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Hunderte Schokoladen-Osterhasen warten in einem Supermarktregal auf die Kunden.
© picture alliance / dpa

Deutscher Exportmarkt: Trump und Brexit belasten deutsche Süßwarenindustrie

Die deutsche Süßwarenindustrie exportiert einen Großteil ihrer Produkte ins Ausland. Außenpolitische Krisen verunsichern nun die Branche.

Die Welt findet nicht nur Gefallen an deutschen Automobilen und Maschinen, sondern liebt auch Schokolade, Gebäck und Knabberartikel made in Germany. Aktuellen Zahlen des Bundesverbandes der Deutschen Süßwarenindustrie (BDSI) und des Statistischen Bundesamtes zufolge landet rund die Hälfte aller hierzulande produzierten Süßwaren nicht in heimischen Regalen, sondern bei Händlern und Verbrauchern im Ausland – und wiederum 80 Prozent davon in der Europäischen Union.

Die gute Nachricht in politisch angespannten Zeiten: Die mehr als 200 industriellen Hersteller hierzulande konnten in den vergangenen zwölf Monaten sowohl ihre Produktion als auch ihren Umsatz steigern. Produziert wurden rund vier Millionen Tonnen Süßigkeiten im Wert von 12,3 Milliarden Euro – 3,5 Prozent mehr als im Vorjahr.

Umsatz im Inland bleibt stabil

Auch 2017 rechnet die Branche mit Wachstum – nicht zuletzt wegen des stabilen Absatzes im Inland. „Die gute Beschäftigungslage und die damit einhergehende Konsumlaune der Deutschen stimmen uns optimistisch“, sagte BDSI-Präsident Stephan Nießner am Donnerstag. Die Deutschen sind Naschkatzen: Rund 32,7 Kilogramm an Keksen, Bonbons, Schokoladenriegeln, Pralinen, Popcorn, Speiseeis und Kaugummi hat ein Deutscher im vergangenen Jahr im Schnitt vertilgt und dafür knapp 100 Euro ausgegeben. 2006 noch begnügte sich der Verbraucher mit 31,4 Kilogramm Süßigkeiten pro Kopf. Die Differenz zum Jahr 2016 entspricht dem Gesamtgewicht von 13 Schokoladentafeln.

Eine Erklärung für den zunehmenden Heißhunger der Deutschen auf Süßes nannte BDSI-Präsident Nießner am Donnerstag nicht – wohlwissend, dass seine Branche von Kritikern gerne in Verbindung mit ungesunder Ernährung und Übergewicht gebracht wird. Lebensmittel in „gut“ und „schlecht“ einzuteilen, spreche dem Verbraucher jede Eigenverantwortung ab, sagte der Verbandschef lediglich. „Dabei verhält es sich bei Süßwaren wie bei allen anderen Lebensmitteln auch – es kommt auf das richtige Maß an.“ Die Deutschen verbrauchen im Schnitt rund 670 Kilogramm Lebensmittel pro Jahr.

Großbritannien ist wichtiger Markt

Während sich beim Inlandsabsatz der Branche auch im kommenden Jahr nur wenig ändern dürfte, muss sich der Wirtschaftszweig dagegen auf Einschränkungen beim Export einstellen. Mit Sorge beobachtet man beim BDSI vor allem die politischen Entwicklungen in den USA und in Großbritannien. Das Vereinigte Königreich ist der zweitwichtigste Exportmarkt der deutschen Süßwarenindustrie und hinsichtlich des Umsatzes einer der wichtigsten Märkte überhaupt. Rund 770 Millionen Euro Umsatz generierten 2016 alleine die in Großbritannien verkauften Schokoladenwaren aus Deutschland.

Doch damit könnte es bald vorbei sein. „Das Geschäft ist durch den Brexit mit großen Unsicherheiten behaftet“, sagte BDSI-Präsident Nießner. Vor allem kleinere und mittelständische Unternehmen müssten angesichts des baldigen Ausstieg der Briten aus der Europäischen Union mit größeren bürokratischen Hemmnissen rechnen. In den USA, dem wichtigsten Absatzmarkt außerhalb der EU, sei unter der Führung von US-Präsident Donald Trump bereits eine Tendenz zum Protektionismus der heimischen Unternehmen festzustellen.

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