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Muss sich angesichts der Gewinne nicht verstecken. John Cryan, Chef der Deutschen Bank.
© Reuters

Halbjahreszahlen: Warum die Deutsche Bank überraschend Gewinn macht

Die Erträge der Deutschen Bank sind gesunken. Aber die Kosten sanken noch stärker, weil 4700 Stellen gestrichen wurden. Vorstandschef John Cryan ist trotz eines stattlichen Gewinns nicht zufrieden.

Die Deutsche Bank wird nach zwei Jahren mit Verlusten von insgesamt mehr als acht Milliarden Euro in diesem Jahr überraschend einen Gewinn verbuchen können. Nach sechs Monaten lag der Netto-Überschuss bei einer Milliarde Euro, wie die Bank am Donnerstag berichtete. Im zweiten Quartal übertraf das Institut die Erwartungen deutlich: Der Vorsteuer-Gewinn lag bei 822 Millionen Euro und war damit doppelt so hoch wie im Vorjahres-Quartal. Netto blieben 466 Millionen Euro übrig nach nur 20 Millionen im Vorjahr. Analysten hatten lediglich mit einem Netto-Gewinn von rund 300 Millionen Euro gerechnet. Ein Risiko bleiben immer noch vielen offene Rechtsstreitigkeiten.

Vorstandschef John Cryan ist trotz des Gewinnsprungs mit dem Ergebnis nicht zufrieden. „Dieser Gewinn bleibt hinter unserem langfristigen Anspruch zurück“, sagt der Brite. „Wir sind weiter auf einer jahrelangen Reise“, sagte der neue Finanzvorstand James von Moltke. Vor allem die Zurückhaltung der Kunden an den Finanzmärkten beklagen die Banker. Erträge etwa im Aktienhandel sanken um fast ein Drittel, dies drückte den Provisionsüberschuss. Auch das Zinsergebnis fiel schwächer aus.

Das positive Ergebnis lag daran, dass die Kosten noch stärker als die Erträge gesunken sind. Die Erträge schrumpften gegenüber dem ersten Quartal um zehn Prozent. Das wirkte sich unter anderem auf das Geschäft mit Privat- und Firmenkunden aus. Der Vorsteuergewinn der Sparte ging im zweiten Quartal im Vergleich zum Vorjahr von 370 auf 310 Millionen Euro zurück.

Der Personalabbau soll weitergehen

Positiv zu Buche schlugen die Unternehmens- und Investmentbank. Der Vorsteuergewinn kletterte von 460 auf gut 540 Millionen Euro. Die Vermögensverwaltung konnte zwischen April und Juni neun Milliarden Euro an frischen Geldern einsammeln, der Gewinn erhöhte sich von 170 auf rund 235 Millionen Euro. Für Entlastung sorgte auch eine deutlich geringere Risikovorsorge im Kreditgeschäft.

Zwar musste die Deutsche Bank im zweiten Quartal kein Geld für die Beilegung von Rechtsstreitigkeiten aufwenden. Und die Rückstellungen reduzierte sie im Vergleich zu Ende März um 700 Millionen auf jetzt 2,5 Milliarden Euro. Im zweiten Halbjahr erwartet die Bank aber wieder Aufwendungen. Generell bleiben die Risiken schwer abschätzbar. „Obwohl wir bereits zahlreiche signifikante Rechtsstreitigkeiten beigelegt und Fortschritte bei laufenden Verfahren erzielt haben, dürfte das Umfeld in dieser Hinsicht auch künftig herausfordernd bleiben“, heißt es im Zwischenbericht. Auf elf Seiten werden erneut die offenen Verfahren und die damit verbundenen Risiken aufgelistet. Relativ sicher abschätzen lassen sich der Bank zufolge Kosten für Zivilprozesse in Höhe von 1,2 Milliarden Euro und für Verfahren mit Behörden von 500 Millionen Euro. Generell gebe es aber erhebliche Bewertungsspielräume.

Beim bis 2018 geplanten Personalabbau um 9000 Stellen, davon 4000 in Deutschland, ist bereits mehr als die Hälfte geregelt. Im Vergleich zu Mitte 2016 zählt die Bank jetzt noch 96.500 Vollzeitstellen und damit 4700 weniger. In Deutschland wurden 2250 Stellen gestrichen. Ende Juni waren es noch 43.500. Allerdings habe man auch 100 zusätzliche Stellen zur Vermeidung und Bekämpfung von Finanzkriminalität geschaffen.

Im Boni-Streit mit zehn ehemaligen und einem aktuellen Vorstand, darunter die Ex-Chefs Josef Ackermann und Anshu Jain, wegen ihrer angeblichen Mitverantwortung für die vielen Skandale, die allein seit 2012 zu Strafzahlungen von 15 Milliarden Euro geführt haben, steht das Institut offenbar kurz vor einer Einigung. Angeblich verzichten die Banker auf insgesamt knapp 40 Millionen Euro.

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