Mückenplage in Berlin und Brandenburg: Was wirklich gegen Mücken hilft
Nur Chemie wirkt, sagt die Stiftung Warentest. Das freut die Hersteller von Insektenmitteln und die Drogeriemärkte. Sie machen derzeit kräftig Kasse.
Wenn Mücken in den Urlaub fliegen würden, wäre Berlin derzeit wohl einer ihrer liebsten Ferienorte. Der sommerliche März, der viele, viele Regen danach und die warmen Temperaturen lassen Mückenherzen höher schlagen und die Brut in Massen schlüpfen. „Für Mücken sind die Bedingungen dieses Jahr sehr gut“, sagt Robert Seuntjens vom Aquarium Berlin. „Wir haben im Juli ein Niveau wie sonst Ende August“, berichtet Doreen Walther vom Leibniz-Zentrum für Agrarlandforschung im brandenburgischen Müncheberg.
Jeder will jetzt Mückenmittel
Was Gartenbesitzer, Biergartenbesucher und Seenplanscher bis aufs Blut reizt, beschert Drogeriemärkten und Mückenmittelherstellern glänzende Umsätze. „Der Markt für Insektenrepellentien in der Apotheke ist um etwa 15 Prozent im Vergleich zum letzten Jahr gewachsen“, sagt Andreas Erber vom Arzneimittelhersteller Hermes Arzneimittel. Das Münchner Pharmaunternehmen stellt das Mückenabwehrmittel „Anti Brumm“ her, das im jüngsten Test von Zecken- und Mückenabwehrmitteln der Stiftung Warentest zu den Testsiegern gehörte. Die Mückenplage ist gut fürs Geschäft. In diesem Jahr hat der Hersteller von seinen Anti-Mücken-Sprays rund 30 Prozent mehr verkauft als im Vorjahreszeitraum. Umsatztreiber sind vor allem die mückengeplagten Berliner und Brandenburger. In Apotheken der Region habe man eine annähernd 50-prozentige Steigerung, berichtet Erber.
Die Testsieger: "Anti Brumm", "Autan" und "Zeckito"
Wer juckenden, schmerzenden Stichen entgehen will, hat keine andere Wahl, als sich mit den richtigen Mitteln zu wappnen. Neben „Anti Brumm“ wirken auch der Klassiker „Autan“ und das nur halb so teure Rossmann-Eigenprodukt „Zeckito Classic“ sehr gut gegen die blutdürstigen Mückenweibchen, sagt Hans-Peter Brix von der Stiftung Warentest. Wichtig: Nicht zu wenig nehmen, das Mittel am besten auf die Hand sprühen und dann auf dem Körper verteilen. So hat man die optimale Wirkung. „Die Mücken finden jede Stelle, die man vergessen hat“, warnt der Tester. Die Stoffe sorgen nämlich dafür, dass die Mücke den Menschen nicht riechen kann. Das funktioniert aber nur, wenn man auch den Kopf und die Ohren nicht vergisst und nach dem Baden wieder von vorne anfängt. Wer das Wasser meidet, kann dagegen darauf hoffen, sechs bis acht Stunden Ruhe vor den Plagegeistern zu haben. Das wünschen sich viele – und sprühen tapfer gegen die Mücken an. Man habe eine „deutliche Absatzsteigerung“ gegenüber dem Vorjahr, heißt es bei Rossmann, gefragt ist vor allem „Zeckito“. Lieferengpässe müssten Kunden aber nicht befürchten. „Wir haben einen guten Vorrat“, berichtet ein Sprecher der Drogeriemarktkette.
Was nicht wirkt
Wer Insektenabwehrstoffe wie DEET (Diethyltoluamid, „Anti Brumm“) oder das nach Meinung der Stiftung Warentest verträglichere Icardin („Autan“) vermeiden will und stattdessen auf die Kraft der Natur setzt, also auf Lavendel, Tomatenbüsche oder Walnussblätter, dürfte den Blutsaugern ein Festmahl bescheren. „Die hungrigen Weibchen lassen sich davon nicht berirren“, warnt Verbraucherschützer Brix. Gleiches gilt für Geräte, die mit Ultraschall oder UV-Licht arbeiten. Mücken vertreibt man damit nicht aus seinem Haus. Das geht nur mit Mückensteckern, die Insektizide verdampfen. Eine wirksame Methode, sagt Brix, aber nicht für den Dauereinsatz gedacht – und erst recht nicht für längere Zeit im Kinderzimmer.
Während Einfamilienhausbesitzer derzeit nach Einbruch der Dämmerung ins Haus flüchten, kann Doreen Walther von Mücken gar nicht genug bekommen. Die Biologin sammelt Mücken, untersucht sie und stellt so einen Mückenatlas her, der die Verbreitung der verschiedenen Arten in Deutschland erfasst. Die gute Nachricht: Zwar tummeln sich derzeit wahre Heerscharen von Mücken in Gärten, Regentonnen, Seen, Flüssen, Bächen bis hin zu den Pflanzschalen in den Baumärkten, doch die Tiere sind harmlos. „Berlin und Brandenburg sind frei von invasiven Arten“, berichtet Walther. Dazu zählt etwa die Tigermücke, die Krankheiten wie Chikungunya- und Denguefieber übertragen kann.
Mücken für die Forschung
Wer Walthers Forschungen unterstützen möchte, sollte seine Mückenbeute einschicken – aber sie vorher möglichst nicht plattschlagen. Besser: Vorsichtig mit einem Glas einfangen, im Gefrierfach erfrieren lassen und dann mit dem ausgefüllten Einsendeformular nach Müncheberg schicken. Die Belohnung: Man erfährt, was man erlegt hat. Kinder bekommen eine Mückenjägerurkunde.
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