Plattform für internationale Bahn-Fahrten: Trainline bietet Tickets aus einer Hand
Das Ticketportal Trainline kombiniert und vergleicht Angebote von 86 Bahnen in 24 Ländern. Auch bei Reklamationen springt das französisch-britische Unternehmen ein.
Die Deutsche Bahn hat im vergangenen Jahr jeden Tag im Schnitt 27 000 Handy-Tickets verkauft. Der Schienenkonzern ist stolz auf das Wachstum seiner Smartphone-App DB Navigator. Doch Reisende, die mit der Bahn über die Grenze ins Ausland fahren wollen, muss die Bahn häufig enttäuschen – nicht nur beim mobilen Ticketkauf. „Preisauskunft nicht möglich“, heißt es da oft, die Buchung per Handy oder Website scheitert. Der Grund: Die Deutsche Bahn ist mit den Buchungssystemen ausländischer Bahnen nicht verbunden.
Das unabhängige Bahnticketportal Trainline will diese Hürden aus dem Weg räumen und verspricht einen Service aus einer Hand. Das französisch-britische Start-up vergleicht und kombiniert die Angebote von 86 internationalen Bahnanbietern in 24 Ländern – darunter auch die Deutsche Bahn. „Über uns werden jeden Tag 125 000 Reisen gebucht“, sagte Deutschland-Geschäftsführer Daniel Beutler dem Tagesspiegel. Das entspreche einem Transaktionsvolumen von zuletzt 2,7 Milliarden Euro. Trainline biete die schnellste und günstigste Verbindung für die gesamte, grenzüberschreitende Fahrt, inklusive aller Sparpreise und Bahncard-Rabatte. Das elektronische Ticket wandert nach der Bezahlung bequem aufs Smartphone.
Reisende finden auch bessere Preise als bei der Bahn
Aber auch rein nationale Verbindungen können über die Plattform gebucht werden. „Wir sind schneller und einfacher als der DB Navigator“, verspricht Beutler, der selbst acht Jahre für die Deutsche Bahn gearbeitet hat. Und nicht nur das: Bei internationalen Verbindungen biete Trainline Reisenden mitunter auch bessere Preise als die Bahnen in ihrem eigenen Vertrieb.
Dabei versteht sich Trainline keinesfalls als Wettbewerber der Bahngesellschaften. „Wir nehmen denen nichts weg“, versichert Beutler. „Der Markt ist viel zu groß.“ Trainline lebt von den Provisionen, die die derzeit 86 Bahngesellschaften pro Ticketverkauf an das Portal zahlen. Beutler spricht von einem „einstelligen Prozentbereich“ pro Fahrkarte und ist zufrieden. „Wir sind profitabel“, sagt er. Man verstehe sich als „Botschafter des Bahnfahrens“. Die inzwischen 500 Mitarbeiter an den Standorten London, Paris und im schottischen Edinburgh seien ein „Haufen von Überzeugungstätern“.
Der 2009 gegründete französische Anbieter Captain Train fusionierte 2016 mit dem britischen Wettbewerber Trainline, der dem Finanzinvestor KKR gehört. Seit September vergangenen Jahres tritt das neue Unternehmen gemeinsam auf – und zählt im Monat 16,5 Millionen Besucher auf seiner Seite.
Nur 20 Prozent der Fahrkarten werden online verkauft
In Deutschland noch weithin unbekannt, will Trainline hierzulande mehr für seinen Service werben. Die Wachstumsaussichten scheinen gut: Nur 20 Prozent aller Bahn-Tickets werden online verkauft. Expandieren will Trainline vor allem in Nord- und Osteuropa und damit auch für Berliner Reisende attraktiver werden, die bei Langstrecken nach Südeuropa bislang eher das Flugzeug nehmen. „Wir sprechen auch mit den Verkehrsverbünden, um in den Ballungsräumen Regional-Tickets verkaufen zu können“, sagt Beutler.
Einen Service aus einer Hand bietet das Unternehmen auch bei Reklamationen. Fällt zum Beispiel ein Zug in Frankreich aus, wird der Kunde umgehend per Handy-App über mögliche Reisealternativen informiert. Und: Trainline wickelt auch die Formalitäten für eventuelle Fahrpreiserstattungen und Entschädigungen mit den Reisenden ab. Nur zahlen muss am Ende die Bahngesellschaft.