Automesse in Detroit: VW-Chef Müller entschuldigt sich bei den Amerikanern
Bei seinem ersten USA-Besuch nach der Dieselaffäre hat sich VW-Chef Matthias Müller für die Trickserei bei Dieselautos entschuldigt. Müllers Terminkalender ist voll - und angeblich gibt es eine Lösung zum Umbau der US-Fahrzeuge.
VW will die US-Behörden im zweiten Anlauf mit neuen Lösungsvorschlägen für den Abgas-Skandal zufriedenstellen. „Das Paket steht. Jetzt müssen wir sehen, was die EPA dazu sagt“, sagte Konzernchef Matthias Müller in der Nacht zum Montag vor Beginn der Detroiter Automesse. Diesen Mittwoch reist Müller nach Washington zu Gesprächen mit der Chefin der US-Umweltbehörde EPA, Gina McCarthy. Im Ringen um die manipulierten Diesel-Fahrzeuge ist es das erste Spitzentreffen zwischen den US-Aufsehern und der Konzern-Führung. „Ich gehe da mit einem sehr guten Gefühl hin“, sagte Müller. Schon im November hatte VW erste Lösungsideen vorgelegt, die die Behörden aber noch nicht überzeugten.
Aus VW-Unternehmenskreisen verlautete, dass auch ein Rückkauf von etlichen betroffenen Fahrzeugen möglich sei - je nachdem, wie sehr die EPA nun von den Lösungsvorschlägen überzeugt sei. Bei den Nachbesserungen ist laut Insidern unter anderem der Einbau eines modernen Abgasreinigungssystems (Katalysator) im Gespräch.
"Die Dinge in Ordnung bringen"
Müller sagte am Sonntagabend (Ortszeit) in Detroit, dass der Konzern Kunden, Behörden und die Öffentlichkeit in den Vereinigten Staaten "im Stich gelassen" habe. Der VW-Chef bat am Vorabend der Detroiter Automesse um Entschuldigung "für das, was bei Volkswagen falsch gelaufen ist" und erklärte: "Unser ganzer Einsatz zielt jetzt darauf ab, die Dinge in Ordnung zu bringen." Bei der Lösung der Krise stehe das Unternehmen mit der US-Umweltbehörde EPA in einem "konstruktiven" Dialog. Bei Einzelheiten der Umrüstungspläne blieb der Volkswagen-Chef wortkarg. Auf die Frage, ob ein Rückkauf von 100.000 der fast 600.000 betroffenen Dieselfahrzeuge in den USA erwogen werde, sagte er: "Das ist Teil der Lösung, die wir mit Frau McCarthy besprechen wollen."
Angeblich gibt es für 430.000 Autos einen neuen Katalysator
Einem Bericht der "Bild am Sonntag" zufolge entwickelten VW-Ingenieure in den vergangenen Monaten einen neuen Katalysator, mit dem bei 430.000 betroffenen Autos die geforderten Grenzwerte erreicht werden können. Die EPA müsse die Technik aber erst noch genehmigen, ehe der Konzern die Serienproduktion starten könne. Nach US-Ermittlungen hatte Volkswagen im September eingeräumt, weltweit in rund elf Millionen Fahrzeugen eine Schummelsoftware eingesetzt zu haben, die bei Emissionstests einen niedrigeren Stickoxidausstoß anzeigt als auf der Straße. Vergangenen Montag hatte das US-Justizministerium im Auftrag der EPA Klage gegen den Konzern eingereicht, dem eine Milliardenstrafe droht.
Volkswagen wird in der Klageschrift die Manipulation von Abgaswerten bei in den USA verkauften Autos der Marken VW, Audi und Porsche sowie der Verstoß gegen ein Gesetz zur Luftreinhaltung vorgeworfen. Außerdem wird dem Unternehmen zur Last gelegt, die US-Behörden bei der Aufklärung behindert und sogar gezielt in die Irre geführt zu haben.
Müller, der nach Bekanntwerden des Skandals das Ruder bei VW übernommen hatte, sagte in Detroit, dass er mit der Klage gerechnet, der Zeitpunkt ihn aber überrascht habe. Erneut wies er die Darstellung zurück, Volkswagen habe kriminell gehandelt. Der Konzern habe "riesige" technische Fehler gemacht, die Öffentlichkeit und die Behörden in den USA aber nicht absichtlich getäuscht.
VW will 900 Millionen Dollar in Chattanooga investieren
An Spekulationen über die mögliche Strafe wollte sich Müller nicht beteiligen. "Man überbietet sich ja täglich", sagte der VW-Chef zu den unterschiedlichen Zahlen, die kursieren. "Ich bin gespannt, wann der erste über hundert Milliarden schreibt. Wir haben dazu nichts zu sagen." Die Vereinigten Staaten "sind und bleiben ein Kernmarkt" für das Unternehmen, betonte Müller. Volkswagen plant eine Großinvestition von 900 Millionen Dollar (823 Millionen Euro) am Standort Chattanooga für den Bau eines neuen Sportgeländewagens. Dies werde etwa 2000 Arbeitsplätze schaffen, sagte Müller in Detroit. Die Produktion des neuen SUV werde Ende dieses Jahres beginnen. dpa/AFP