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Fehler im System. Weil die Produktion noch nicht rundläuft, schafft Tesla erst zum Ende des zweiten Quartals 2018 eine wöchentliche Menge von 5000 Fahrzeugen.
© REUTERS

Model 3 in Verzug: Tesla braucht länger

Der US-Hersteller bekommt die Produktion seines neuen Elektroautos Model 3 nicht in den Griff. Nun verschieben sich die Zeitpläne erneut.

Der „Produktionshölle“, über die Tesla-Chef Elon Musk im vergangenen Jahr berichtete, ist der kalifornische Elektroautobauer noch nicht entronnen. Weil die Herstellung des neuen, kompakten Model 3 noch nicht rund läuft, musste Musk am Donnerstag zum wiederholten Mal seine Zeitpläne ändern. Die Absatzzahlen des vergangenen Jahres fielen nicht so gut wie erhofft aus.

Damit enttäuschte Milliardär Musk nicht nur die Erwartungen der Börse – der Aktienkurs rutschte um knapp vier Prozent nach unten –, sondern auch der nach Tesla-Angaben 500 000 Kunden, die bereits ein Model 3 angezahlt haben und nun noch länger auf die Auslieferung warten müssen.

Model 3 soll Massen begeistern

Nach der Sportlimousine Model S und dem Geländewagen Model X will Tesla mit dem Model 3 für rund 35 000 Dollar den Massenmarkt erobern. Doch wurden im Schlussquartal 2017 nur 1550 Model 3 verkauft, nicht einmal halb so viele wie von Analysten erwartet. 860 befanden sich noch auf dem Weg zu den Kunden. Im dritten Quartal liefen statt der angepeilten 1500 Exemplare nur 260 von den Bändern. Die Kalifornier verschoben deshalb abermals ihre Produktionsziele, weil das Unternehmen die Probleme in der Fertigung nicht in den Griff bekommt. Bereits im Dezember wollte der Hersteller eigentlich 5000 Fahrzeuge pro Woche fertigen, verschob dies aber kurz vorher auf das erste Quartal. Am Mittwoch rückte Tesla das Ziel noch weiter nach hinten: auf Ende des zweiten Quartals. Es hakt offenbar bei der Produktion der Batterie-Module, für die Tesla in der Wüste von Nevada eigens eine riesige Fabrik gebaut hat. Dort müssen die Fertigungsabläufe den Angaben zufolge teilweise überarbeitet werden.

Musk: Genug Kapital um Zeitverzug zu finanzieren

Musk behauptet, das von Finanzinvestoren getragene Unternehmen habe genug Kapital, um die Verzögerungen zu überbrücken. Tesla hatte im dritten Quartal allerdings einen Fehlbetrag von 619 Millionen Dollar verbucht. Die Reaktion der Börse zeigt, dass die Anleger immer genauer auf die Zahlen schauen

Für Tesla drängt die Zeit, denn die etablierten Wettbewerber auf dem Automarkt haben ebenfalls eine elektrische Produktoffensive angekündigt. Allerdings werden Volkswagen, Daimler und BMW erst nach 2020 das ganze Portfolio ihrer E-Autos am Start haben. Bis dahin muss Tesla mit dem Model 3 und möglichen Nachfolgemodellen seinem Ruf gerecht werden, die Autoindustrie mit innovativen Produkten und Vermarktungsmethoden aufmischen zu können.

Mehr als 100.000 reine E-Autos verkauft

Insgesamt baute der Hersteller in den vergangenen drei Monaten 24 565 Elektroautos, verkauft wurden fast 30 000, was (ohne Model 3) einem Plus von 27 Prozent entspricht. Im gesamten Jahr 2017 stieg die Zahl der verkauften Elektroautos um 33 Prozent auf mehr als 101 300 Einheiten. Zum Vergleich: BMW verkaufte 2017 ebenfalls mehr als 100 000 elektrifizierte Fahrzeuge – darunter aber überwiegend Hybrid-Modelle, die auch einen Verbrennungsmotor an Bord haben.

Analysten zeigten sich enttäuscht von den Model-3-Problemen, honorierten aber die Absatzzahlen. Das vierte Quartal sei das beste Jahresviertel der Unternehmensgeschichte gewesen, schrieb Sven Diermeier, Analyst bei Independent Research. Das Hauptproblem von Tesla sei nicht der Absatz, sondern die Produktion. Große Zweifel habe er aber, ob dem US-Konzern auch ein nachhaltiger Erfolg auf dem Leitmarkt der Elektromobilität, in China, gelinge.

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