Anleger sich verunsichert: Trump lässt Nachfrage nach Gold steigen
Der US-Präsident sorgt für Unsicherheit, weshalb Anleger verstärkt Barren und Münzen kaufen. Weltweit ist die Nachfrage nach Gold zuletzt gestiegen.
Donald Trump ist gut fürs Geschäft. Zumindest für das der Goldhändler. Denn ist die Unsicherheit groß, kaufen die Anleger Barren und Münzen. Und wenn der neue US-Präsident etwas tut, dann verunsichert er: Trump kündigt Handelsabkommen auf oder beschließt, sie neu zu verhandeln. Er droht mit Strafzöllen. Er will die Regulierung für die Banken lockern. Auch hierzulande macht das die Anleger nervös. Und das nicht erst seit der Amtseinführung im Januar.
Einer, der davon profitiert, ist Wolfgang Wrzesniok-Roßbach, Chef des Goldhändlers Degussa. „2016 war für uns ein Rekordjahr“, sagt er. 42 Tonnen Gold haben Kunden bei ihm gekauft, fast zwei Milliarden Euro haben sie insgesamt für Edelmetalle ausgegeben. Vor allem die letzten vier Monate seien gut gelaufen. „Und das obwohl wir keine neue Niederlassung aufgemacht haben“, sagt Wrzesniok-Roßbach.
Weltweit ist Gold gefragt
Dabei sind längst nicht nur die Deutschen im Goldrausch. Weltweit ist die Nachfrage nach Gold im vergangenen Jahr gestiegen. 4309 Tonnen des Metalls sind rund um den Globus 2016 verkauft worden – so viel wie seit drei Jahren nicht mehr. Das zeigen Zahlen, die der World Gold Council (WGC) am Freitag vorgelegt hat.
Auffallend ist dabei, dass zunehmend auch professionelle Investoren das Gold für sich entdecken. Sie legen Finanzprodukte auf, die den Goldpreis nachbilden oder teilweise sogar mit Gold hinterlegt sind. Sogenannte ETFs und andere Produkte standen im vergangenen Jahr für eine Nachfrage nach mehr als 500 Tonnen Gold – so viel wie seit der Finanzkrise 2008/2009 nicht mehr.
Dabei haben Privatanleger und institutionelle Anleger sehr unterschiedlich auf die Wahl von Trump reagiert. Während die professionellen Investoren besonders im Sommer aufs Gold setzten und so unter anderem auf die Unsicherheit durch die Brexit-Abstimmung reagierten, blieben sie – anders als die Kleinanleger – nach der Präsidentschaftswahl eher zurückhaltend. Weil die Börsenkurse in den USA im November und Dezember kräftig zulegten, war es zwischen der Wahl und der Amtseinführung von Trump für sie lukrativer, Aktien zu kaufen statt Gold. In den ersten Wochen nach der Wahl hofften viele Beobachter schließlich noch, dass Trump mit seinem angekündigten Investitionsprogramm die Wirtschaft ankurbeln und so langfristig die Aktienkurse steigen lassen würde. Hedgefonds-Manager Stanley Druckenmiller verkaufte deshalb zum Beispiel noch in der Wahlnacht all sein Gold. Starinvestor George Sorros ist sogar noch früher ausgestiegen.
Kleinanleger kaufen bei günstigen Kursen
Die deutschen Kleinanleger nutzten dagegen den schwachen Goldpreis im November und Dezember, um sich mit Barren und Münzen einzudecken. „Früher haben die Anleger oft bei Höchstkursen gekauft“, sagt Wrzesniok-Roßbach. Inzwischen gingen sie überlegter vor. „Ist einmal die Entscheidung gefallen, dass sie Gold kaufen wollen, warten viele, bis die Preise wieder nachgeben.“ Dabei seien viele der Käufer derzeit Erstkäufer. Auch sie dürfte die Unsicherheit angesichts Brexit, Schuldenkrise und Trump ins Gold getrieben haben.
Wie es in diesem Jahr mit dem Goldpreis weitergeht, darüber sind sich die Experten uneins. Während die einen voraussagen, dass er am Jahresende bei 1150 Dollar die Feinunze liegt, prognostizieren andere einen Anstieg auf 1450 Dollar. Einerseits hebt die US-Notenbank Fed gerade die Zinsen an – das macht andere Anlagen im Vergleich zum Gold wieder attraktiver. Andererseits herrscht nicht zuletzt wegen Trump weiterhin eine große Unsicherheit, was eher für Gold spricht. Dazu kommt die anziehende Inflation: Bei steigenden Preisen versuchen Anleger gerne mit Goldkäufen ihre Ersparnisse zu schützen, was das Edelmetall teurer macht. Schließlich kommt noch eine steigende Nachfrage in Indien hinzu. Dort kaufen die Menschen derzeit als Reaktion auf die Bargeldknappheit mehr Gold: Die Regierung hat die 500- und 1000-RupienScheine aus dem Verkehr gezogen, von denen besonders viele im Umlauf waren.