UAW gibt sich geschlagen: US-Autogewerkschaft muss bei VW draußen bleiben
Die Autogewerkschaft UAW wollte mit ihrem Einzug in das VW-Werk in Chattanooga endlich im Süden der USA Fuß fassen. Doch die Mitarbeiter sagten nein. Nach einem anfänglichen Einspruch akzeptiert die Gewerkschaft die Entscheidung nun.
Die Autogewerkschaft UAW gibt ihren Kampf um Einfluss im einzigen US-amerikanischen Volkswagen-Werk verloren. Die UAW zog am Montag ihren Einspruch gegen eine verlorene Wahl für eine Arbeitnehmervertretung zurück. Die Gewerkschaft befürchtete nach eigenem Bekunden, dass am Ende der erhoffte Ausbau des Standorts Chattanooga unter der Kontroverse leiden könnte.
Die Beschäftigten hatten im Februar mit 712 zu 626 Stimmen gegen den Vorschlag votiert, sich von der UAW in Tarifangelegenheiten vertreten zu lassen. Dies war ein herber Rückschlag für die Gewerkschaft, die seit Jahren vergeblich versucht, in den wachsenden Autofabriken im Süden der Vereinigten Staaten Fuß zu fassen. In der Region haben sich vor allem ausländische Hersteller angesiedelt, darunter auch BMW und Mercedes-Benz.
Die UAW hatte kurz nach ihrer Niederlage eine „Einmischung von Politikern und Lobbygruppen“ angeprangert und Neuwahlen verlangt. Die zuständige Aufsichtsbehörde National Labor Relations Board (NLRB) hatte für diesen Montag eine erste Anhörung anberaumt. Am Morgen machte die Gewerkschaft aber einen Rückzieher. UAW-Chef Bob King bemängelte „das kaputte und komplizierte Verfahren, das sich über Monate oder Jahre hätte hinziehen können“.
Die Kontroverse hat auch Volkswagens Beziehung zu US-Politikern belastet
Damit bleibt allerdings die Frage weiter ungeklärt, wie sich die 2500 Mitarbeiter in Chattanooga organisieren. Der mächtige Konzernbetriebsrat in Wolfsburg hatte auf eine Arbeitnehmervertretung nach deutschem Vorbild gedrängt, wie sie in den anderen VW-Werken rund um den Globus üblich ist. „Wir begrüßen die Entscheidung der UAW“, erklärte VW in einer Stellungnahme vor Ort. Nun solle eine „neue, innovative Form der Mitbestimmung“ gefunden werden.
Die Kontroverse um die UAW hatte die zuvor gute Beziehung zwischen Volkswagen und den regierenden Republikanern im Bundestaat Tennessee belastet. Dabei steht die drängende Frage im Raum, wo VW einen neuen wichtigen SUV für den nordamerikanischen Markt baut - und ob der Staat Investitionshilfen in Millionenhöhe gewährt. Neben Chattanooga ist auch Mexiko als Standort im Gespräch.
Die Republikaner machen die UAW für den Niedergang der Autoindustrie rund um Detroit verantwortlich und fürchteten nach eigenem Bekunden, dass der aufstrebende Süden bei einem Vordingen der Gewerkschaft Schaden nehmen könnte. Zu den größten und lautstärksten Kritikern gehörten der Gouverneur von Tennessee, Bill Haslam, und Senator Bob Corker, der einst mitgeholfen hatte, VW in die Region zu locken.