Leichte Entspannung im Handelsstreit: USA und China unterzeichnen erstes Teilabkommen
Bald zwei Jahre währt der Konflikt der beiden größten Volkswirtschaften USA und China. Jetzt gibt es eine erste Vereinbarung. Gewisse Zölle aber bleiben.
Fast zwei Jahre nach Beginn des Handelskriegs zwischen den USA und China haben die beiden Länder am Mittwoch ein erstes Handelsabkommen unterschrieben. Obwohl es sich dabei nur um ein Teilabkommen handelt, entspricht es im Handelskonflikt der zwei größten Volkswirtschaften wohl einem Waffenstillstand: Beide Seiten machen Zugeständnisse und wollen bis auf Weiteres keine neuen Strafzölle mehr verhängen.
Die bestehenden US-Strafzölle auf chinesische Importe sollen aber erst nach Abschluss eines weiteren Handelsabkommens aufgehoben werden. Das erklärte US-Präsident Donald Trump am Mittwoch vor der Unterzeichnung. Die Strafzölle blieben weiter bestehen, damit die USA in den kommenden Verhandlungen mit China zur zweiten Phase eines Handelsabkommens weiterhin Trümpfe hätten, sagte Trump im Weißen Haus. Auch Chinas Chefunterhändler und Vizepremier Liu He wohnte der Zeremonie bei.
Die US-Regierung hatte bereits vor der Unterzeichnung erklärt, dass die seit 2018 verhängten Strafzölle von 25 Prozent auf Waren im Wert von rund 250 Milliarden Dollar bestehen bleiben würden. Weitere Zölle in Höhe von 15 Prozent auf chinesische Waren im Wert von 120 Milliarden US-Dollar sollen allerdings halbiert werden.
Die US-Regierung betrachtet den Vertrag als die erste von mehreren Phasen eines umfassenden Handelsabkommens. Die USA wollen nach Unterzeichnung einer ersten Handelsvereinbarung mit China die Verhandlungen rasch fortsetzen. US-Präsident Donald Trump sagte am Mittwoch in Washington, er werde in nicht allzu ferner Zukunft die Volksrepublik besuchen. Beide Seiten würden sehr bald weitere Gespräche führen. Trump ergänzte, alle Zölle würden aufgehoben, sobald eine zweite Vereinbarung abgeschlossen sei.
Zweite Phase des Abkommens soll weitere Streitpunkte klären
Der Text des Handelsabkommens ist bislang noch nicht veröffentlicht worden. China verpflichtet sich darin nach US-Angaben, seine Importe aus den USA deutlich zu erhöhen. Zudem soll der Vertrag Probleme beim Schutz geistigen Eigentums und bei den von China erzwungenen Technologietransfers lösen. Auch sollen US-Finanzdienstleister besseren Zugang zum chinesischen Markt bekommen.
Im Gegenzug verzichteten die USA bereits im Dezember auf angedrohte neue Strafzölle auf Konsumgüter wie Laptops und Smartphones im Wert von 150 Milliarden US-Dollar. Zudem nahm Washington den Vorwurf zurück, dass China seine Währung manipuliere, um sich im Wettbewerb Vorteile zu verschaffen. Weitere strittige Themen sollen dann in einer zweiten Phase des Handelsabkommens geklärt werden.
Trumps Wirtschaftsberater Larry Kudlow sprach von einem „wichtigen Abkommen“, das die Konjunktur ankurbeln werde. „So etwas hat es in der Geschichte noch nicht gegeben“, sagte er dem TV-Sender CNBC.
China verpflichtet sich mit dem Abkommen nach US-Angaben, seine Importe aus den USA innerhalb von zwei Jahren um 200 Milliarden US-Dollar zu erhöhen. Als Basis wurde das Jahr 2017 vereinbart, als China US-Waren und Dienstleistungen im Wert von rund 190 Milliarden US-Dollar importierte. Eine Erhöhung um durchschnittlich 100 Milliarden Dollar pro Jahr wäre also eine bedeutende Steigerung. Auch nach 2021 sollen Importe weiter steigen, „um die Handelsbeziehung signifikant auszubalancieren“, so die US-Regierung. Trump hatte den Handelskonflikt ursprünglich begonnen, weil China weit mehr in die USA exportiert als umgekehrt.
Mindestens 40 Milliarden US-Dollar der zusätzlichen Importe sollen auf Agrarprodukte entfallen. Das würde US-Landwirten zugutekommen - einer wichtigen Gruppe für Trump mit Blick auf die Wahl im November. Falls Peking seine Importzusagen nicht einhalten sollte, könnte Trump neue Strafzölle verhängen. „Der Präsident hat die Möglichkeit, zusätzliche Zölle zu verhängen, falls das Abkommen nicht umgesetzt wird“, sagte Mnuchin CNBC. Bestehende Strafzölle würden erst beim Abschluss eines weitergehenden Abkommens aufgehoben. Das sei für China „ein großen Anreiz, zum Verhandlungstisch zurückzukehren“.
Europäische Wirtschaft in China mag „Einkaufsliste“ nicht
Die deutschen Exporteure begrüßten das Teilabkommen, das zu einer Entspannung führe, von der auch deutsche Unternehmen profitierten. „Es bleibt jedoch fraglich, ob wir nun einen Kurswechsel in der Chinapolitik von US-Präsident Trump erleben werden“, erklärte der Präsident des Außenhandelsverbandes BGA, Holger Bingmann. Vielmehr sei zu befürchten, dass es sich nur um ein zeitweiliges Einlenken vor der anstehenden Präsidentschaftswahl in den USA handele.
Auch aus Sicht des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) wird mit dem Teildeal „eine weitere globale Eskalation bei den Zöllen vorerst vermieden“. Europa sollte mit beiden Partnern seine „strapazierten Handelsbeziehungen“ auf Augenhöhe wieder stärken. „Globale Regeln sind das Grundgerüst des Welthandels“, sagte Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben.
Die Europäische Handelskammer in China zeigt sich besorgt über mögliche Auswirkungen des Deals. Die Europäer lehnten die „Einkaufsliste“ der USA ab, nach der China jetzt Waren in den USA kaufen soll, sagte Kammerpräsident Jörg Wuttke in Peking. „Was wir natürlich nicht mögen, ist die Tatsache, dass es gelenkter Handel ist.“ Die USA sagten China jetzt, welche Produkte es in welcher Menge kaufen soll, was andere ausschließe. Details lägen noch nicht vor, aber es müsse geprüft werden, ob das Handelsabkommen mit den Regeln der Welthandelsorganisation (WTO) übereinstimme. (dpa)