Sinkende Nachfrage unter Trump: US-Waffenhersteller Remington kündigt Insolvenzantrag an
Die US-Waffenindustrie leidet seit der Wahl von Donald Trump zum Präsidenten unter sinkenden Verkäufen. Nun muss Remington Insolvenz anmelden.
Hierzulande schwören viele Schusswaffenfreunde auf heimische Hersteller wie Glock, Walther, Heckler & Koch. Remington, der Firmenname eines Konkurrenten aus Madison im US-Bundesstaat North Carolina, ist weit weniger bekannt und wird auch mal mit einem gleichnamigen Hersteller von Haarschneidegeräten verwechselt . In den Staaten selbst aber ist die Remington Outdoor Company, deren Wurzeln ins Jahr 1816 zurückreichen, eine nationale Institution. Das Unternehmen mit rund 3500 Mitarbeitern an sechs Standorten ist nun in finanzielle Schieflage geraten und beantragte Gläubigerschutz. Das vierseitige Schreiben mit allen juristischen Details versteckte Remington am Dienstag unten auf seiner Internetseite und bezeichnete sich weiterhin stolz als „America’s Oldest Gunmaker“ sowie als „führender Erfinder, Entwickler, Hersteller und Vermarkter von Feuerwaffen, Munition und artverwandten Produkten für die Jagd, den Schießsport, für Sicherheitskräfte und Militär“.
Der Schritt von Remington hat symbolische Sprengkraft
Tatsächlich ist lange nicht ausgemacht, dass der Traditionshersteller bald die Produktion einstellen muss. Das US-Insolvenzrecht mit der berühmten Gläubigerschutz-Klausel „Chapter 11“ ermöglicht Unternehmen eine Sanierung bei laufendem Geschäftsbetrieb, den Abbau ihres Schuldenbergs, ähnlich der deutschen „Insolvenz in Eigenverwaltung“. Der Betrieb werde nicht gestört, Rechnungen und Löhne würden weiterbezahlt, versicherte das Unternehmen. Der Schritt von Remington hat aber symbolische Sprengkraft. Und er ist peinlich – unter anderem für die milliardenschwere Beteiligungsgesellschaft Cerberus.
Die Firma ist benannt nach dem Höllenhund
Diese New Yorker Firma ist benannt nach dem Höllenhund, der in der griechischen Mythologie den Ein- und Ausgang des Hades bewacht. Cerberus unterstützt US-Präsident Donald Trump und hat alle Beteiligungen an Waffenfirmen in der Tochtergesellschaft mit dem euphemistischen Namen „Freedom Group“ gebündelt. Remington aber sollte verkauft werden. Denn die Geschäfte laufen nicht mehr so gut – auch bei den anderen großen US-Herstellern wie Smith & Wesson oder der Sturm, Ruger & Company. Sie alle leiden kurioserweise seit der Wahl von Trump zum Präsidenten unter sinkenden Verkäufen – obwohl dieser ein Freund der Branche ist und sich von der Waffenlobbyorganisation NRA im Wahlkampf unterstützen ließ.
Experten deuten den Rückgang der Nachfrage mit weniger Furcht der Amerikaner vor strikteren Waffengesetzen. Wegen der Aussicht auf strengere Regulierung hatten sich Amerikaner während der Amtszeit von Barack Obama und insbesondere während Trumps Wahlkampfs mit Hillary Clinton in großem Stil mit Waffen eingedeckt. Dieses Konjunkturprogramm ist seit der Wahl Trumps im November 2016 vorbei.
Remington meldete für das dritte Quartal 2017 einen Umsatzeinbruch auf 154 Millionen Dollar (130 Millionen Euro). Im Vorjahreszeitraum – also vor der US-Präsidentschaftswahl – hatte der Hersteller noch 222 Millionen (188 Millionen Euro) umgesetzt. Aus 9,5 Millionen Dollar Gewinn wurden zuletzt 16 Millionen Verlust. Da stößt wohl auch der Patriotismus von Cerberus an Grenzen.
Nicht nur Trump ist Schuld
Remington leidet nicht allein unter Trumps schusswaffenfreundlichem Kurs: Das Unternehmen wurde auch wegen angeblich defekter Gewehre und wegen des Schulmassakers in Sandy Hook im Jahre 2012 verklagt, bei dem unter anderem ein Sturmgewehr des Herstellers eingesetzt wurde. Friedensfreunde, die glauben, dies sei der Anfang vom Ende der Waffenhersteller in den USA, dürfen sich wenig Hoffnung machen. Bereits von 2015 bis 2016 hatte mit Colt eine andere traditionsreiche US-Waffenfirma ein Insolvenzverfahren – erfolgreich – durchlaufen.