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Passagiere warten an den Sicherheitsschaltern des Istanbuler Atatürk-Flughafens.
© dpa
Update

Reisen in die Türkei: Was der Anschlag für Touristen bedeutet

Das Auswärtige Amt rät Touristen nach dem Anschlag in Istanbul zu erhöhter Vorsicht. Von Tegel ist die erste Maschine nach Istanbul gestartet.

Das Auswärtige Amt hat seine Reise- und Sicherheitshinweise nach dem Anschlag aktualisiert, aber keine Reisewarnung für die Türkei ausgesprochen. Reisewarnungen sind selten, gelten beispielsweise für Afghanistan, Syrien und Libyen, und enthalten den dringenden Appell, nicht in das jeweilige Land zu fliegen. Touristen in Istanbul, aber auch in Ankara und anderen Großstädten der Türkei, wird dennoch zu erhöhter Vorsicht geraten. Vor allem dort, wo sich viele Menschen ansammeln: auf öffentlichen Plätzen oder vor touristischen Attraktionen.

Landesweit sei weiter mit politischen Spannungen, gewalttätigen Auseinandersetzungen und terroristischen Anschlägen zu rechnen. Von Reisen in das Grenzgebiet der Türkei zu Syrien und Irak rät das Auswärtige Amt dringend ab. Auf der Facebook-Seite von Außenminister Frank-Walter Steinmeier heißt es: "Reisenden in Istanbul wird empfohlen, Kontakt mit ihrem Reiseveranstalter bzw. der Fluglinie aufzunehmen und die aktuelle Berichterstattung der Medien zu verfolgen."

Wer seinen Urlaub in der Türkei umbuchen oder stornieren möchte, ist auf die Kulanz seines Reiseveranstalters angewiesen. Die Angst vor dem Terror allein reicht nicht aus. Etwas anderes wäre es bei einer offiziellen Reisewarnung des Auswärtigen Amtes.

Kostenlos umbuchen oder stornieren?

Gäste von Veranstalter Thomas Cook können gebuchte Reisen nach Istanbul in dieser und der kommenden Woche kostenlos umbuchen oder stornieren. Wie der Veranstalter mitteilte, seien keine Gäste von Thomas Cook von dem Anschlag auf den Flughafen in Istanbul betroffen.

DER Touristik und L’TUR bieten für Reisen und Ausflüge nach Istanbul bis zum 31. Juli kostenlose Umbuchungen und Stornierungen an. Das gleiche gilt bei Tui, dem größten Touristikunternehmen Europas. Das Ausflugsprogramm nach Istanbul wurde dort bis zum 31. Juli abgesagt. "Wie sich der erneute Anschlag auf den Tourismus in der Türkei auswirkt, bleibt abzuwarten", sagte eine Sprecherin. Für alle anderen türkischen Ziele gelten bei den Veranstaltern die regulären Reisebedingungen.

Für den Reiseveranstalter Alltours ist Istanbul gerade kein Thema. Alltours hat Istanbul vor gut einem Jahr aus dem Programm gestrichen, weil es dort zu unsicher sei.

Flüge von Berlin aus doch gestartet

Nach den Selbstmordanschlägen am Istanbuler Atatürk-Flughafen ist am Mittwoch entgegen erster Angaben auch vom Flughafen Berlin-Tegel wieder eine Maschine in die Bosporus-Metropole gestartet. Den Abflug bestätigte Flughafensprecher Lars Wagner der Deutschen Presse-Agentur. Zunächst hatte er erklärt, dass es am Mittwoch keine Flüge von Tegel in die türkische Metropole geben werde. Ob die weiteren vier regulären Flüge abgesagt würden, sei eine Entscheidung der Fluggesellschaft Turkish Airlines, hieß es am Morgen.

Türkei-Tourismus in der Krise

Zum Beginn der Haupt-Urlaubssaison sind die Besucherzahlen in der Türkei weiter eingebrochen. Im Mai seien knapp 34,7 Prozent weniger Ausländer als im Vorjahresmonat eingereist, teilte das Tourismusministerium am Dienstag mit. Insgesamt kamen knapp 2,5 Millionen Gäste. Die Folge sind fallende Preise, leere Hotels und Restaurants. "Urlaub in der Türkei ist daher in diesem Sommer so günstig wie nie", sagte ein Sprecher von L'Tur.

Auch die Zahl der Deutschen nahm mit einem Minus von 31,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat weiter ab. Sie stellen nach wie vor die größte Gruppe der Ausländer. Wiederkehrende Terroranschläge und Reisewarnungen für die Türkei verunsichern sie trotzdem.

Lieber wollen die Deutschen ihren Urlaub dieses Jahr im Inland, in Italien, Portugal, und vor allem in Spanien verbringen. Dort habe Tui für diese Sommersaison 26 Millionen Euro in zusätzliche Bettenkapazitäten investiert.

Der weltgrößte Reisekonzern schätzt, dass er in diesem Jahr mit einer Million Urlaubern nur rund halb so viele Gäste in die Türkei bringt wie 2015. Nur das Last-Minute-Geschäft birgt noch Hoffnung. Tui-Chef Fritz Joussen erwartet, dass manch türkischer Hotelier den Umsatzeinbruch nicht über längere Zeit aushält - und verkaufen muss.

Die großen Touristikunternehmen berichten, dass sich Kunden vermehrt über die Sicherheitslage im Ausland informieren. Deswegen wollen viele Reisebüro-Mitarbeiter an Krisenmanagement-Seminaren des Deutschen Reiseverbandes teilnehmen. Dort lernen sie, wie sie bei politischen Unruhen in Urlaubsorten am besten reagieren. (mit dpa)

Weitere Reise- und Sicherheitshinweise des Auswärtigen Amtes für die Türkei sind hier zu finden. Deutsche Staatsangehörige können sich wegen der weltweiten Terrorwarnung in die Krisenvorsorgeliste des Auswärtigen Amtes eintragen.

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