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Die in dem Unkrautvernichtungsmittel Roundup enthaltene Chemikalie Glyphosat steht unter Verdacht krebserregend zu sein.
© Josh Edelson/AFP
Update

Prozess um Glyphosat: US-Richter reduziert Strafe für Bayer deutlich

Statt 80 Millionen Dollar soll Bayer dem krebskranken Edwin Hardeman nur noch 25 Millionen Dollar zahlen. Aber Bayer reicht das nicht.

Für Bayer ist es ein "Schritt in die richtige Richtung", doch der große Wurf ist es nicht: Zwar hat Richter Vince Chhabria aus San Francisco den Schadensersatz im zweiten Prozess um das Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat kräftig gesenkt, doch am Kern des Urteils hat er festgehalten: Danach ist das von der Bayer-Tochter Monsanto vertriebene Glyphosathaltige Unkrautvernichtungsmittel Roundup verantwortlich für die Krebserkrankung des Rentners Edwin Hardeman.

Im März hatte eine Geschworenenjury den deutschen Dax-Konzern Bayer, der Monsanto im vergangenen Jahr für 63 Milliarden Dollar übernommen hatte, zu einer Schadensersatzzahlung in Höhe von rund 80 Millionen Dollar verurteilt. Davon waren 75 Millionen Dollar Strafschadensersatz, mit dem in den USA Unternehmen für außergewöhnlich grob schuldhaftes, vorsätzliches Verhalten bestraft werden.

Diese Strafe hat Richter Chhabria am Montagabend um 55 Millionen Dollar reduziert. Bayer soll jetzt noch 25,3 Millionen Dollar zahlen (umgerechnet 22,5 Millionen Dollar).

Bayer hatte auf mehr gehofft

Die Bayer-Aktie startete am Dienstagmorgen mit Kurseinbußen, konnte sich im Laufe des Tages aber erholen. Das Papier gehörte am Dienstag zu den meist gehandelten Titeln.

Bayer hatte von Richter Chhabria mehr erhofft. Der Konzern hätte sich gewünscht, dass der Richter die Verurteilung ganz aufhebt und sich der Auffassung Bayers anschließt, dass Glyphosat bei bestimmungsgemäßem Gebrauch keinen Krebs erzeugt. Der deutsche Konzern beruft sich dabei auf die Einschätzung der Zulassungsbehörden in aller Welt, hat sich damit aber bislang vor den US-Gerichten nicht durchsetzen können.

Drei Verfahren hat es bisher gegeben, bisher hat Bayer in allen drei Prozessen verloren. Im Verfahren gegen das Ehepaar Alva und Alberta Pilliod wurde Bayer im Mai sogar von einem Geschworenengericht zu Schadensersatz in Höhe von zwei Milliarden Dollar verurteilt. In allen Verfahren geht Bayer in die Berufung, im Herbst könnte die erste Berufungsverhandlung stattfinden.

Dabei geht es um den ersten Kläger Dewayne Johnson, der als Hausmeister in Schulen Glyphosat versprüht hatte und jetzt Lymphdrüsenkrebs hat. Auch in seinem Fall hatte die Richterin die Schadensersatzsumme gekürzt, das Urteil aber bestehen lassen.

Richter drängt auf Vergleichsverhandlungen

In den USA sind 13.400 Klagen wegen Glyphosat anhängig, in diesem Jahr stehen noch drei weitere Verfahren in erster Instanz an. Die Kläger berufen sich auf die Krebsforschungsagentur der WHO, die den Unkrautvernichter 2015 als "wahrscheinlich krebserregend" eingestuft hatte. Die Verfahren können sich noch über sehr lange Zeit hinziehen. Allerdings werden solche Massenklagen erfahrungsgemäß früher oder später mit einem Vergleich beigelegt.

Richter Chhabria, bei dessen Bezirksgericht in San Francisco mehrere Hundert Klagen gebündelt sind, hat die Parteien bereits zu einer gütlichen Einigung gedrängt. Der US-Staranwalt Ken Feinberg ist als Schlichter bestellt worden, die Gespräche laufen. Dennoch wäre es für Bayer gut, erfolgreiche Prozesse ins Feld führen zu können. Das würde die Vergleichsverhandlungen für die Deutschen erleichtern und die Summen reduzieren.

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