischen Aufsichtsbehörde fallen, gibt es seit diesem Donnerstag bereits Erleichterungen beim Kapitalpuffer. Gemeint sind damit Reserven, die Banken zur Seite legen müssen, wenn sie Kredite vergeben. Die EZB-Bankenaufsicht will den Instituten jetzt erlauben, zeitweise auch einen kleinen Kapitalpuffer als vorgeschrieben vorzuhalten. Auf diese Weise will sie verhindern, dass die Banken allein aufgrund der Kapitalanforderungen ihre Kreditvergabe beschränken. Am Ende soll auch das den Unternehmern helfen.
Carla Neuhaus
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