Information, Forschung, Logistik: Wie Julia Klöckner Lebensmittel retten will
In Frankreich ist das Wegwerfen verboten. Die deutsche Ministerin setzt auf freiwillige Lösungen.
An Lebensmittelrettern mangelt es nicht in Deutschland. Zahlreiche Start-ups haben es sich zur Aufgabe gemacht, Essensreste aus privaten Kühlschränken oder übrig Gebliebenes aus Restaurants an dankbare Abnehmer zu vermitteln, immer mehr Supermärkte verabschieden sich von den Idealmaßen für Obst und Gemüse und verkaufen jetzt auch Schiefgewachsenes. Die Supermarktkette Sirplus ist spezialisiert darauf, Waren, deren Mindesthaltbarkeitsdatum bald ablaufen wird oder schon überschritten ist, an den Kunden zu bringen. Die Tafeln verschenken Essen an Arme. Und auch das Bundesernährungsministerium ist nicht untätig. Julia Klöckner hat für ihre „Beste-Reste-App“ Promiköche gewinnen können, die auch aus Resten Leckeres zaubern können.
In Frankreich gibt es ein Gesetz gegen das Wegwerfen von Lebensmitteln
Doch vor einem schreckt die Ministerin zurück: vor schärferen Gesetzen. Anders als in Frankreich, wo es dem Handel verboten ist, noch genießbare Lebensmittel wegzuwerfen, setzt Klöckner weiter auf freiwillige Lösungen. Eine bessere Information der Verbraucher, mehr Geld für Forschung und eine verbesserte Logistik im Lebensmittelhandel soll die Lebensmittelabfälle drastisch reduzieren. Das geht aus der „Nationalen Strategie zur Reduzierung der Lebensmittelverschwendung vor“, die an diesem Mittwoch vom Kabinett verabschiedet werden soll und die dem Tagesspiegel vorab vorliegt. Bis zum Jahr 2030 will die Bundesregierung danach die Nahrungsmittelverschwendung weltweit pro Kopf halbieren, allein in Deutschland werden jedes Jahr elf Millionen Tonnen Lebensmittel weggeworfen, obwohl sie noch genießbar sind. Eine Halbierung dieser Abfälle würde auch dem Klima helfen. Sechs Millionen Tonnen an CO2-Äquivalenten ließen sich so einsparen.
Erreicht werden soll das nach Klöckners Strategie durch eine präziser arbeitende Landwirtschaft, bessere Lagerung und Transport im Handel, bedarfsgerechtere Verpackungen und individuelle Portionierungen an den Bedientheken. Über Instagram, Twitter und Facebook sollen jetzt auch Jugendliche verstärkt über den Wert von Lebensmitteln informiert werden. Zudem soll Geld in die Forschung fließen. Die Regierung unterstützt etwa die Arbeit an intelligenten Verpackungen, denen man schon von außen ansehen kann, ob der Inhalt noch genießbar ist, mit 16 Millionen Euro. Zudem soll ein Indikator entwickelt werden, der Lebensmittelabfälle über alle Stufen der Wertschöpfungskette quantifizieren soll.
Klöckner besucht Penny-Markt in Berlin
Am Freitag will Klöckner ihre Strategie bei einem Besuch im Penny-Markt in der Boxhagener Straße vorstellen. Die Rewe-Discounttochter vermarktet schon seit Jahren Waren mit Schönheitsfehlern und will Kunden nun auch verstärkt darüber informieren, dass man auch Waren mit abgelaufenem Mindesthaltbarkeitsdatum oft noch essen kann. Eine überfällige Information: Zehn Prozent der 88 Millionen Tonnen Lebensmittel, die EU-weit jährlich im Müll landen, lassen sich auf das abgelaufene Mindesthaltbarkeitsdatum zurückführen, heißt es bei der EU. Eine Reform in Brüssel wird es aber vorerst nicht geben: Die Zeit für die alte Kommission läuft ab.
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