Berlin und Brandenburg: Unternehmer der Hauptstadtregion sind optimistisch
Die Firmen in Berlin und Brandenburg blicken optimistisch in die Zukunft - auch wenn sie sich um ihre Exportchancen sorgen.
Jan Eder, Hauptgeschäftsführer der Berliner Industrie und Handelskammer (IHK), ist in Olympia-Stimmung. Gerade habe er versucht, eine Delegation des Hamburger Senats davon zu überzeugen, die Bewerbung zurückzuziehen, scherzte er am Montag. Die Hanseaten hätten aber abgelehnt. „Gut, dann müssen wir eben bis zur Entscheidung im März abwarten“, sagte Eder – und machte bei der Präsentation des Konjunkturreports der vier IHK der Hauptstadtregion sportlich weiter: „Die Fitness des Langstreckenläufers Berlin-Brandenburg ist gut, teils sehr gut“, sagte er. Das sei vor zehn Jahren noch anders gewesen, da sei die Region eher wie ein Kurzstreckenläufer gewesen, dem öfter die Puste ausging. „Jetzt rollen wir weiter das Feld von hinten auf.“
Grund für Eders Optimismus, der von seinen Kollegen der Kammern aus Potsdam, Cottbus und Ostbrandenburg mit Abstrichen geteilt wird, sind die Ergebnisse der aktuellen Umfrage unter knapp 1500 Mitgliedsunternehmen, die die IHK drei Mal im Jahr durchführen. Die von Ende Dezember bis Mitte Januar befragten Unternehmen äußerten sich demnach unterm Strich deutlich positiver als im Herbst: Der IHK-Konjunkturklimaindex für die Region stieg um fünf Punkte auf 128, liegt also wieder deutlich über dem langjährigen Mittel von 108 Punkten, hat aber noch nicht ganz den hohen Stand aus dem Frühsommer 2014 erreicht. Der Index fasst die Einschätzung der aktuellen Geschäftslage und die Zukunftserwartungen zusammen.
In der Industrie, im Handel und im Bau laufen die Geschäfte gut
Auffällig ist, dass speziell die Berliner Unternehmen ihre aktuelle Geschäftslage im Schnitt etwas schlechter bewerten als im Herbst. Grund seien vor allem skeptischere Einschätzungen aus dem Dienstleistungssektor, hieß es. In der Industrie, im Handel und auf dem Bau liefen die Geschäfte wieder besser oder zumindest so gut wie im Herbst 2014. 51 Prozent der Berliner und 48 Prozent der Brandenburger Unternehmen bewerten ihre aktuelle Lage mit „gut“, nur zwölf beziehungsweise neun Prozent der Unternehmen geben die Lage mit „schlecht“ an.
Grund für den Anstieg des Gesamtindex sind die Zukunftserwartungen in der Gesamtregion. Hier stieg der Saldo aus optimistischen und pessimistischen Erwartungen kräftig um zwölf Punkte auf 18 Zähler. Besonders hoffnungsfroh ist man im Dienstleistungsgewerbe – im Handel, auf dem Bau und im verarbeitenden Gewerbe etwas weniger optimistisch. Die Berliner Unternehmen schätzen ihre Zukunft dabei mit 29 Zählern deutlich besser ein als ihre Konkurrenten und Partner aus dem Umland (drei Zähler).
Exportorientierte Unternehmen haben es derzeit aber schwer
Die exportorientierten Unternehmen der Region trüben das Gesamtbild, was mit den sinkenden Auftragszahlen aus dem Ausland zusammenhängen dürfte. „Die weltweit zahlreichen Krisenherde scheinen sich spürbar bei den exportorientierten Industriebetrieben bemerkbar zu machen“, heißt es im Bericht. Allerdings gehen immer noch 85 Prozent der Industrieunternehmen der Hauptstadtregion davon aus, dass sie künftig mehr oder zumindest gleich viel Güter ausführen können.
Im IHK-Bezirk Cottbus drückt die Ankündigung des Energiekonzerns Vattenfall, seine Braunkohleaktivitäten noch 2015 zu verkaufen, auf die Stimmung. Jeweils mehr als 36 Prozent der Befragten im Süden Brandenburgs gaben an, das Thema Braunkohle sei für sie „sehr wichtig“ oder „wichtig“. Eine Minderheit messe dem keine oder nur eine geringe Bedeutung bei. „Auch die Themen Mindestlohn, Rente mit 63 und die Pkw- Maut verunsichern die Unternehmen nachhaltig“, sagte Wolfgang Krüger, Hauptgeschäftsführer der IHK Cottbus.
In Brandenburg rechnen die Kammern insgesamt mit einem Wirtschaftswachstum von 1,4 Prozent in diesem Jahr. Für Berlin zeigte sich Jan Eder zuversichtlich, dass das Wachstum auch 2015 wieder über dem Bundesschnitt liegen wird: bei 1,6 Prozent.