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Wer ist der billigste im Land? Lidl und Aldi haben einen harten Preiskampf angezettelt.
© DPA/DPAWEB

Rabattschlacht der Supermärkte: Warum Aldi, Lidl, Rewe und Co. gerade so viele Sonderangebote haben

Es begann mit Coca-Cola für 79 Cent, inzwischen befinden sich Supermärkte, Discounter und Drogerien in einem beispiellosen Preiskampf. Gewinner ist der Kunde.

Es ist in diesen Tagen schwer, an den Werbeanzeigen deutscher Supermärkte vorbeizukommen. Im Radio laufen zahlreiche Spots von Rewe, Penny und Co, die mit Tiefstpreisen werben. Aldi belegte am Donnerstag gar das halbe erste Buch der "Bild" mit einer doppelseitigen Anzeige. Und selbst Real, das Problemkind des Einzelhandels, schaltet derzeit Fernsehwerbung.

Die Werbe-Beschallung von allen Seiten hat einen Grund. Der Lebensmitteleinzelhandel in Deutschland befindet sich seit Wochen in einem erbitterten Preiskampf. Angefangen hat die Preissenkungsspirale zwischen den Discountern Aldi und Lidl, doch inzwischen sind auch Supermärkte und Drogerien in die Rabattschlacht eingestiegen. Für die Kunden geht es dabei häufig um Cent-Beträge, für die Unternehmen allerdings um Millionen - und ihre Identität.

Coca-Cola für 75 Cent

Den Anfang machte Aldi im Februar dieses Jahres. Für das in Nord und Süd unterteilte Discount-Imperium gehört es zur DNA, die niedrigsten Preise in Deutschland zu bieten. Bislang galt das aber vor allem für ihre Eigenmarken und No-Name-Produkte. Als Aldi nun aber ankündigte, auch Markenartikel zu Kampfpreisen anzubieten, war die Konkurrenz alarmiert.

Denn das Familienunternehmen ließ seinen Worten Taten folgen. Anfang März senkte Aldi den Preis für eine 1,25-Liter-Flasche Coca-Cola von 99 auf 79 Cent. Lidl, das sich mit günstigen Markenartikeln bisher von Aldi abheben konnte, parierte den Frontalangriff sofort: Coca-Cola in dieser Größe gab es bei dem Neckarsulmer Discounter schon wenig später für 77 Cent. Inzwischen liegt der Softdrink bei Aldi sogar bei 75 Cent.

Das Spiel wiederholte sich bei anderen Produkten. Aldi bot die Kerrygold-Butter für 1,69 statt 2,39 Euro an, Lidl reduzierte den entsprechenden Preis auf 1,66 Euro. Den Kunden dürfte es freuen: Einige Marken wie Leerdamer-Käse, Bauer-Joghurt oder Wagner-Tiefkühlpizza sind inzwischen zu historischen Tiefstpreisen zu haben.

Rewe und dm steigen in den Poker ein

Mit der Rabattierung der Markenprodukte greifen die Discounter auch hochpreisigere Supermärkte an. Und so machte Rewe-Chef Lionel Souque in der vergangenen Woche deutlich, dass er das nicht auf sich sitzen lassen will. „Wir verfolgen die Preise von Aldi und Lidl jeden Tag und passen unsere Preise entsprechend an“, sagte er auf der Jahrespressekonferenz seines Unternehmens und kündigte an: „Wir werden keine Preisführerschaft von Aldi bei Markenartikeln zulassen.“

Da die Sonderangebote der Discounter auch Drogerieartikel betreffen, ist auch dm auf dem Plan. Die Drogeriekette aus Karlsruhe senkte ihren Dauerpreis für all jene Nivea-Produkte, die Aldi in seinem Prospekt beworben hatte.

Discounter oder Supermarkt: Eine modernisierte Aldi-Filiale in Herden.
Discounter oder Supermarkt: Eine modernisierte Aldi-Filiale in Herden.
© Juergen Nobel/Unternehmensgruppe ALDI Nord/obs

Auf den ersten Blick mögen Preissenkungen von ein paar Cent nicht weltbewegend sein. Doch für den Lebensmittelhandel ist der Preiskampf auf zwei Ebenen existenziell. Zum einen geht es für die Unternehmen um ihr Image. Dm etwa beansprucht für das Drogerie-Kernsortiment die Preisführerschaft, die Supermärkte wollen sich bei Markenprodukten nicht überholen lassen und für die Discounter gehört es zur Philosophie, die niedrigsten Preise vorweisen zu können. Eigenmarken wie "ja" von Rewe oder "Gut und Günstig" von Edeka nagen hier seit Langem am Selbstverständnis der Discounter.

"Ein Oligopol von sieben Unternehmen"

Zum anderen schlagen sich die Discountpreise in den Bilanzen nieder. Branchenexperten sprechen von hohen Margenverlusten durch die Rabattschlacht. Und auch Souque warnte: Schon Preisschwankungen von einem Prozent könnten Rewe angesichts der Volumina, um die es geht, ganz schnell den Jahresgewinn kosten. Für Aldi Nord sind die Preissenkungen tatsächlich eine Flucht nach vorne. 2018 hatte der Discounter erstmals Verluste in Deutschland gemacht.

Jörg Funder macht sich um die Lebensmittelhändler in Deutschland allerdings keine Sorgen. "Das sind ja keine Kleinunternehmen", sagt der Wirtschaftsprofessor der Hochschule Worms. "Wir haben hier in Deutschland ein Oligopol von etwa sieben Unternehmen, die tiefe Taschen haben und solche Rabattierungen lange aushalten können." Zudem sei ja nicht das gesamte Sortiment betroffen. Häufig seien die Reduzierungen durch verbesserte Lieferkonditionen an anderer Stelle quersubventioniert.

Doch warum tobt der Preiskampf eigentlich ausgerechnet jetzt? Funder sieht die Ursache in langfristigen Veränderungen im Lebensmitteleinzelhandel. Sowohl Lidl als auch Aldi modernisieren ihre Filialen derzeit sukzessive und bieten jetzt ebenso wie Supermärkte frische Backwaren und auf optisch ansprechenden großen Flächen Obst und Gemüse an. "Discounter und Supermärkte nähern sich im Erscheinungsbild seit Jahren systematisch an", erklärt der Handelsexperte. "Je ähnlicher beide Formate nach außen hin werden, desto mehr muss der Discount sich über den Preis differenzieren."

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