Lufthansa-Bilanz: Von Rekord zu Rekord
Das Ende von Air Berlin trägt zum Ergebnis bei. Der Vorstand erläutert die Einstellung der Strecke Berlin-New York.
Die Lufthansa ist 2017 im dritten Jahr hintereinander auf Rekordhöhe geflogen. Die Turbulenzen um die Zerschlagung und Teilübernahme von Air Berlin inklusive der Tatsache, dass die Airline nicht wie erhofft zum Zuge gekommen ist, haben dem Unternehmen nicht geschadet. Im Gegenteil: Die Lufthansa hat ganz offensichtlich von der Pleite des größten deutschen Konkurrenten profitiert und ihre Marktstellung ausgebaut. Der um Sondereffekte bereinigte Betriebsgewinn der Lufthansa kletterte im vergangenen Jahr auch deshalb um 70 Prozent auf knapp drei Milliarden Euro, der Nettogewinn um ein Drittel auf rund 2,4 Milliarden. Die Dividende soll um 60 Prozent auf 80 Cent steigen.
Kein weiterer Rekord wegen Treibstoffkosten
Vorstandschef Carsten Spohr zeigte sich mit dem Ergebnis mehr als zufrieden. „Die Anstrengungen der vergangenen Jahre haben sich gelohnt“, sagte Spohr am Donnerstag in Frankfurt. In diesem Jahr rechnet er wegen steigender Treibstoffkosten allerdings nicht mit einem weiteren Rekordjahr.
Spohr verteidigte die Entscheidung, die Direktflüge von Eurowings von Berlin nach New York zu streichen. „Während des Winters sind die Jets zum Teil mit weniger als 100 Passagieren geflogen.“ Das rechne sich nicht. Lufthansa habe weder in Berlin noch in New York ein Drehkreuz, um die Maschinen mit Umsteigepassagieren zu füllen. „Wir haben aber trotzdem in Tegel einen Marktanteil von 40 Prozent“, sagte der Lufthansa-Chef. Wie sich die Situation durch die derzeit für 2020 geplante Eröffnung des Berliner Großflughafens ändern könne, ließ er offen. Im Amt sein wird Spohr bis dahin in jedem Fall. Sein Vertrag wurde vom Aufsichtsrat gerade um fünf Jahre bis 2023 verlängert.
Der Tariffriede bringt Geld
Neben der Pleite von Air Berlin machte sich in den Zahlen der Lufthansa auch der Abschluss des Tarifvertrages mit den Piloten von Lufthansa und Germanwings um die Übergangs- und Altersversorgung bemerkbar. Vorausgegangen waren immer wieder Streiks über mehrere Jahre. „Mit den Mitarbeitern aller Berufsgruppen haben wir einen langfristigen Tariffrieden,“ freute sich Spohr. Allein das sorgte im vergangenen Jahr für einen positiven Effekt von fast 600 Millionen Euro. Den Umsatz konnte die Lufthansa um mehr als zwölf Prozent auf 35,6 Milliarden Euro steigern, die Zahl der beförderten Passagiere erhöhte sich um fast 19 Prozent auf mehr als 130 Millionen.
Das Rekordergebnis erlaubte der Airline Investitionen von rund drei Milliarden Euro, ein Drittel mehr als ein Jahr zuvor. Rund 900 Millionen Euro habe man davon, so Spohr, für 42 Flugzeuge von Air Berlin aufgewendet, die jetzt bei der Lufthansa-Tochter Eurowings eingesetzt werden. Die Übernahme von großen Teilen der Air-Berlin-Flotte – insgesamt sind 77 Maschinen bei Eurowings gelandet – hat sich Spohr zufolge noch nicht in Gewinn ausgezahlt. Die Maschinen seien zwar voll gewesen, allerdings bei gleichzeitig hohen Kosten. Diese Effekte hätten sich ausgeglichen. Mit Gewinnen aus der Übernahme der Teile von Air Berlin rechnet Spohr erst 2019.
Eurowings ist jetzt auch profitabel
Unabhängig davon fliegt Eurowings zusammen mit Brussels, der anderen Punkt-zu-Punkt-Gesellschaft der Lufthansa-Gruppe, mittlerweile deutlich in schwarzen Zahlen. Aus einem Verlust von 104 Millionen Euro 2016 wurde ein Gewinn von 94 Millionen Euro im vergangenen Jahr. 32 Millionen Passagiere sind mit Eurowings geflogen, mit 210 Maschinen sei es die am schnellsten wachsende Airline Europas. Sie soll nach dem Willen von Spohr auch für die weitere Konsolidierung in Europa bereitstehen. Interesse hat Lufthansa nach wie vor an Alitalia, aber nur dann, wenn die italienische Gesellschaft saniert ist. Weitere Kandidaten für eine Übernahme nannte Spohr nicht. „Darüber redet man nicht, das macht man“, sagte der Vorstandsvorsitzende.
Spohr verdient 5,4 Millionen
Profitiert hat auch der fünfköpfige Vorstand vom neuerlichen Rekordergebnis und zwar deutlich. Carsten Spohr erhielt für 2017 insgesamt mit ausgezahlten Boni knapp 5,4 Millionen Euro nach 3,15 Millionen ein Jahr zuvor, das ist immerhin ein Plus von rund 70 Prozent. Insgesamt durften sich die Top-Manager über rund 18,2 Millionen freuen nach 10,7 Millionen Euro im Jahr zuvor. Auch die Aktionäre profitieren von der guten Entwicklung, die Lufthansa-Aktie war 2017 der stärkste Wert im Dax. Am Donnerstag stieg der Kurs um gut zwei Prozent.