Real mehr Geld: Tariflöhne steigen deutlich stärker als die Inflation
Die monatlichen Tarifverdienste samt Sonderzahlungen haben sich um durchschnittlich 3,1 Prozent erhöht - sechsmal stärker als die Verbraucherpreise.
Die Arbeitnehmer haben in diesem Sommer eine deutlich höhere Kaufkraft als vor einem Jahr. Das gilt jedenfalls für die Beschäftigten, die nach einem Tarif bezahlt werden. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes bekommt dieser Personenkreis aktuell 3,1 Prozent mehr Geld als vor einem Jahr. Und da gleichzeitig die Inflationsrate nur um 0,5 Prozent gestiegen ist, erhöht sich die Kaufkraft um 2,6 Prozent. Im vergangenen Jahr hatte die Statistik bereits ähnlich vorteilhaft für die Arbeitnehmer ausgesehen; damals erhöhten sich die Tarifeinkommen um 3,2 Prozent, während die Preise um 0,9 Prozent stiegen.
Die nach wie vor fast vernachlässigbare Preissteigerung erklärt sich vor allem mit dem niedrigen Ölpreis. Im August lagen die Energiepreise um 7,6 Prozent unter dem entsprechenden Wert des Vorjahres. Die Schwäche der Weltwirtschaft, vor allem die Sorgen um China, die vollen Lager in den USA, die absehbare Rückkehr des Iran auf den Energiemarkt sowie schließlich die ungebremste Produktion Saudi-Arabiens drücken den Ölpreis seit Monaten. In der Konsequenz können die Verbraucher das Geld, das sie für die Heizung oder beim Tanken sparen, für andere Produkte oder Dienstleistungen ausgeben. Auch deshalb ist der private Verbrauch seit Längerem die stabilste Stütze der Konjunktur, zumal es bei öffentlichen und privaten Investitionen einen Stau gibt.
Den Gewerkschaften sind in den letzten Jahren wieder ordentliche Tarifabschlüsse gelungen. Darunter auch die Gewerkschaften des öffentlichen Dienstes (Verdi, Beamtenbund, Gewerkschaften der Polizei und der Lehrer), die zuvor von den Industriegewerkschaften respektive deren hohen Tarifen abgehängt worden waren. Das Statistische Bundesamt hat ermittelt, dass im zweiten Quartal dieses Jahres die Tarifverdienste dort besonders kräftig gestiegen sind, wo der Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst gilt. Zum Beispiel „freiberufliche, wissenschaftliche und technische Dienstleistungen“ (plus vier Prozent) oder im Gesundheits- und Sozialwesen (plus 3,7 Prozent). Überdurchschnittliche Erhöhungen gab es ferner im Bereich Finanz- und Versicherungsdienstleistungen (3,4 Prozent) sowie in der Industrie mit 3,3 Prozent; dabei stechen die 3,4 Prozent hervor, die es seit April für die 3,7 Millionen Beschäftigten in der Metall- und Elektroindustrie gibt.
Den geringsten Gehaltsaufschlag bekamen in den vergangenen zwölf Monaten die Arbeitnehmer im Handel mit 1,0 Prozent. Deutlich schlechter schneiden in der Regel noch die Arbeitnehmer ab, die keinen Tarif haben. Das sind in den vergangenen 20 Jahren immer mehr geworden. In Ostdeutschland werden weniger als die Hälfte der Beschäftigten nach Tarif bezahlt, im Westen sind es rund 60 Prozent, die unter die Wirkung eines Flächentarifs fallen oder einen eigenen Haustarif haben.
Alfons Frese
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