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Aktivisten des Kampagnennetzwerks Campact demonstrieren vor dem Hamburger Sitz von Facebook.
© Daniel Reinhardt/dpa

Einführung neuer Datenschutz-Regeln: Was sich für WhatsApp-Nutzer ab diesem Samstag ändert

Bei WhatsApp gelten von diesem Samstag an neue Datenschutz-Bedingungen. Worum geht es bei den Änderungen - und womit müssen jene rechnen, die nicht zustimmen?

Bei WhatsApp gelten von diesem Samstag an neue Datenschutz-Bedingungen. Kritiker warnen vor neuen Möglichkeiten zum Daten-Austausch mit der Konzernmutter Facebook. WhatsApp bestreitet das und betont, es gehe darum, die Basis für mehr Kommunikation mit Unternehmen zu legen. Zugleich will der Hamburger Datenschützer Johannes Caspar ein Wörtchen mitreden. Details in Fragen und Antworten.

Was passiert am 15. Mai?

WhatsApp will seine neuen Datenschutz-Bestimmungen in Kraft setzen. Entgegen früheren Ankündigungen sollen Nutzer, die dem Update nicht zugestimmt haben, zunächst weiter ohne Einschränkungen auf den Chatdienst zugreifen können. Einige Wochen später wird der Funktionsumfang für sie aber schrittweise schrumpfen.

Womit müssen diese Nutzer dann rechnen?

Zunächst werden sie nicht mehr auf ihre Chatliste zugreifen können, wie WhatsApp in einem Blogeintrag erläuterte. Man werde dann aber noch eingehende Audio- und Videoanrufe annehmen sowie über Benachrichtigungen auch Chat-Nachrichten beantworten können. Wenige weitere Wochen später werde WhatsApp dann weder Anrufe noch Nachrichten an die Smartphones der Nutzer schicken. In dieser ganzen Zeit sollen die Nutzer immer wieder daran erinnert werden, den Änderungen zuzustimmen.

Worum geht es bei den Änderungen?

WhatsApp betonte stets, dass mit der Aktualisierung keine erweiterte Datenweitergabe an Facebook vorgesehen sei. Bei den Änderungen gehe es vor allem darum, bessere Möglichkeiten für Kommunikation mit Unternehmen zu schaffen. Auch an der Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, mit der Chat-Inhalte nur für die teilnehmenden Nutzer im Klartext sichtbar sind, werde nicht gerüttelt. Außerhalb der EU fließen bereits seit 2016 einige WhatsApp-Nutzerdaten an Facebook, zu Werbezwecken oder zur Verbesserung von Produkten.

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Zugleich betonte WhatsApp selbst, dass der Nachrichtenaustausch mit Unternehmen anders gestaltet sei als mit Familie oder Freunden. „Wenn du mit einem Unternehmen über Telefon, E-Mail oder WhatsApp kommunizierst, kann es die Informationen aus diesen Interaktionen mit dir für eigene Marketingzwecke verwenden. Dies kann auch Werbung auf Facebook einschließen“, hieß es in einer Erläuterung.

Warum dann jetzt die Aufregung – auch in Deutschland?

Seit Ankündigung der Änderungen im Januar sorgen Warnungen vor einem stärkeren Datenaustausch mit der Konzernmutter Facebook für Unruhe bei den Nutzern – trotz der Dementis von WhatsApp. Es hagelte Kritik, Nutzer wanderten zu anderen Messengern ab. Das Unternehmen verschob die ursprünglich für Februar geplante Einführung der neuen Regeln daraufhin um gut drei Monate. Inzwischen wurde auch der Hamburger Datenschützer Johannes Caspar aktiv. Er kann allerdings nur befristet eingreifen, weil für Facebook die irische Datenschutzbehörde zuständig ist.

Was macht Caspar?

Der Hamburger Datenschützer hat eine Anordnung erlassen, in der Facebook untersagt wird, Daten von WhatsApp für eigene Zwecke zu nutzen. Er warnt, dass die neuen Regeln die Tür für einen stärkeren Datenaustausch mit anderen Facebook-Unternehmen öffneten. WhatsApp kontert, die Anordnung basiere „auf einem grundlegenden Missverständnis von Ziel und Folgen des Updates“ und werde die Einführung der neuen Regeln nicht aufhalten.

Warum nimmt Facebook den ganzen Ärger in Kauf?

Das weltgrößte Online-Netzwerk übernahm WhatsApp 2014 für am Ende rund 22 Milliarden Dollar. Mit diesem Kaufpreis nahm Facebook zwar einen potenziellen Rivalen vom Markt, der Dienst trug bisher aber wenig zum Konzerngewinn bei. Zeitweise wurde über Werbung im Stories-Bereich von WhatsApp nachgedacht, wo Nutzer Fotos und Videos für einen Tag mit ihren Kontakten teilen können. Die Idee wurde dann aber auf Eis gelegt. Der aktuelle Plan ist, Geld zu verdienen, wenn Unternehmen mit ihren Kunden über WhatsApp kommunizieren – die Regeländerung ist eine Voraussetzung dafür.

Wie kann man Whatsapp den Rücken kehren?

Wer Whatsapp den Rücken kehren möchte, braucht eine Strategie. Und das klingt schwieriger als es ist. In nur zwei bis drei Schritten ist die Sache erledigt: Eine Messenger-Alternative finden, bei Bedarf die Whatsapp-Chats sichern, dann das Konto löschen. Messenger-Apps, die Whatsapp funktional das Wasser reichen können, aber das Erheben von Chat-Metadaten vermeiden oder zumindest einen Privatsphäre-orientierten Umgang damit pflegen? Ja, die gibt es. Das Verbraucherportal „Mobilsicher.de“ empfiehlt etwa Signal, Threema oder Wire. Alle drei sind quelloffen, sicher Ende-zu-Ende-verschlüsselt und als Android-, iOS- sowie als Desktop-Anwendung verfügbar.

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Wer Whatsapp über Bord wirft, wird meist trotzdem seine Nachrichten und Medien (Fotos, Videos und Sprachnachrichten) behalten wollen. Kein Problem. Man öffnet den Einzel- oder Gruppenchat, den man speichern möchte, tippt oben rechts aufs Dreipunkte-Menü (Android) beziehungsweise Einstellungen (iOS), wählt „Mehr/Chat exportieren“ und bestimmt im nächsten Fenster, dass auch die Medien gespeichert werden sollen.

Danach wählt man, ob das Textdokument mit den Nachrichten sowie die Medien-Dateien auf dem Gerät oder in einem Onlinespeicher abgelegt werden sollen. Da auf diese Weise laut Whatsapp maximal die 10 000 neuesten Nachrichten gespeichert werden, sollte man die ganze Prozedur für den jeweiligen Chat noch einmal wiederholen und dabei bestimmen, dass keine Medien gespeichert werden sollen. So erhält man nämlich ein zweites Textdokument mit bis zu 40 000 Nachrichten.

Ist das Whatsapp-Konto gelöscht, sind es auch alle Chats sowie Backups, und das unwiederbringlich. Also alles gesichert, was gesichert werden sollte? Um Whatsapp zu verlassen, tippt man wieder aufs Dreipunkt-Menü beziehungsweise Einstellungen oben rechts und wählt „Account/Meinen Account löschen“. Als nächstes gilt es, die eigene Mobilfunknummer im internationalen Format (mit +49 und ohne die erste Null der Vorwahl) in das entsprechende Feld einzugeben. Mit einem letzten Tipper auf den roten Button „Meinen Account löschen“ ist es dann vollbracht und die App kann dann auch vom Smartphone entfernt werden. dpa

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