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Eine REWE-Filiale in Hessen erleichtert Flüchtlingen das Einkaufen durch Verwendung von einer Übersetzungs-App.
© dpa
Update

REWE-Markt in Hessen: Supermarkt bedient Flüchtlinge mit Übersetzungs-App

Immer wieder gibt es Meldungen über Supermärkte, die über Probleme mit Flüchtlingen klagen. Ein Markt in Hessen freut sich auf die neuen Kunden - und stellt sich auf sie ein.

Wer in einem fremden Land einkaufen will, benötigt manchmal Hilfe bei der Auswahl der Waren. Auch bei Flüchtlingen ist das nicht anders, wenn sie sich im Sortiment eines deutschen Supermarktes orientieren wollen. Gelegentlich gibt es Meldungen, Flüchtlinge würden Verpackungen aufreißen oder Waren stehlen. So zuletzt in Kassel-Calden. Hier hatte ein Edeka-Supermarkt Sicherheitskräfte engagiert und nur zwei Flüchtlinge auf einmal in den Laden gelassen. Dass es auch anders geht, zeigt ein REWE-Markt im nahe gelegenen Hessisch Lichtenau mit knapp 12.000 Einwohnern.

Auch hier leben über 1000 Flüchtlinge in Unterkünften. Momentan werden Leichtbauhallen im Gewerbegebiet errichtet. Weitere Personen könnten aufgenommen werden, wozu die Stadt erst kürzlich einen Pachtvertrag mit dem Regierungspräsidium Kassel unterzeichnet hat, wie hna.de berichtet. Die große Fläche des Gewerbegebiets Senkefeld schaffe demnach Voraussetzungen für eine größere Anzahl an Flüchtlingen. Der REWE in der Ottilienstraße sieht hier kein Problem: "Wir sind kein zweites Calden", sagt Geschäftsführerin Tina Goebel dem Tagesspiegel. Bisher empfinde sie es als sehr ruhig. Es würden weder große Gruppen in den Markt strömen, noch gebe es Tumulte. Diese gibt es nur im medialen Bereich. Mit ihrem Vorgehen hat Goebel die Presse angelockt. Die 29-Jährige ist derzeit überfordert, den Anfragen gerecht zu werden. Auch ein Kamerateam hat sich am Dienstag vor dem Supermarkt eingefunden.

"Babywasch" anstelle von "Babywanne"

Um in einen Dialog mit den Flüchtlingen zu treten, benutzen die Angestellten eine Übersetzungs-App auf ihrem Smartphone. „Der Kunde tippt seine Landesflagge an, antwortet ins Mikrofon und schon können wir lesen, was er einkaufen möchte", beschreibt Goebel das Vorgehen. "Das ist doch ganz normal. Wie sollen wir sonst miteinander kommunizieren?" Auch bei anderen Märkten sei dies nicht unüblich.

Oftmals kommt dabei auch Kauderwelsch heraus, wenn die App beispielsweise "Sim da bad" statt "Simkarte laden" oder "Babywasch" anstelle von "Babywanne" schreibt. Trotz elektronischer Unterstützung ist es also gelegentlich ein lustiges Rätselraten in dem 1800 Quadratmeter großen Markt. Die Angestellten des Geschäftes sind dazu angehalten, die App auf ihr Mobiltelefon zu laden. Laut Goebel zeigen sich die Flüchtlinge darüber sehr dankbar und froh.

Kein spezielles Angebot für Flüchtlinge

Der Markt in Hessen führt schon seit längerer Zeit polnische und russische Lebensmittel. Dies ist in vielen Märkten der REWE-Group üblich. In Hessen gebe es in einigen Regionen viele russische und polnische Einwanderer. REWE hat hier bereits vor Jahren bewusst reagiert und entsprechende Artikel ins Sortiment aufgenommen. So etwas soll es laut Raimund Esser von der Unternehmenskommunikation mit syrischen Produkten zunächst nicht geben. "Es wird kein Sortiment speziell für Araber geben", sagte er dem Tagesspiegel. Man habe festgestellt, dass Menschen aus dem arabischen Raum auch viel Linsen, frischen Salat und Früchte essen würden, die es im Sortiment von deutschen Supermärkten bereits gibt.

Was Flüchtlinge betrifft, würden diese doch überwiegend in den Unterkünften verpflegt, sagt Esser. Über ein spezielles Angebot müsse man vielleicht in drei Jahren oder so noch einmal nachdenken. Wie es mit der Verpflegung in Flüchtlingsunterkünften gehalten wird, lesen Sie unter diesem link. Demnach stehen den Einrichtungen circa elf Euro am Tag für die Verköstigung der Flüchtlinge zur Verfügung. "Besser wäre es, die Menschen bekämen die Chance, sich selbst zu versorgen", sagt Manfred Nowak, Kreisvorsitzender des Awo-Verbands Berlin-Mitte. Die Organisation betreibt zwölf Flüchtlingsunterkünfte in Berlin. Man würde den Flüchtlingen derzeit zeigen, wo sie einkaufen können.

Tina Goebel hat unterdessen Rosenwasser in das Angebot ihres Supermarktes in Hessisch Lichtenau aufgenommen. Dieses benutzen einige Muslime zum Beten. Noch verkaufe sich der Artikel aber nicht besonders gut.

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