Lebensmittelverschwendung: Verbraucher werfen am meisten weg
Eine neue Studie zur Lebensmittelverschwendung bezieht erstmals den Landwirtschafts-Sektor mit ein. Die Forderungen nach Regulierungen steigen.
In Deutschland werden rund zwölf Millionen Tonnen Lebensmittel jährlich verschwendet. Zu diesem Ergebnis kommt eine am Donnerstag veröffentlichte Studie des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft. Nach bisherigen Untersuchungen war man im Ministerium von elf Millionen Tonnen jährlich ausgegangen.
Der Anstieg begründet sich darin, dass die vom bundeseigenen Thünen-Institut erarbeiteten Studie erstmals auch die Landwirtschaft einbezogen hat. Dadurch zählen beispielsweise geerntetes Obst oder Gemüse, das nicht vermarktet werden kann, zu vermeidbaren Abfällen. Bundesernährungsministerin Julia Klöckner (CDU) hat es sich nun zum Ziel gesetzt, Lebensmittelverschwendung in Deutschland bis zum Jahr 2030 um die Hälfte auf sechs Millionen Tonnen pro Jahr zu reduzieren.
Von den insgesamt fast zwölf Millionen Tonnen seien mehr als die Hälfte vermeidbar. Die Lebensmittel hätten also aufgebraucht werden können, bevor sie ungenießbar wurden. Den Großteil der Lebensmittelabfälle produzieren – so hat es das Institut ermittelt – die Verbraucher. Im Jahr 2015 zum Beispiel hat jeder Deutsche durchschnittlich 75 Kilogramm Lebensmittel weggeworfen.
Bereits im Februar hatte das Bundeskabinett deshalb die Strategie zur Reduzierung der Lebensmittelverschwendung beschlossen. Zudem hat sich Deutschland 2015 im Rahmen der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung dazu verpflichtet, Konsum und Produktion von Lebensmitteln nachhaltiger zu gestalten. Deshalb bezieht sich die Studie auf das Jahr 2015.
Ministerin Klöckner setzt in ihrer Strategie vor allem auf Freiwilligkeit und Überzeugungsarbeit. So will das Ministerium beispielsweise mit der „BesteReste-App“ Verbraucher dafür sensibilisieren, in Zukunft weniger Lebensmittel wegzuwerfen.
Klöckners Vorgehen – lediglich auf Freiwilligkeit zu setzen – stößt schon lange auf Kritik. Auch am Donnerstag meldeten sich die Kritiker erneut zu Wort. So forderte die Verbraucherschutzexpertin der Linken Amira Mohamed Ali in der Rheinischen Post, „noch genießbare, aber überschüssige Lebensmittel schnell an Bedürftige zu verteilen“.
Renate Künast, Sprecherin der Grünen für Ernährungspolitik, bezeichnete Klöckners Strategie nach Erscheinen der Studie als „absurd und unzureichend“. Es brauche verbindliche Maßnahmen wie das Anti-Wegwerf-Gesetz in Frankreich. Dieses verpflichtet Supermärkte, essbare Lebensmittel kostenlos an Bedürftige und Hilfsorganisationen abzugeben. Sie kündigte zudem an, demnächst einen entsprechenden Antrag in den Deutschen Bundestag einbringen zu wollen.
Vom Bundesagrarministerium heißt es dazu, dass in Deutschland – anders als in Frankreich – ein Großteil der Verschwendung durch private Haushalte entstehe. Zudem sei nie ausgeschlossen worden, Gesetze anzupassen oder eventuell sogar zu verschärfen. Nur seien sämtliche bisherige Regelungen sehr komplex und müssten zuerst näher untersucht werden.
Lisa Oder
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