Weihnachtsgeschäft: Umsatzplus durch Flüchtlinge erwartet
Zuwanderung als Konjunkturprogramm. Auch aufgrund der hohen Flüchtlingszahlen rechnet der Einzelhandel mit dem stärksten Wachstum seit zwei Jahrzehnten.
Die deutschen Einzelhändler rechnen in diesem Jahr auch wegen eines gutes Weihnachtsgeschäft und der starken Zuwanderung mit dem stärksten Wachstum seit zwei Jahrzehnten. Der Umsatz werde um 2,7 Prozent auf rund 471 Milliarden Euro steigen, sagte der Branchenverband HDE am Mittwoch in Berlin voraus. Er hob damit seine bisherige Prognose von 2,0 Prozent deutlich an. "Die Arbeitsmarktdaten sind gut, die Realeinkommen steigen und die Preissteigerungen sind moderat", begründete HDE-Präsident Josef Sanktjohanser.
Der Aufwärtstrend soll sich 2016 fortsetzen. "Es dürfte wieder die Zwei vor dem Komma stehen", sagte Sanktjohanser. Dem gerade anlaufende Weihnachtsgeschäft sehen die Einzelhändler optimistisch entgegen. Der Umsatz dürfte im November und Dezember zusammen um 2,0 Prozent zum Vorjahreszeitraum auf knapp 87 Milliarden Euro steigen. Einen stärkeren Anstieg gab es zuletzt 2010. Im vergangenen Jahr hatte es nur zu einem Plus von 0,8 Prozent gereicht. Jeder Einwohner wolle im Schnitt 460 Euro für Weihnachtsgeschenke ausgeben, ergab eine Verbraucherumfrage. "Damit steigt die Summe, die für Geschenke zu Heiligabend ausgegeben wird, das fünfte Jahr in Folge", betonte Sanktjohanser.
Online-Geschäft boomt
Besonders gefragt seien Geschenkgutscheine, Bücher, Schreibwaren und Kosmetik. "Aber auch Uhren, Schmuck, Juwelen, Gold und Silberwaren stehen auf vielen Einkaufslisten ganz oben", sagte der HDE-Präsident. Immer mehr Deutsche bestellen ihre Geschenke im Internet. Der Online-Handel dürfte seine Einnahmen im Weihnachtsgeschäft um zwölf Prozent auf 11,2 Milliarden Euro steigern. Auf der anderen Seite stünden aber auch viele Einzelhändler unter erheblichem Druck. Der HDE befürchtet, dass bis 2020 Tausende Geschäfte aufgeben müssen.
Impulse erwartet die Branche vom der Einwanderung Hunderttausender Flüchtlinge. "Wir haben ein Prozent mehr Einwohner im Land, es wird zu mehr Einzelhandelsumsatz durch den Zustrom kommen", sagte Sanktjohanser. Viele Asylbewerber dürften einen großen Teil ihres verfügbaren Einkommens in den Konsum stecken. "Insoweit ist das auch ein Konjunkturprogramm", sagte Sanktjohanser. "Das sehen wir als Wirtschaftsfaktor." (rtr)