Handelsstreit: Trump lässt Einfuhrzölle auf ausländische Autos prüfen
US-Präsident Donald Trump nimmt ausländische Autohersteller ins Visier. Einfuhrzölle von bis zu 25 Prozent sind möglich. Getroffen würde davon aber auch die heimische Industrie
Berlin - Mit Sorge haben Unternehmen, Verbände und Politiker auf die Ankündigung von US-Präsident Donald Trump reagiert, höhere Zölle auf importierte Autos zu prüfen. Zugleich relativierte die Branche die Bedeutung der USA als Exportland. So sind die deutschen Fahrzeugbauer Volkswagen, BMW und Daimler mit großen Werken vor Ort vertreten und zählen inzwischen zu den größten Exporteuren von Fahrzeugen aus den USA. Gut jedes zweite von deutschen Konzernen in den USA hergestellte Auto wird ausgeführt.
Trump hatte Handelsminister Wilbur Ross beauftragt, möglichen Schaden für die nationale Sicherheit durch Auto-Importe zu prüfen. Laut „Wall Street Journal“ könnten die USA die Schutzzölle auf bis zu 25 Prozent erhöhen. Der US-Präsident hatte zunächst per Twitter „wichtige Nachrichten für unsere fabelhaften Automobilhersteller“ angekündigt, die Opfer „jahrzehntelanger Jobverluste zugunsten anderer Länder“ seien. „Schlüsselindustrien wie Autos und Autoteile“ seien „entscheidend für unsere Stärke als Nation“, erklärte das Weiße Haus und wiederholte damit die auch bei Stahl- und Aluminiumzöllen gegebene Begründung.
Für die EU-Staaten kommt die Drohung der USA zur Unzeit. Schließlich versuchen sie gerade, im Streit um Zölle auf Aluminium und Stahl mit den Amerikanern ins Gespräch zu kommen. Erst vergangene Woche hatten sich die EU-Regierungschefs darauf verständigt, was man den USA anbieten kann. Demnach könnte die EU zum Beispiel ihrerseits die Importzölle auf Industrieprodukte senken und damit auch auf Autos, um den Zöllen auf Stahl und Aluminium zu entgehen. Im vergangenen Jahr führte die EU 234.000 Pkw aus den USA ein. Ob das Angebot der Regierungschefs angesichts der neuen Ankündigung von Trump Bestand hat, ist offen. Leichter macht es die Gespräche mit den USA nicht. Dabei ist der Zeitdruck groß: Ausgenommen von den Strafzöllen der USA auf Aluminium und Stahl sind die Europäer vorerst nur noch bis Ende kommender Woche.
Gute Nachrichten aus China
„Die deutsche Automobilindustrie beobachtet die aktuelle Entwicklung aufmerksam und mit Sorge“, teilte der Autoverband VDA mit. „Eine Erhöhung der Zollschranken sollte vermieden werden.“ Die Autokonzerne selbst beließen es am Donnerstag bei allgemeinen Appellen für einen freien Marktzugang und fairen internationalen Handel.
Erst am Dienstag hatte sie eine gute Nachricht aus China erreicht: Die Regierung in Peking will Importzölle auf deutsche Autos deutlich von 25 auf 15 Prozent reduzieren. China ist für die deutschen Hersteller viel bedeutender als der US-Markt. VW verkauft dort 40 Prozent seiner Fahrzeuge, bei Daimler und BMW sind es knapp 30 Prozent. „China ist die wahre Autonation“, kommentierte am Donnerstag der Duisburger Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer den Handelsstreit. Der US- Markt sei hingegen „gesättigt und hat kein Wachstumspotenzial“.
Gleichwohl wäre der Schaden erheblich, wenn sich die US-Regierung für drastische Handelsschranken entscheiden würde. „Sollten die Zölle am Ende wirklich kommen, wird dies Mehrbelastungen von mehr als sechs Milliarden Euro pro Jahr bedeuten“, rechnete DIHK-Präsident Eric Schweitzer vor. Ein Teil des Schadens entfiele indes auch auf US-Verbraucher und -Unternehmen, wenn zum Beispiel ein genereller Zoll auf alle Autoimporte eingeführt würde. Dudenhöffer rechnete aus, dass Fiat Chrysler im vergangenen Jahr über 920000 Autos mehr in den USA verkaufte als es dort produzierte – etwa 45 Prozent aller Verkäufe. Bei General Motors waren es demnach 762000 Autos oder 25 Prozent aller Verkäufe. Mit einem umfassenden Importzoll würde Trump nach Einschätzung Dudenhöffers „die Weichen für eine Rezession des US-Automarktes“ stellen.
An der Börse sackten die Autowerte um rund zweieinhalb Prozent ab. Auch die Papiere der französischen und asiatischen Hersteller verbilligten sich.